Energieversorgung:Fernes Nahwärmenetz

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Rund 50 Jahre alt sind die Gebäude der Zornedinger Grundschule. Deshalb ist es eigentlich inzwischen höchste Zeit für eine umfassende Sanierung. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Die Gemeinde Zorneding will das Gebiet rund um das Rathaus möglichst klimaneutral beheizen. Das jedoch ist leichter gesagt als getan.

Von Andreas Junkmann, Zorneding

Geld in die Hand zu nehmen ist den Zornedinger Lokalpolitikern noch nie sonderlich leicht gefallen. Nun wäre der Griff zum Portemonnaie allerdings dringend nötig, denn die gasbetriebenen Heizungsanlagen in der Grundschule und im benachbarten Rathaus sind langsam, aber sicher an ihrem Lebensende angelangt. Für die Gemeinde ist das eigentlich ein Glücksfall, könnte man doch nun das schon lange geplante Nahwärmenetz in diesem Gebiet errichten und gleich mehrere kommunale Gebäude klimaneutral beheizen. So einfach ist die Sache aber nicht, denn auf längere Sicht will sich Zorneding an das Geothermie-Großprojekt in Vaterstetten anschließen. Bis dahin braucht es eine Übergangslösung - und die könnte teuer werden.

Das zumindest geht aus einer Machbarkeitsstudie hervor, die Tobias Dziewior vom zuständigen Ingenieurbüro den Mitgliedern des Zornedinger Bauausschusses vorstellte. Demnach sind drei Varianten an verschiedenen Standorten denkbar, mit denen die Gemeinde die Zeit bis zur ersten Geothermie-Lieferung aus dem Nachbarort überbrücken könnte: eine Hackschnitzelheizung, die bei starker Auslastung durch einen Pelletofen ergänzt wird, die Kombination aus Hackschnitzel und Erdgas oder aus Pellets und Erdgas. Alle drei Varianten ließen sich im Heizungsraum der Grundschule unterbringen, von wo aus auch das Rathaus und das Feuerwehrhaus versorgt werden könnten.

Die alte Gasheizung im Zornedinger Rathaus muss dringend ausgetauscht werden. (Foto: Christian Endt)

Weiter allerdings dürfte das Nahwärmenetz - in welcher Form auch immer es betrieben wird - vorerst nicht reichen. Ursprünglich hatte die Gemeinde geplant, auch das umliegende Wohngebiet bis hin zur evangelischen Kirche mit klimafreundlicher Energie zu versorgen. Dieses Vorhaben scheitert jedoch an der Kosten-Nutzen-Rechnung, wie Tobias Dziewior im Ausschuss erklärte. "Man wird keinen externen Betreiber finden, der jährlich Verluste macht", so der Planer. Wirtschaftlich rentabel wird das Nahwärmenetz zunächst nämlich nicht sein. Allein für die Errichtung der Heizkessel müsste die Gemeinde je nach Variante etwa eine halbe Million Euro aufbringen, die Betriebskosten belaufen sich auf jährlich knapp 100 000 Euro.

Das war dem ein oder anderen Gemeinderat deutlich zu viel, zumal die Hackschnitzel- und/oder Pelletheizung nach einigen Jahren ohnehin ausgedient hätte. Dann soll Zorneding an die Vaterstettener Geothermie angeschlossen werden, die bereits seit längerer Zeit in der Planungsphase steckt. Die Leitungen des Nahwärmenetzes könnte die Gemeinde einfach weiterhin nutzen, für die Heizkessel aber hätte sie dann keine Verwendung mehr. Laut Bürgermeister Piet Mayr (CSU) dauere es jedoch noch "mindestens sechs Jahre aufwärts, wenn nicht sogar mehr, bis die die Geothermie kommt". Da die Heizungsanlagen aber dringend jetzt schon ausgetauscht werden müssen, befindet sich die Gemeinde nun in einer Zwickmühle.

Eine Gasheizung wäre die einfachste Lösung

"Für die kurze Zeit brauch ich keine Hackschnitzelheizung mit Lager bauen", sagte etwa CSU-Gemeinderat Robert Strobl. Ohnehin sei die Schule als Standort ungeeignet, könne man doch den Brennstoff dort nur schlecht anliefern und es gebe eine "Riesen-Staubentwicklung". Strobl sprach sich deshalb dafür aus, die sanierungsbedürftige Gasheizung einfach kostengünstig durch eine neue zu ersetzen. "Das ist eine vernünftige Übergangslösung." Auch Bürgermeister Mayr räumte ein, dass die Wirtschaftlichkeit natürlich einen hohen Stellenwert habe. Einzellösungen für Schule und Rathaus, wie sie Moritz Dietz (Grüne) vorgeschlagen hatte, lehnte das Gremium hingegen ab.

Eine wirkliche Lösung für das Dilemma hatte allerdings niemand parat. Zumal sich die Gemeinde eigentlich auf die Fahne geschrieben hat, so schnell wie möglich klimaneutral zu werden. Der Neubau einer großen Gasheizung passt da nicht so wirklich ins Bild. Die Projektplaner sollen deshalb weitere Varianten prüfen, etwa ob man die Anlage nicht auch mit Biogas betreiben könnte. Im Februar nächsten Jahres sollen dann die Ergebnisse vorgestellt werden.

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