Kinderbetreuung in Grafing:Ein Wald-Hort für Grafing

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Die Stadt startet mit der Standort-Suche, muss dafür aber womöglich etwas in Kauf nehmen.

Von Thorsten Rienth, Grafing

Auch wenn seit der vergangenen Stadtratssitzung die Entscheidung für ein nurmehr verkleinertes Kinderzentrum in der Grafinger Forellenstraße steht: Bis die Einrichtung - und damit auch der zweite Grafinger Hort - öffnet, dürften noch Jahre vergehen. Doch so lange wartet die steigende Nachfrage nach Betreuungsangeboten der Grafinger Familien nicht. Ein Wald-Hort könnte nun den Druck aus der Angelegenheit nehmen. Am Dienstagabend hat der Sozialausschuss des Stadtrats den Start der Standortsuche beschlossen.

Als "echt günstige Alternative" ordnete Bürgermeister Christian Bauer (CSU) einen möglichen Grafinger Wald-Hort ein. Wobei der Begriff Alternative nicht im Sinne eines Ersatzes für das mittlerweile beschlossene - aber eben doch verzögerte - Kinderzentrum an der Forellenstraße zu verstehen ist. Günstig ist die Sache deshalb, weil bei Wald-Kitas in aller Regel der aufwendige Bau von Gebäuden wegfällt. Angedacht wäre der Aufbau einer Hortgruppe mit 25 Betreuungsplätzen.

Noch dazu handelte es sich um eine Alternative, mit der die Stadt bereits Erfahrungen machte, betonte Bauer. Als vor einigen Jahren bei den Nachbarn in Ebersberg ein Waldkindergarten eröffnet hatte, finanzierte Grafing mit. Im Gegenzug steht die Einrichtung auch Grafinger Kindern offen. Die Kinder seien zufrieden, die Eltern begeistert, kurz: Was wolle man mehr?

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Und dann, noch bevor im Ausschuss überhaupt eine Debatte begann, vermeldete der Bürgermeister: "Wir haben mit den Ebersberger Betreibern gesprochen. Die wären durchaus interessiert, ihr Konzept auch in Grafing und mit einem Hort umzusetzen." Noch Fragen?

Erst einmal hörte die Runde eine begeisterte Grünen-Bezirksrätin Ottilie Eberl, deren Fraktion den Wald-Hort aufs lokalpolitische Parkett geschoben hatte. "Ein Grafinger Wald-Hort wäre ein Riesengewinn für die Stadt, dass die Ebersberger da mitmachen wollen ist ein Riesengeschenk: Die wissen, was wichtig ist. Die wissen, wie das alles läuft!"

Etwa seit Ende Januar kursiert auch schon der Vorschlag für einen möglichen Standort: Das als "Wäldchen" bekannte Areal an der Nettelkofener Straße, an dem sich auch bereits ein Wald-Kindergarten befindet. Das Grundstück befindet sich im Eigentum der Stadt Grafing. "Das könnten wir aus unserer Sicht mitbenutzen."

"Bei zügigem Handeln könnte eine entsprechende Einrichtung schon zum Schulbeginn im Herbst 2021 in Betrieb gehen", hatten die Grünen in ihrem Antrag skizziert. Ganz so weit wollte Bürgermeister Bauer jedoch nicht gehen. Untere Naturschutzbehörde, Landwirte, Jäger - "mit denen müssen wir das aber natürlich abstimmen." Erfahrungsgemäß brauche das einige Zeit.

Zumal das Areal im Sozialausschuss nicht unbedingt als gesetzt zählt, gab es dennoch Fragen. "Ich finde das eine tolle Idee", befand dritte Bürgermeisterin und SPD-Stadträtin Regina Offenwanger. "Aber warum sollen wir Kinder mit dem Bus durch die Stadt fahren, damit sie dann einen naturnahen Nachmittag verbringen können?"

Veronika Oswald (Freie Wähler) sah es ähnlich. Ein paar hundert Meter westlich des Schulzentrums beginne der Wald. "Warum schauen wir nicht, dass wir oben bei der Wasserreserve etwas finden?" In den Bus steigen müsse dann niemand. "Das geht zu Fuß." Abhängig vom genauen Hort-Standort könnten Kinder, die im Grafinger Osten oder am "Schönblick" wohnten, sich am Nachmittag auch zu Fuß auf den Heimweg machen.

Das leuchte natürlich ein, stellte Bürgermeister Bauer klar. Deshalb ziele der Beschluss ausdrücklich auf eine ergebnisoffene Standortsuche ab, an deren Ende dann mehrere Optionen zur Auswahl stehen sollten. "Wenn wir ein passendes Waldstück in der Nähe der Schule finden - gerne." Den Beschluss fällte der Sozialausschuss ohne Gegenstimmen.

© SZ vom 11.03.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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