Zorneding:CSU-Funktionär nennt Pfarrer "Neger"

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Pfarrer Olivier Ndjimbi-Tshiende hatte Sylvia Boher für ihre Aussagen kritisiert - dann nannte ihn Bohers Stellvertreter einen "Neger". (Foto: Peter Hinz-Rosin)
  • In der Lokalausgabe des Münchner Merkur wird Johann Haindl, der stellvertretende CSU-Ortsvorsitzende Zornedings, mit einer rassistischen Äußerung zitiert.
  • Sie war gegen den Zornedinger Pfarrer Olivier Ndjimbi-Tshiende gerichtet. Er behält sich rechtliche Schritte vor.
  • Der Zornedinger Ortsverband ist zuvor bereits mit seiner Vorsitzenden Sylvia Boher aufgefallen, die gegen Flüchtlinge gehetzt hatte.

Von Carolin Fries

Der Streit um einen fremdenfeindlichen Artikel der Zornedinger CSU-Ortsvorsitzenden Sylvia Boher eskaliert und führt nun zu einem schweren Zerwürfnis zwischen dem Erzbischöflichen Ordinariat und dem Ortsverband der Partei. Anlass ist eine rassistische Äußerung von Bohers Stellvertreter Johann Haindl über Zornedings dunkelhäutigen Pfarrer Olivier Ndjimbi-Tshiende.

Haindl wurde am Freitag in der Ebersberger Lokalausgabe des Münchner Merkur mit den Worten zitiert: "Der muss aufpassen, dass ihm der Brem (Zornedings Altpfarrer, Anm. d. Red.) nicht mit dem nackerten Arsch ins Gesicht springt, unserem Neger."

Rechtspopulistische Äußerungen
:Was Zornedings Pfarrer von der CSU-Chefin hält

Pfarrer Olivier Ndjimbi-Tshiende hat selbst rassistische Anfeindungen erlebt. Die Äußerungen der Zornedinger CSU-Vorsitzenden Boher will er deshalb nicht unkommentiert lassen.

Von Carolin Fries

In der jüngsten Ausgabe des CSU-Parteiblatts "Zorneding Report" hatte Sylvia Boher gegen Flüchtlinge gehetzt. Daraufhin äußerte sich Pfarrer Ndjimbi-Tshiende kritisch über die Christsozialen in Zorneding. Am Donnerstag bat der Pfarrgemeinderat in einem offenen Brief an die CSU, die auf dem Titelblatt des Parteiorgans abgebildeten Kirchtürme künftig nicht mehr zu verwenden. Einen Tag später veröffentlichte die Zeitung Haindls "Neger"-Interview.

Was das Erzbistum zu dem Zitat sagt

Pfarrer Ndjimbi-Tshiende, 66, der die Pfarrei Sankt Martin vor drei Jahren übernahm, empfindet die Worte des CSU-Politikers als "rassistische Beleidigung". Der gebürtige Kongolese, der seit 2005 in Deutschland lebt und arbeitet und seit 2011 deutscher Staatsbürger ist, will sich von der Rechtsabteilung des Ordinariats beraten lassen und behält sich rechtliche Schritte vor.

"Sollte das Zitat korrekt sein", schreibt das Erzbistum in einer Pressemitteilung, verurteile man "diese Entgleisung eines politischen Mandatsträgers auf das Schärfste". Der zuständige Dekan Thomas Kratochvil zeigte sich "entsetzt": "Das macht für mich die Partei höchst fragwürdig". Die Intensität der rassistischen und rechtspopulistischen Äußerungen erschrecke ihn.

CSU-Vizechef Johann Haindl ruderte am Freitagabend zurück. Gegenüber der Katholischen Nachrichtenagentur sprach er von einer "flapsigen Bemerkung". Sein Zitat sei nicht korrekt wiedergegeben worden. Das bestreitet aber die Lokalredaktion des Müncher Merkur. Die Äußerungen seien genau so gefallen, hieß es auf Nachfrage in der Ebersberger Redaktionsleitung.

© SZ vom 31.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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