Bildung im Landkreis Ebersberg:Ende der Personalunion

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Der alte und neue Vorsitzende des Trägervereins der Musikschule Vaterstetten Peer Frieß, der neue Vorsitzende des VHS-Trägervereins, Stephan Bobe, und Vaterstettens Bürgermeister Leonhard Spitzauer (von links). (Foto: Christian Endt)

Die Trägervereine der Vaterstettener VHS und Musikschule sind nun komplett getrennt: Peer Frieß übergibt den Vorsitz der VHS an Stephan Bobe, bleibt aber Chef des Musikschul-Vereins.

Von Wieland Bögel, Vaterstetten

Knapp sieben Jahre nach der Strukturreform bei der Vaterstettener VHS und Musikschule gehen die beiden Trägervereine auch personell getrennte Wege. Der bisherige alleinige Vorsitzende, Peer Frieß, bleibt dem Musikschul-Verein erhalten, jenen der VHS übernimmt Stephan Bobe. Der 48-Jährige ist Jurist, arbeitet als Referatsleiter im bayerischen Finanzministerium und wohnt seit knapp einem Jahrzehnt in der Großgemeinde.

Die aktuelle Struktur für die beiden größten Erwachsenenbildungseinrichtungen im Landkreis Ebersberg entstand im Jahr 2017. Hintergrund war, dass Vaterstetten als größter Zahler zwei Jahre zuvor den vier Jahrzehnte gültigen Zuschussvertrag aufgekündigt hatte. Die Entscheidung fiel einstimmig im damaligen Gemeinderat, Auslöser war ein Streit mit der damaligen Leitung der Musikschule - die in der alten Struktur an die VHS angegliedert war. Konkret ging es darum, dass die Musikschule nicht in von der Gemeinde angemietete Räume ziehen wollte, da man diese für ungeeignet hielt. Für Verärgerung bei der Politik sorgte aber die Tatsache, dass man es bei VHS und Musikschule für eine gute Idee hielt, diesen Dissens öffentlich zu machen.

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Von Wieland Bögel

Allerdings dürfte die Raumstreiterei wohl nur der Auslöser gewesen zu sein für etwas, das in den Zuschussgemeinden schon länger auf der Agenda stand: der VHS eine neue Struktur zu geben. Seit April 2017 gibt es je einen Trägerverein für die VHS und für die Musikschule. Mitglieder können ausschließlich die Gemeinden sein, welche die jeweilige Bildungseinrichtung finanzieren. Bei der Musikschule sind das neben der namensgebenden Großgemeinde noch Grasbrunn, Poing und Zorneding, bei der VHS kommen außerdem noch Anzing und Pliening dazu.

Zuvor hatte es einen Trägerverein für beide Einrichtungen gegeben - und für den waren offenbar die mit den Jahren gewachsenen Aufgaben zu viel geworden. Zumindest deutete das der erste Vorsitzende der beiden Vereine, Helmut Wörner, an, als er Ende 2018 den Vorsitz an Peer Frieß übergab: Vor allem den betriebswirtschaftlichen Anforderungen sei der alte Verein nicht mehr gewachsen. In der Ära Wörner ging die Leitung der beiden Einrichtungen dann auch auf die beiden neu eingestellten Geschäftsführer über: Helmut Ertel für die VHS und Bernd Kölmel für die Musikschule.

Mittlerweile sind die beiden Einrichtungen komplett entflochten

Dennoch, so berichtete es nun Frieß, war auch in seiner Amtszeit einiges zu tun, um die Entflechtung der beiden Einrichtungen abzuschließen. Mittlerweile seien diese aber komplett eigenständig - was gelegentlich auch zu Interessenkonflikten führe. Etwa, wenn beide für die gleiche Zeit den gleichen Raum für eine Veranstaltung haben wollten. Grundsätzlich habe man aber nicht nur eine organisatorische, sondern auch eine thematische Trennung, fügte Frieß an: "Wir sprechen uns ab, auch mit anderen Anbietern, und wollen uns nicht gegenseitig das Wasser abgraben."

Dass die Trennung richtig war, davon ist Frieß überzeugt, dies sei auch im Interesse der beiden Einrichtungen: "Dadurch, dass man eigenständig ist, ist man darauf angewiesen, es selber zu schaffen, und man kann sich auf die eigenen Aufgaben konzentrieren." So müsse die VHS nicht wie früher die Musikschule mitbetreuen, und diese könne jetzt selber entscheiden, was sie wie machen wolle.

Nun sei es Zeit, dass beide Trägervereine die letzte Trennung vollziehen - eben in Form des beziehungsweise eben der Vorsitzenden. Er habe sich schon länger überlegt, das Amt in neue Hände zu geben, sagte Frieß. Dass es dann doch insgesamt sechs Jahre geworden sind, liege auch an Corona. Mitten in der Krise an einen Nachfolger zu übergeben, "hätte ich falsch gefunden". Nun aber sei die Zeit für einen Wechsel gekommen.

Grundsätzlich hätte er auch beide Vorsitze abgegeben, wenn sich jemand gefunden hätte, der auch den anderen übernimmt. Dass Bobe nun dem VHS-Verein vorsitzt, hat auch berufliche Gründe. Frieß, der 2002 Direktor des Vaterstettener Humboldt-Gymnasiums wurde, wechselte 2008 in die Staatskanzlei, dort ist der heute 64-Jährige unter anderem zuständig für Lehrgänge von Verwaltungsleitern - und auf so einem Lehrgang lernten sich die beiden kennen.

Das Angebot, den Vorsitz zu übernehmen, habe er nicht leichtfertig angenommen, sagt Bobe "aber man kann nicht immer nur schimpfen, dass sich keiner ehrenamtlich engagiert, und dann selber auch nichts tun". Zumal die beiden Einrichtungen "wichtige Institutionen" in ihren Gemeinden seien, die von vielen Menschen genutzt werden.

Zumindest für zwei Jahre will Frieß dem Musikschul-Verein noch vorstehen, was indirekt auch an seinem Nachfolger Bobe liegt. Der erklärte, Frieß habe ihm offen gelassen, welchen der beiden Vereine er übernehmen wolle - und der scherzte, die Ämterverteilung habe wohl an den unterschiedlich ausgeprägten musischen Fähigkeiten der beiden Vorstandsvorsitzenden gelegen.

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