Naturschutz im Landkreis:Streit um die Thaller Lacke

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Die Thaller Lacke in der Gemeinde Zorneding verliert immer mehr Wasser. Das Biotop droht zu sterben. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Wie geht es mit dem sterbenden Biotop in Pöring weiter - und wer ist überhaupt dafür zuständig? Darüber gibt es unterschiedliche Ansichten bei der Gemeinde Zorneding und den Eigentümern, die die Verantwortung dem jeweils anderen zuschieben.

Von Andreas Junkmann, Zorneding

Früher bot der Pöringer Ziegelweiher, besser bekannt als Thaller Lacke, eine breite Biodiversität. Heute dagegen sind vor allem die Ansichten darüber divers, wer für den Tümpel an der Anzinger Straße verantwortlich ist. Aus dem Zornedinger Rathaus hieß es zuletzt, man wolle sich um das Biotop kümmern, die Sache stelle sich jedoch nicht gerade einfach dar. Nun aber meldet sich die Eigentümergemeinschaft zu Wort und wirft der Gemeinde vor, "überhaupt kein Interesse an der Pflege beziehungsweise sinnvollen weiteren Nutzung der Thaller Lacke" zu haben.

So formuliert es einer der Eigentümer, der lieber anonym bleiben möchte, in einem Schreiben an die SZ. Man sei sehr wohl an einem Dialog mit der Gemeinde und der Unteren Naturschutzbehörde interessiert, heißt es dort weiter, "aber es kommt wenig bis gar nichts zurück". Dabei drängt für die Thaller Lacke die Zeit, das Gewässer verliert immer mehr von seiner Lebensgrundlage - nämlich Wasser. Bereits vor einem Jahr hatte deswegen die Zornedinger Ortsgruppe des Bund Naturschutz Alarm geschlagen und die Gemeinde in einem offenen Brief aufgefordert, etwas gegen die drohende Austrocknung des Tümpels zu unternehmen. "Es wäre unerträglich, wenn eines der letzten Biotope in Zorneding verschwinden würde", schrieb die Ortsvorsitzende Jutta Judt damals.

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Noch ist die Thaller Lacke das Brutgebiet von mehr als 25 Vogelarten, außerdem sind dort Siebenschläfer, Haselmäuse sowie zahlreiche Amphibien beheimatet. Diese Vielfalt ist laut Bund Naturschutz - nicht zuletzt wegen des fortschreitenden Klimawandels - in akuter Gefahr, droht der Tümpel doch immer mehr auszutrocknen und zu verlanden. Die Gemeinde hat bereits versucht, gegenzusteuern und das Biotop zu befeuchten. "Wir versorgen den Teich regelmäßig mit Wasser. Er ist in seinem Bestand also nicht gefährdet", sagte Bürgermeister Piet Mayr (CSU) im Dezember 2022 als Antwort auf den offenen Brief des Bund Naturschutz.

Von diesem Vorgehen wiederum ist man aufseiten der Eigentümer überrascht gewesen. "Prinzipiell sind wir für den Erhalt und Wiederherstellung der Lacke, aber dann über Ihre Zeitung zu erfahren, dass ohne Rücksprache mit uns zu halten, unser Grundstück betreten wurde, um mehrfach Wasser nachzufüllen, fanden wir sehr seltsam", heißt es in dem Schreiben an die Redaktion. Statt den Tümpel notdürftig am Leben zu erhalten, würde man sich lieber eine grundsätzliche Lösung wünschen, aber das "kann nur in einem Miteinander funktionieren", so die Eigentümergemeinschaft, die den Austausch mit der Gemeinde jedoch als eher schwierig darstellt.

Einen Kauf des Grundstücks hat der Zornedinger Gemeinderat abgelehnt

Dabei lag das Thema Thaller Lacke schon mehrmals bei den Zornedinger Gemeinderäten auf dem Tisch. Im Jahr 2021 hätte das Gremium sogar die Möglichkeit gehabt, das Rathaus mit dem Kauf des Tümpels zu beauftragen, schlug diese Option aber aus. "Der Gemeinderat hat in nichtöffentlicher Sitzung den Erwerb des Grundstückes Fl. Nr. 120/11, Thaller Lacke zum amtlichen Grünlandpreis von 12 Euro/m² abgelehnt", heißt es lediglich in der Begründung, die der SZ vorliegt. Weitere Hintergründe zu diesem Beschluss seien auch den Eigentümern nicht bekannt. Auch der Bund Naturschutz hatte in seinem offenen Brief gemutmaßt, "dass seitens der Gemeinde Zorneding kein Interesse für eine Problemlösung besteht".

Dem widersprach Bürgermeister Mayr, die Sache mit der Thaller Lacke sei jedoch kompliziert. Der Sammelpunkt für das Niederschlagswasser etwa liege dort niedriger als die Oberfläche des Teiches, man müsste das Wasser also nach oben pumpen. Von dieser Variante hält Mayr ebenso wenig, wie von der Idee, das Regenwasser von der Straße in den Tümpel zu leiten. Dann nämlich bestehe die Gefahr, dass auch der ganze Dreck wie Öl und Benzin in den Tümpel gespült werde. Der Bürgermeister hielt deshalb eine komplette Entschlammung des Teiches für die einzig sinnvolle Möglichkeit. "Aber das würde uns eine sechsstellige Summe kosten", sagte Mayr dazu der SZ.

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Ein halbes Jahr später sprach sich der Gemeinderat allerdings mehrheitlich dafür aus, doch die Regenwasser-Variante zu verfolgen. Man könne das Gefälle nutzen, um einen Zulauf zu dem Tümpel zu erstellen, hieß es in der Vorlage zur Sitzung im Juni 2023. Bei leichtem Regen sei das zwar wenig wirkungsvoll, bei Starkregen allerdings könne Wasser auf einer rund 275 Quadratmeter großen Asphalt- und einer 133 Quadratmeter großen Pflasterfläche abgeleitet werden. Mit den Eigentümern sollte dazu eine Möglichkeit der gemeinsamen Finanzierung abgeklärt werden. Diese wiederum kritisieren das Vorgehen, schließlich habe die Gemeinde 2021 einen solchen Zulauf noch komplett selbst bezahlen wollen. Zu dessen Umsetzung ist es allerdings nicht gekommen.

Jetzt müssen rund um das Biotop auch noch zahlreiche Bäume gefällt werden

Derweil knirscht es zwischen dem Rathaus und den Eigentümern noch an einem anderen Punkt: Die Besitzer wurden von der Verwaltung laut eigener Aussage dazu aufgefordert, 17 Bäume rund um das Biotop fällen zu lassen, um die Verkehrssicherheit zu gewährleisten. Einen solchen Eingriff halten die Besitzer jedoch für übertrieben. "Ich habe zwischenzeitlich eine Gutachterin beauftragt, damit noch irgendwie der Charakter eines Biotops erhalten bleibt", schreibt einer der Eigentümer. Auch diese kommt allerdings zu dem Ergebnis, dass einige der Bäume am Rand des Weihers gefällt werden müssen. "Somit wird die Lacke immer weiter ausgedünnt", kritisieren die Eigentümer.

Diese würden sich deshalb ein Gespräch mit Gemeindevertretern und Naturschützern wünschen, um eine dauerhafte Lösung für den Tümpel zu finden. Neues Leben wird der Thaller Lacke aber ohnehin in wenigen Monaten wieder eingehaucht, denn dann beginnt die Laichzeit der dortigen Amphibien. Hat das Zornedinger Biotop jedoch keine Zukunft, werden sich die Tiere in den kommenden Jahren nach einer Alternative umsehen müssen.

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