Kommendes Jahr kann der Vaterstettener Kletterwald an der Ottendichler Straße seinen zehnten Geburtstag feiern - und nicht nur diesen. Die im Frühjahr eröffnete Freizeiteinrichtung vor den Toren der Großgemeinde wird sehr gut nachgefragt, so gut, dass es vor allem an Wochenenden auf dem Parkplatz eng wird. Darum soll dieser nun erweitert werden, auch die Außengastronomie will der Betreiber ausbauen, die dafür nötige Bauleitplanung wurde nun auf den Weg gebracht - allerdings nur mit einer knappen Mehrheit.
Das war noch anders als es um die Errichtung des Kletterparks ging. Zwar gab es auch Kritik - etwa von Naturschutzverbänden und der damalige FBU-Gemeinderat Manfred Schmidt reichte sowohl eine Petition an den Landtag als auch eine Popularklage ein, beides erfolglos - die überwiegende Mehrheit im Gemeinderat, auch einige aus der Fraktion der Grünen, stimmten dafür.
Ärger gibt es auch um ohne Genehmigung erweiterte Gebäude auf dem Grundstück
So wie etwa Stefan Ruoff, eine Entscheidung, die er nach wie vor für richtig halte, wie er nun im Ausschuss betonte. Für die geplante Erweiterung werde er indes nicht stimmen, "das hat Dimensionen angenommen, die ich nicht mehr mittragen kann". Zudem "hat der Betreiber Sachen gemacht, die nie genehmigt waren" - gemeint war die Nutzung der eigentlich als Kiosk geplanten Hütte als Ausflugslokal. Dies kritisierte auch Zweite Bürgermeisterin Maria Wirnitzer (SPD): "Es sind Räume entstanden, die nie genehmigt waren - und jetzt kriegt er auch noch Freischankflächen."
Solche gibt es bereits, 200 Quadratmeter insgesamt. Knapp 650 Quadratmeter sollen nun laut Plan dazukommen, um rund 1600 Quadratmeter soll der Parkplatz wachsen. Inklusive der Erweiterung des Bogenschießplatzes und einer Fläche für ein weiteres Müllhäuschen käme man laut Verwaltung auf eine "Eingriffsfläche" von genau 2467 Quadratmetern. Für deren Nutzung allerdings einige Bäume gefällt werden müssten. Dafür sind aber Ausgleichsflächen vorgeschrieben, so soll für die 2467 Quadratmeter als sogenannter Nahausgleich - das ist der Ersatz für den Lärm- und Emissionsschutz des bestehenden Waldstücks - eine entsprechend große Fläche "in sehr engem Radius um die Rodungsfläche" aufgeforstet werden.
Zudem ist ein weiterer Ausgleich von 18 351 Quadratmetern geplant, um das gesamte Gebiet des Kletterwaldes von einem Bannwald in ein Sondergebiet umwidmen zu können. Dieser muss aber nicht in der Nachbarschaft entstehen. Geplant ist, dass dazu in Zorneding und Pöring entsprechend Flächen aufgeforstet werden. Das zuständige Forstamt habe bereits erklärt, dass die fraglichen Areale als Aufforstungsflächen geeignet sind, so die Stellungnahme der Verwaltung.
Ruoff wollte wissen, was denn passiere, sollte der Wald beispielsweise durch ein Unwetter, beschädigt oder gar zerstört werden. Bannwald müsse schließlich wieder aufgeforstet werden, ein Sondergebiet dagegen nicht: "Kommt da dann ein Gewerbegebiet hin?" Dies sei nicht möglich versicherte Bauamtsleiterin Brigitte Littke, nach dem Waldgesetz sei die Fläche trotzdem als Wald zu erhalten.
Bewegung an der frischen Luft und Gewerbe solle man fördern, so CSU und Freie Wähler
"Dafür, dass die Leute möglichst nah an die Freizeiteinrichtung heranfahren können, werden Bäume gefällt", kritisierte auch David Göhler (Grüne). "Es gibt auch Flächen ohne Bäume in der Umgebung" auch wenn die Besucher dann vielleicht 200 Meter laufen müssten. Überhaupt solle man die Erreichbarkeit des Kletterparks ohne Auto verbessern, forderte Josef Mittermeier (SPD). So könnte der Betreiber doch Leihräder am S-Bahnhof bereithalten oder einen Shuttle-Bus einrichten.
Klar für eine Erweiterung wie beantragt sprach sich Michael Niebler aus. Der CSU-Fraktionschef und Wirtschaftsreferent des Gemeinderates betonte, es sei doch wünschenswert, dass es eine Einrichtung gebe, "die Bewegung unter freiem Himmel anbietet - das ist gesund". Die Vergrößerung - der Betreiber hatte erklärt, sein Angebot von derzeit 200 auf dann 400 Klettergurte erweitern zu wollen - sei nötig, "dass es wirtschaftlich bleibt". Außerdem, so Niebler, werde der Wald ja ausgeglichen. Ähnlich argumentierte Dritter Bürgermeister Roland Meier (FW): "Ich bin grundsätzlich für die Unterstützung eines Gewerbebetriebes, der sich erweitern will."
Entlang der Fraktionsgrenzen verlief dann auch das Abstimmungsergebnis: Sechs Gegenstimmen gab es von Grünen und SPD, mit den neun Stimmen von CSU, Freien Wählern und FDP wurde beschlossen, die entsprechende Änderung des Bebauungsplanes einzuleiten.