Podium Junge Musik:Wer spielen mag, der spiele!

Lesezeit: 3 min

Beim "Podium Junge Musik" dürfen diesmal nicht nur Kinder und Jugendliche mit klassischen Instrumenten antreten, sondern alle, die gerne Musik machen. (Foto: Christian Endt)

Der Musikwettbewerb für den Nachwuchs des Landkreises Ebersberg geht heuer mit einem völlig neuen Konzept an den Start: Es werden keine Instrumente mehr ausgeschrieben, vielmehr dürfen alle Interessierten mitmachen.

Von Anja Blum, Vaterstetten/Ebersberg

Schon seit Langem richten die beiden großen Musikschulen im Landkreis Ebersberg jährlich einen Wettbewerb für den Nachwuchs aus - doch zuletzt war das Interesse daran nicht mehr allzu groß. Immer weniger Kinder und Jugendliche kamen, um der Jury vorzuspielen. Deswegen haben sich die Verantwortlichen nun zusammengesetzt und das "Podium Junge Musik" ordentlich umgekrempelt. Man könnte fast sagen: Da ist kein Ton auf dem anderen geblieben.

Anstatt sich wie bisher an den Modalitäten von "Jugend musiziert" zu orientieren und jedes Jahr einzelne Instrumente und spezielle Ensemblekombinationen auszuschreiben, sind heuer erstmals alle jungen Musikerinnen und Musiker aus dem Landkreis eingeladen, teilzunehmen. Egal, ob sie zupfen oder singen, ob sie die E-Gitarre zum Klingen bringen oder das Klavier. Egal, ob sie alleine musizieren oder in einer Gruppe. Ob sie Klassik spielen oder Pop.

Newsletter abonnieren
:SZ Gerne draußen!

Land und Leute rund um München erkunden: Jeden Donnerstag mit den besten Freizeittipps fürs Wochenende. Kostenlos anmelden.

Diese Neuausrichtung sei ein "Befreiungsschlag", sagt Bernd Kölmel, und die Erleichterung ist ihm deutlich anzumerken. Kölmel leitet die Vaterstettener Musikschule, die den Wettbewerb im Wechsel mit den Kollegen aus Ebersberg organisiert und diesmal an der Reihe ist. Das neue Konzept aber hat man natürlich zusammen erarbeitet. "Wir haben uns viele Gedanken gemacht und rege diskutiert", erzählt Kölmel. Die Öffnung des Wettbewerbs sei dringend nötig, sagt auch Wolfgang Ostermeier, Chef der Musikschule in Ebersberg, man wolle ein möglichst niederschwelliges Angebot machen, sich mit anderen zu messen - "wie bei einem Hallenturnier, nur mit Musik".

Wolfgang Ostermeier ist Chef der Musikschule in Ebersberg. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Ziel der neuen Modalitäten ist es also, die Attraktivität des Wettbewerbs und damit auch die Motivation zur Teilnahme wieder zu erhöhen. Warum das vonnöten ist, zeigt ein Blick aufs vergangene Jahr: 2023 durften Holzbläser solistisch oder im Duo mitmachen, Streicher im Duo mit Klavier oder in kammermusikalischen Besetzungen sowie Pianisten, allerdings nur vierhändig. Die Teilnehmerzahl lag knapp über 20.

"Aber so macht das natürlich nicht wirklich Spaß", gesteht Kölmel. Vor allem, weil das Podium Junge Musik schon immer die Begegnung mit anderen Instrumentalisten in den Vordergrund gestellt habe. Bei derart magerem Zulauf allerdings könne davon ja kaum die Rede sein. "Deswegen wollen wir den Wettbewerb nun öffnen und Begegnung für möglichst viele schaffen", so Kölmel.

Durch die Öffnung des Wettbewerbs wird der Fokus auf die musikalische Vielfalt gesetzt

Nur: Eine Bewertung, Urkunden und Preise soll es nach wie vor geben. "Bei der Qualität wollen wir nämlich keine Abstriche machen", betont Ostermeier, "der Wettbewerb soll nicht beliebig werden." Die Vergleichbarkeit ist zwar vermutlich erschwert, wenn der eine mit einer Drumset-Transkription antritt und die andere mit einer Bach-Etüde auf der Geige. Diese musikalische Vielfalt aber macht den Verantwortlichen keine Sorgen, ganz im Gegenteil, sie ist sogar gewollt: Alle Teilnehmer sind aufgerufen, Stücke aus verschiedenen Genres zu präsentieren, aus Klassik, Musical, Pop, Jazz oder zeitgenössischer Musik.

