Verkehr in Vaterstetten:Ganz oder gar nicht

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Zwischen Purfing und Baldham-Dorf gibt es derzeit keinen Radweg - und das wird wohl auch erst einmal so bleiben. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Der Radweg nach Purfing könnte noch etwas länger auf sich warten lassen. Ein Grund sind schwierige Grundstücksverhandlungen, ein anderer unterschiedliche Vorstellungen darüber, was gebaut werden soll.

Von Wieland Bögel, Vaterstetten

Im Jahr 2005 ist so einiges passiert: Angela Merkel wurde Bundeskanzlerin, Joseph Ratzinger Papst, im Fernsehen lief die 100. Folge Lindenstraße - und in Vaterstetten beschloss man, einen Radweg zwischen Baldham-Dorf und Purfing zu bauen. Im Gegensatz zu den ersten drei ist das vierte immer noch aktuell und dürfte es wohl auch in den kommenden Jahren bleiben. Der Bau- und Straßenausschuss sprach sich nun mehrheitlich für den Radweg aus, allerdings in einer Variante, die keine schnelle Umsetzung verspricht.

Der Ausschuss hatte wie jedes Jahr über das aktuelle Straßenbauprogramm zu entscheiden. Dieses fällt, was das Budget betrifft, nach den mageren Corona-Jahren wieder etwas üppiger aus: 1,5 Millionen Euro sollen jeweils heuer und in den vier Folgejahren ins Verkehrswegenetz investiert werden. Dies, so Bauamtsleiterin Brigitte Littke, liege zum einen daran, dass es einige doch sehr sanierungsbedürftige Straßen gebe, zum anderen sei der Glasfaserausbau in der Kerngemeinde so weit durch, dass die frisch sanierten Straßen nicht gleich wieder aufgerissen werden müssten.

Viel Redebedarf gibt es bei einem eher kleinen Posten im Straßenbaubudget

Dies sei auch durch den geplanten Ausbau des Nahwärmenetzes im Zuge des Geothermieprojekts nicht zu befürchten, so die Auskunft der Verwaltung auf eine Anfrage von Josef Mittermeier (SPD). Die beiden größten Sanierungsfälle in diesem Jahr sind die Ulmen- und die Andreas-Herz-Straße in Baldham, hierfür sind 350 000 beziehungsweise 370 000 Euro vorgesehen. Besonders an letzterer gebe es schon zahlreiche potenzielle Wärme-Abnehmer, sagte Klaus Willenberg (FDP), angesichts der Summen solle die Straße nicht gleich wieder aufgegraben werden müssen.

Dies sei auch nicht zu erwarten, versicherte Bürgermeister Leonhard Spitzauer (CSU). Das Bauamt sei hier in enger Abstimmung mit den Gemeindewerken, bis in den beiden Straßen Nahwärmeleitungen verlegt würden, könne es gut vier bis fünf Jahre dauern.

Weitere größere Posten im Budget für 2024 sind die Sanierung der Birkenstraße in Parsdorf für insgesamt 125 000 Euro, des Ammerthaler Wegs bis zur Gemeindegrenze für 150 000 Euro, der Wallbergstraße in Baldham für 95 000 Euro und der Neufarner Schulstraße für 80 000 Euro.

Den größten Diskussionsbedarf gab es zu einem vergleichsweise kleinen Posten im Budget: Den 50 000 Euro, die für die Ertüchtigung eines Feldweges eingestellt waren, der abzweigend von der Kreisstraße EBE 4 ein Stück weit parallel zur Purfinger Straße verläuft und rund einen Dreiviertelkilometer vor der Ortschaft in diese einmündet. Diese Idee war im Ausschuss vor eineinhalb Jahren aufgekommen, als es um die Schwierigkeiten ging, die nötigen Grundstücke für einen Radweg entlang der Straße zu erwerben.

Druck auf Eigentümer
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Seit fast zwei Jahrzehnten scheitert der Radweg nach Purfing an der Grundstücksfrage, nun reicht es einigen im Gemeinderat.

Von Wieland Bögel

Dieses Geld solle man sich sparen beziehungsweise für den Radweg an der Purfinger Straße zurücklegen, beantragte Manfred Vodermair (CSU). Denn zum einen sei der Waldweg nicht gut befahrbar, vor allem aber müssten die Radler, um diesen zu erreichen, knapp 100 Meter auf der komplett radwegfreien Kreisstraße fahren. Das kritisierte auch sein Fraktionskollege Benedikt Weber, gerade weil die Strecke auch ein Schulweg ist, sei die Passage über die Kreisstraße nicht zu empfehlen. Theresa Fauth (CSU) merkte an, dass man am Waldweg auch keine Beleuchtung installieren könne.

Die CSU schlug daher vor, den ebenfalls 2022 bereits diskutierten Plan weiterzuverfolgen, für den Radweg einen Straßenbebauungsplan aufzustellen. Dieser gibt der Gemeinde in letzter Konsequenz die Möglichkeit, sogenannte Besitzeinweisungen vorzunehmen, also die Grundstückseigner zu einem Verkauf zu zwingen - was allerdings nicht billig ist und vor allem nicht schnell geht. Laut Littke ist hier mit einem Zeitrahmen von mindestens fünf Jahren zu rechnen.

Auch SPD und Grüne favorisieren den Radweg an der Straße - aber nicht den Zeitplan

Dass der Radweg entlang der Straße die beste Option sei, räumte auch Mittermeier unumwunden ein - aber eben auch eine, die nicht leicht umzusetzen sei. Schließlich wollten nicht alle Eigentümer, die für den Radwegbau nötigen Grundstücke verkaufen. Den Waldweg dagegen könne man zeitig ausbauen, gewissermaßen als Übergangslösung, bis sich die Chance auf einen richtigen Radweg ergebe. Dies betonte auch David Göhler (Grüne): Der Weg durch den Wald könne schnell umgesetzt werden, die Variante mit dem Bebauungsplan, "macht nur Ärger".

Letztlich einigte sich der Ausschuss darauf, das Thema Radweg und Straßenbebauungsplan in einer kommenden Sitzung voraussichtlich im März zu diskutieren. Bis dahin, so kündigte es die CSU-Fraktion an, werde man einen entsprechenden Antrag vorlegen. Davon unabhängig, so Spitzauer, werde es sicher auch um die Frage gehen, ob man parallel den Waldweg herrichten soll oder nicht. Bis dahin werden die dafür eingeplanten 50 000 Euro erst einmal im Haushalt belassen, aber auf die Kostenstelle "Sonstiges" gebucht.

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