Landkreis Ebersberg:Das Comeback der Vereine

Fussball EBE - Bruckmühl

Bezirksliga Ost im November 2019: TSV Ebersberg (grün) gegen den SV Bruckmühl.

(Foto: Photographie Peter Hinz-Rosin)

Monatelang lag das Vereinsleben im Landkreis Ebersberg brach, nun läuft es langsam wieder an. Wäre da nicht die Furcht vor Corona.

Von David Beer, Ebersberg

Der monatliche Stammtisch, das wöchentliche Training, der Jahresausflug, das Sommerfest - das alles sind Konstanten im Jahreslauf, die vielen Menschen, die sich im Landkreis Ebersberg in Vereinen engagieren, sehr wichtig sind. Wegen Corona fiel das monatelang gänzlich flach - Kontakte wurden allenfalls noch per Telefon oder E-Mail gepflegt. Langsam läuft das Vereinsleben zwar wieder an - doch von einer Rückkehr zur Normalität kann man noch lange nicht sprechen. Denn es müssen etliche Auflagen beachtet werden, und so manches Vereinsmitglied traut sich auch noch nicht so recht, wieder unter Leute zu gehen.

Insbesondere ältere Mitglieder haben Angst davor, an Corona zu erkranken, obwohl sie ansonsten gerne wieder zusammentreffen würden. Gerda Rothhaupt, Vorsitzende des Gartenbauvereins Kirchseeon, beschreibt eine schwierige Situation: "Man merkt natürlich, dass das Miteinander fehlt und die Leute traurig sind." Um eine Lösung dafür anzubieten, organisierte sie neulich den ersten Ausflug seit Monaten. Theoretisch wäre es sogar möglich gewesen, den Bus voll zu besetzen. Tatsächlich haben sich nur um die 30 Mitglieder überhaupt für den Ausflug angemeldet - und acht Mitglieder gaben, wie Rothhaupt erzählt, erst Minuten vor der geplanten Abreise bekannt, sie hätten doch beschlossen, nicht mitzufahren, es sei einfach zu unsicher. Stattdessen trafen sie sich lieber am Friedhof zu einem Spaziergang an der frischen Luft. "Die Angst ist sehr groß, glaube ich", sagt die Vereinsvorsitzende. Diejenigen, die wieder Ausflügen und Veranstaltungen besuchen, seien aber froh, wieder hinauszukommen.

"Die Leute müssen ja raus, sie sind zu stark eingesperrt", sagt Brigitte Hankofer, Vorsitzende des Sozialverbands VdK in Vaterstetten. Sie ist selbst Risikopatientin und blieb während der Hochphase von Corona 16 Wochen zu Hause. Für Ende Juli organisierte sie dann aber wieder den wöchentlichen Kaffeenachmittag. Die Teilnehmerliste wurde auf 15 Leute begrenzt. Dabei muss sie, wie sie erzählt, streng sein, weil die Nachfrage sehr groß sei: "Kein Zugang zum Tisch ohne Anmeldung!" Doch auch sie hat bemerkt, dass Kandidaten, die vor Corona immer beim Stammtisch dabei waren, sich nach wie vor nicht so richtig trauen. Die Angst steckt in der Ungewissheit: Könnte vielleicht doch etwas passieren? Vielleicht aus gutem Grund - fünf Mitglieder seien leider in den vergangenen Monaten unerwartet verstorben. Corona werde als Ursache vermutet, aber Gewissheit gebe es wohl nie. Die Mitglieder mussten ebenfalls wegen Corona auf die Trauerfeier und einen Abschied von ihren Weggefährten verzichten, was sehr traurig gewesen sei. Nun aber gibt es wieder Versammlungen, ein Grillfest Anfang August sei, wie Hankofer berichtet, recht gut besucht gewesen. 32 Mitglieder hätten sich hierfür angemeldet, maximal 50 waren erlaubt.

Karl-Heinz Schmeling

"Wir sind einigermaßen gebremst", sagt Karl-Heinz Schmeling vom ADFC im Landkreis.

(Foto: privat)

Auch beim TSV Poing ist die Zahl der Teilnehmer derzeit niedriger als vor Corona. Der Vorsitzende Robert Rieger spricht von ungefähr 60 Prozent der üblichen Anzahl. Das hänge aber von der Sportart ab. Beim Schwerpunkt Fußball laufe es fast wie normal, denn seit Anfang Juli dürfe man ganz regulär trainieren, worüber alle froh seien. Die Saison geht dann erst Ende August weiter, und Rieger drückt sogar die Daumen, dass es einige Zuschauer geben wird - natürlich mit Abstand. Was die anderen Sportarten betrifft, sei Tischtennis so gut besucht wie gewöhnlich, da man in der Halle spielt, während insbesondere Gruppenfitness schwierig sei. Das Training finde in einem engen Raum statt, wo man die Abstände nicht so gut hinbringen könne. Obwohl die Mitglieder dem Verein trotz Corona die Treue gehalten haben, wie Rieger berichtet, hatte der Verein wenige Neueintritte. Man wisse erst im Januar 2021 durch die neuen Mitgliedsbeiträge Bescheid, wie sich dann die finanzielle Lage für den TSV darstellen werde.

So ist es auch beim Allgemeinen Deutschen Fahrrad Club (ADFC) Ebersberg. Weder über die finanziellen Auswirkungen von Corona wagt der stellvertretende Vorsitzende Karl-Heinz Schmeling eine Prognose, noch darüber, wie das Angebot sich überhaupt in Zukunft gestalten wird. Der Verein bräuchte neue Tourenleiter, bislang ist es noch nicht gelungen, Interessierte anzuwerben. Ein Großteil der Tourenleiter sei unlängst aus Altersgründen nach teils vielen Jahren abgetreten, erzählt Schmeling. Erst einmal macht der Verein deswegen wohl mit einem reduzierten Angebot weiter. "Wir sind einigermaßen gebremst", sagt Schmeling. Im Moment dürften sowieso nur 15 Leute bei Radtouren mitfahren, deutlich weniger als die etwa 40, die dieses Jahr bei der Anfangstour dabei waren. Schmeling selbst findet die reduzierte Teilnehmerzahl und die obligatorische Anmeldung sinnvoll. Das Problem sei bei etlichen Mitgliedern ihre Erreichbarkeit. Denjenigen, die keine E-Mail haben und erst in den Zeitungen über den Touren lesen, gibt er eine Chance, sich später für die Touren anzumelden. Sie entsprechen etwa 50 Prozent der gesamten Mitgliedschaft, schätzt er. Keine Überraschung, da der Großteil deutlich über 70 sei.

Dennoch, so Schmeling fährt derzeit nur etwa ein Fünftel der Mitglieder wegen Angst vor Corona nicht mit, und das obwohl rund 90 Prozent der ADFC-Mitglieder im Landkreis der Risikogruppe angehören. Jeder müsse die Gefahr selbst einschätzen, so Schmeling, aber einige nähmen die Situation nicht ernst. Mindestens drei von fünfzehn, die sich anmelden wollen, seien Maskenverweigerer. Die nimmt Schmeling nicht mit. Allerdings gebe es selbst dann Probleme, wenn alle Mund-Nasen-Bedeckung dabeihaben. So Mitte Juli, als sie ihre erste Radtour seit Corona durchführten. "Man muss keine Maske aufsetzen, während man fährt, aber in den Pausen waren Mitglieder ohne Masken zusammengestanden", sagt Schmeling. Und dann kam es auch noch zu einem Unfall, weil drei Mitglieder auf einer schmalen Straße zu wenig Abstand hielten und dann abbogen. Vierzehn Tage später sei es bei der zweiten Tour aber in jeder Hinsicht viel besser gegangen - es gab weder Unfall noch Maskenverweigerer.

Und was planen die Vereine nun für die Zukunft? "Wir mussten unsere Weihnachtsfeier schon absagen, weil man die Vorbereitung gar nicht machen konnte", sagt Hankofer. Rothhaupt hingegen setzt darauf, dass der Gartenbauverein seine Weihnachtsfeier machen kann. Und was, wenn es eine zweite Welle gäbe? "Das wäre wirklich eine Katastrophe."

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