Überhaupt wolle man endlich weg von diesem "Höher-Schneller-Weiter-Anspruch" musikalischer Wettbewerbe, sagt Kölmel. Die Kinder und Jugendlichen sollen auf diesem Ebersberger Podium in erster Linie Erfahrungen sammeln. Und wer möge, könne ja dann immer noch zu "Jugend musiziert" gehen.

Zum Jubiläum
:Von der Basis an die Spitze

Einst aus dem Engagement einer Familie entstanden, ist die Musikschule Vaterstetten heute aus dem kulturellen Leben in der Gemeinde nicht mehr wegzudenken. Heuer feiert sie 50. Geburtstag.

Von Anja Blum

Entscheidend für den Erfolg eines derart offenen Wettbewerbs ist laut Kölmel nur, die richtigen Jurorinnen und Juroren zu finden. "Das müssen erfahrene Profis sein, die sehr flexibel sind und die unterschiedlichsten Darbietungen anhand allgemeingültiger Kriterien bewerten können." Mit einer optimal besetzten Jury sei es durchaus möglich, alle Fachbereiche abzudecken.

Für die Premiere des umgestalteten Podiums sind folgende Persönlichkeiten vorgesehen: der Pianist und Komponist Henri Bonamy, Dozent an der Hochschule in München, der ehemalige Staatsoper-Oboist Gottfried Sirotek aus Zorneding, die Geigerin Regina Graf aus Vaterstetten sowie Peter Pfaff, ehemaliger Leiter der Ebersberger Musikschule sowie Chef der Eichhofner Dorfmusik. "Und ich glaube, die haben alle ein gutes Händchen für diese Aufgabe", erklärt Kölmel.

Zum ersten Mal werden heuer Preisgelder an die Gewinner in fünf Altersgruppen vergeben

Neu ist außerdem, dass es diesmal Geldpreise geben wird, denn die Kreissparkasse konnte als Sponsor gewonnen werden. Die Bewertung erfolgt in fünf Altersgruppen, an die jeweils Punktbesten werden Förderpreise vergeben, in der Solowertung je 100 Euro und in der Ensemblewertung je 200 Euro.

Über die Bühne gehen wird der 42. Musikwettbewerb des Landkreises Ebersberg am Samstag und Sonntag, 20./21. April, in Vaterstetten. Teilnehmen können alle Schülerinnen und Schüler aus dem Landkreis Ebersberg, die Instrumental- oder Gesangsunterricht haben. Sei es an einer öffentlichen Musikschule, privat oder in einem Verein. Die Anmeldung kann aber nur mit dem schriftlichen Einverständnis des Musiklehrers beziehungsweise Ensembleleiters erfolgen.

Der Leiter der Vaterstettener Musikschule, Bernd Kölmel, musiziert selbst natürlich auch, sitzt manchmal hinter dem Schlagzeug, wie hier bei einem Livestream während der Pandemie im April 2020. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Mitmachen dürfen sowohl alle Arten von Solisten (mit und ohne Begleitpartner) als auch Ensembles jeglicher Besetzung und Stilrichtung (mit mindestens vier, maximal 16 Mitwirkenden). Hackbrett-Quartett, Schulband, junge Blaskapelle - jeder ist laut Kölmel willkommen. Einzige Einschränkung: Die Ensembles müssen ohne Dirigent auftreten.

Anmelden kann man sich bis spätestens Sonntag, 7. April, bei der Musikschule Vaterstetten. Das Preisträgerkonzert findet statt am Montag, 29. April, um 19 Uhr im Seniorenwohnpark Vaterstetten. Landrat Robert Niedergesäß freut sich schon sehr, als Schirmherr dann alle Urkunden und Preise übergeben zu dürfen.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ Plus70 Jahre Stadterhebung
:Per Strickleiter in die Steinzeit

Ebersberg feiert sich selbst, mit einem selbst geschriebenen Theaterstück. "Am Brunnen tief im Wald" bietet viel Humor, prominente Gesichter und eine Reise weit in die Vergangenheit der Kreisstadt.

Von Anja Blum

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: