Corona im Landkreis Ebersberg:Leere im Terminkalender

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Auch im Herbst und Winter müssen durch die Coronakrise viele beliebte Veranstaltungen wie Empfänge und Christkindlmärkte abgesagt werden. Bei den Bürgerversammlungen setzen die Kommunen im Landkreis auf kreative Lösungen

Von René Becker

Eigentlich setzt im Landkreis pünktlich nach den Sommerferien eine wahre Veranstaltungsflut ein: Empfänge, Konzerte - und dann kommen auch schon die Christkindlmärkte. In diesem Jahr müssen sich die Bürger hingegen auf ein eher bescheidenes Unterhaltungsangebot einstellen. Coronabedingt wurden in den Gemeinden und Städten viele gesellschaftliche und kulturelle Veranstaltungen abgesagt. Nur vereinzelt wird es zu Events kommen, die Zahl bleibt jedoch überschaubar.

Auf die meisten Christkindlmärkte müssen die Menschen im Landkreis wohl verzichten, etwa die in Grafing und Ebersberg. In der Kreisstadt will man den Bürgerinnen und Bürgern aber dennoch ein kleines Event bieten. So erzählt Bürgermeister Ulrich Proske (parteilos) davon, eventuell Feuerschalen und wenige Stände für ein paar Tage in der Stadt aufzustellen. Der Bürgermeister möchte jedoch erst einmal die weiteren Entwicklung der kommenden zwei bis drei Wochen abwarten. Des Weiteren wird für einen Tag im Herbst auf dem Volksfestplatz ein Töpfer- und Trödelmarkt stattfinden.

Im Markt Kirchseeon soll das Weihnachtssingen, welches traditionell immer zwei Samstage vor Weihnachten auf dem Marktplatz in Kirchseeon stattfindet, auch in diesem Jahr abgehalten werden, so der Zweite Bürgermeister Klaus Seidinger (UWG). Möglicherweise wird in Poing der Christkindlmarkt stattfinden. Dies sei abhängig vom Vereinskartell, das mit der Gemeinde in Kontakt stehe, so Bürgermeister Thomas Stark (CSU). Die Gemeinde Vaterstetten könnte zudem eventuell noch Mitte September in Haar das erste Rathauskonzert anbieten. Dies habe man noch nicht entschieden, so Dritter Bürgermeister Roland Meier (FW).

Ansonsten sieht es im Landkreis schlecht aus. Die anderen größeren Gemeinden und Städte planen keine Veranstaltungen. Ulrich Proske glaubt, dass Veranstaltungen im großen Maße erst im Sommer des nächsten Jahres realistisch sind. Daniel Kommnick, Geschäftsleiter des Zornedinger Rathauses, berichtet davon, dass die Gemeinde aktuell mit keinen Veranstaltern in Kontakt stehe.

Besuchermagnete wie die Lange Nacht der Kultur in Poing wurden abgesagt, die Leonhardifahrt in Grafing wird laut Bürgermeister Christian Bauer (CSU) nur in sehr kleinem Rahmen stattfinden, für 100 oder 200 Besucher, was die aktuellen Regeln eben gerade erlauben. In Markt Schwaben bedauert Bürgermeister Michael Stolze (parteilos) besonders, dass auch seine Planungen für Bürgerwerkstätten mit Workshops und Arbeitsgruppen zu den Werten Markt Schwabens vorerst auf Eis liegen. Der Markt musste zudem die Grundsteinlegung für seinen Schulneubau und die Verabschiedung ehemaliger Gemeinderatsmitglieder absagen.

Auf eine Sache können sich die Bewohner des Landkreises hingegen verlassen: das Recht auf demokratische Teilhabe. Das Bayerische Innenministerium habe in einem Schreiben an die Gemeinden im Juni darauf hingewiesen, dass Bürgerversammlungen stattfinden müssen, wie der Poinger Bürgermeister Stark erzählt. Dies müsse jedoch selbstverständlich mit einem angemessenen Hygienekonzept umgesetzt werden. Die Gemeinden gehen diese Angelegenheit jedoch unterschiedlich an.

So erzählt Vaterstettens Bürgermeister Leonhard Spitzauer (CSU), dass die Gemeinde eine hybride Veranstaltung - also analog und digital - plane. Die Bürgerversammlung solle auf zwei Präsenzveranstaltungen in der Dreifachturnhalle aufgeteilt werden. Zusätzlich solle die Versammlung per Internet-Stream zu verfolgen sein. Der Geschäftsleiter des Zornedinger Rathauses berichtet ebenfalls davon, dass die Überlegung im Raum stehe, die Versammlung in Form von zwei Veranstaltungen abzuhalten, sollte es viele Teilnehmer geben. Gemessen an den Teilnehmerzahlen der vergangenen Bürgerversammlungen sei dies aber nicht wahrscheinlich. Der Umfang der Veranstaltung solle auf jeden Fall der gleiche bleiben. Welcher Veranstaltungsort es im November dann sein wird, sei noch unklar, so Kommnick. Eine digitale Bürgerversammlung wird ebenso als eine Option gesehen.

Die Stadt Grafing plane die Bürgerversammlung sogar auf drei Veranstaltungen mit jeweils maximal 100 Teilnehmern aufzuteilen, erklärt Bürgermeister Christian Bauer (CSU). Stattfinden sollen diese in der Stadthalle im November. Eine digitale Alternative sei aus datenschutzrechtlichen Gründen schwer umzusetzen, so der Bürgermeister.

In Ebersberg steht Bürgermeister Proske einer digitalen Bürgerversammlung im November jedoch offener gegenüber. Voraussetzung sei, dass alle Teilnehmer dem zustimmen. Der Ablauf sei jedoch noch unklar und werde wahrscheinlich kurzfristig entschieden werden. Ähnlich sieht es in Kirchseeon aus, wo ebenfalls noch kein konkretes Konzept für die Bürgerversammlung im November vorliegt.

In Markt Schwaben ist sich Bürgermeister Stolze ebenfalls noch nicht sicher, ob Ende Oktober eine große oder mehrere kleine Bürgerversammlungen stattfinden werden. Der Markt möchte erst einmal die Entscheidung des Landratsamtes und der Ministerien zwecks neuer Corona-Auflagen abwarten und sich daran orientieren. In Poing ist man sich hingegen sicher, dass die Bürgerversammlung als Präsenzveranstaltung stattfinden wird. Das Hygienekonzept sei ausreichend, und gemessen an den durchschnittlich 100 bis 150 Besuchern der vergangenen Versammlungen sei diese Veranstaltung im November als ganze durchführbar, ohne aufgeteilt werden zu müssen, so der Bürgermeister.

© SZ vom 29.08.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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