Volksfest Grafing:"Ich will optimistisch sein"

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Normalerweise wäre Festwirt Anton Kainz längst in die Planungen eingestiegen. Doch auch in diesem Jahr ist es kompliziert. (Foto: Christian Endt)

Seit 18 Jahren veranstaltet die Familie Kainz das Grandauer Volksfest. Zweimal musste es wegen der Corona-Pandemie schon ausfallen. Und in diesem Jahr? Festwirt Anton Kainz wagt eine Prognose.

Interview von Thorsten Rienth, Grafing

Die Vorfreude bei vielen ist riesig, die Besucherzahlen sind es meistens auch: Das Grandauer Volksfest in Grafing ist traditionell jedes Jahr das erste im Landkreis und auch eines der beliebtesten. Macht Corona auch dieses Jahr wieder einen Strich durch die Rechnung? Das würde Festwirt Anton Kainz langsam auch ganz gern wissen.

SZ: Herr Kainz, wann musste das Grafinger Volksfest das letzte Mal zweimal hintereinander - so wie in den Jahren 2020 und 2021 - ausfallen?

Anton Kainz: Ach, das muss im letzten Krieg gewesen sein. Seit über 50 Jahren gibt es das Grandauer Volksfest. Und da ist es vorher noch kein einziges Mal passiert.

Wie schaut es für das Jahr 2022 aus?

Wenn wir das wüssten - ich wäre eine Menge Stress los! Aber bis jetzt wissen wir halt nichts. Zumindest nichts, was uns irgendwie aus der Situation helfen würde.

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Wie stellt sich die Situation denn gerade dar?

Es ist ja so: In normalen Volksfestjahren fangen wir nach der Sommerpause mit dem Programm an. Ich setze mich also mit dem Schlederer Gregor zusammen, dem Bräu. Und wir überlegen uns mal einen groben Plan. Dann erstelle ich Stück für Stück das Programm. Richtung November und Dezember ist es dann normalerweise fertig.

Und diesmal ?

Diesmal waren wir in Sachen Volksfest im Herbst genauso schlau wie ein halbes Jahr vorher im Sommer. Vor ein paar Tagen aber habe ich angefangen, die Musiker aus dem Bekanntenkreis und aus der Region durchzutelefonieren. Wir kennen uns lange und gut. Das macht es mit den Verträgen einfacher. Aber wissen Sie, was das größte Problem ist?

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Sagen Sie es.

Dass ich ja Personal brauche. An dieser Front sieht es richtig düster aus. Viele Leute, die vor der Krise in der Gastronomie gearbeitet haben, mussten sich notgedrungen Alternativen suchen. Die bekommst du nicht so einfach zurück. Und auch von den Schaustellern haben nicht alle "überlebt".

Bis wann müssen Sie die Entscheidung treffen, ob es in Grafing ein Volksfest 2022 geben wird?

Am 20. Mai wollen wir feierlich eröffnen. So wie immer: Am Freitag vor dem Vatertag. Etwa drei Wochen müssen wir für den Zeltaufbau veranschlagen. So gerechnet müssten wir in Richtung Ende April "hopp" oder "top" sagen. Aber entscheiden werden das wohl andere für uns.

Damit meinen Sie wen?

Die Politiker natürlich. Am Ende hängt's an den Auflagen. Wenn ich am Ende nur die Hälfte der Plätze im Zelt besetzen darf, hab' ich ein Problem. Dann würden wir nicht mal die Kosten reinbekommen. Wenn aber zum Beispiel 2G gelten soll und getrennte Türen für Ein- und Ausgang - auch wenn die leider wieder mehr Personal bedeuten - dann steigt die Wahrscheinlichkeit für ein Volksfest rapide an. Was diese rechtlichen Rahmenbedingungen angeht, haben wir zumindest einen kleinen Vorlauf: Ende April soll das Münchner Frühlingsfest stattfinden. Vor diesem Hintergrund wird es sicher Entscheidungen geben, die auch bei uns in Grafing den Rahmen setzen.

Ist Ihre Mass nun eher halb voll oder halb leer?

Die Modellierer sagen gerade einen Höhepunkt der Omikron-Welle in Richtung Mitte Februar voraus. Dieses Jahr steht der Vatertag erst recht spät in den Kalendern. Den verhältnismäßig späten Start sehe ich als Vorteil. Ich will also optimistisch sein. Die Leute vermissen das Volksfest sehr. Wir wollen ihnen wirklich etwas bieten und das Beste aus den Möglichkeiten herausholen! Wenn allerdings eine neue, nochmal ansteckendere Virusvariante auftaucht, die vielleicht auch noch den Impfschutz umgeht: Dann sehe ich leider nur noch das Noagerl im Glas.

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