Jugendpflege in Vaterstetten:Ruhiger Abend im Juz

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Im Erdgeschoss der ehemaligen Hauptschule ist 2021 das Vaterstettener Jugendzentrum eröffnet worden. Der Trägerverein für das Abendangebot gibt nun aber auf. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Nach zwei Jahren kommt das Aus für den selbstverwalteten Teil des Vaterstettener Jugendzentrums. Der Rest des Angebots soll aber erhalten bleiben.

Von Wieland Bögel, Vaterstetten

Im seit gut zehn Jahren dauernden Hin und Her um einen Jugendtreff in der Großgemeinde gibt es nun eine neue Kehre: Der 2021 in der ehemaligen Hauptschule eröffnete selbstverwaltete Treff wird eingestellt, der Verein "Juz Bava", welcher das Angebot bislang organisiert hatte, löst sich auf. Dies wurde nun im Haupt- und Familienausschuss des Gemeinderats bekannt gegeben. Das von der gemeindlichen Jugendpflege organisierte Nachmittagsangebot für Jüngere soll aber erhalten bleiben.

Im Herbst 2013 kam der Anfang vom Ende des Vaterstettener Jugendzentrums. Das 1980 errichtete Gebäude gegenüber dem Verkehrsübungsplatz an der Johann-Sebastian-Bach-Straße musste dringend saniert werden. Im Zuge der Baumaßnahme beschloss die Politik damals auch ein neues Konzept für das alte Juz. Bereits ein Jahr zuvor waren einige Angebote des damals aufgelösten Vereins Mehrgenerationenhaus ins Jugendzentrum übersiedelt. Künftig, so die Idee aus Verwaltung und Gemeinderat, sollte unter Leitung der Arbeiterwohlfahrt und unter dem Namen "Offenes Haus" ein Angebot für alle stattfinden - alle außer der Jugend, wie sich bald zeigte.

Ohne Juz gab es immer wieder Probleme mit ruhebedürftigen Anwohnern

Die suchte sich dann lieber andere Orte, um die Freizeit zu verbringen, was einige Jahre nach der Neuausrichtung des ehemaligen Juz zu Problemen führte. Denn einer dieser Freizeitorte war der Wasserpark am Baldhamer Bahnhof, worüber sich dann prompt Anwohner bei der Gemeinde und bei einigen Gemeinderatsmitgliedern persönlich beschwerten. Woraufhin die CSU einen Antrag auf eine sehr jugendspezifische Grünanlagensatzung einbrachte, die mit Ausnahme des Taubenfütterns so gut wie alle Aktivitäten untersagt.

Allerdings gab es damals auch Stimmen im Gemeinderat, die mehr Angebote für die jungen Leute forderten. Zwar gelang es Jugendpflegerin Martha Golombek 2017 zumindest einen Jugendraum in der Reitsbergersiedlung, also in der Nähe des alten Juz, zu eröffnen. Dieser wurde auch gut angenommen, so gut allerdings, dass es 2019 zu Problemen mit der Überbelegung kam - und erneut zu Konflikten mit Anwohnern.

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Im selben Jahr startete eine Gruppe junger Leute aus der Gemeinde eine Kampagne für ein Jugendzentrum, unter anderem mit einer Online-Petition. Nach der Kommunalwahl 2020 nahm das Thema wieder etwas mehr Fahrt auf, die Gruppe "Baju" (für Baldhamer Jugendtreff) setzte sich mit Bürgermeister Leonhard Spitzauer (CSU) zusammen, es entstand die Idee, die damals schon leerstehende alte Hauptschule zu einem provisorischen Jugendtreff umzubauen.

Mit viel Eigenleistung wurde die ehemalige Hauptschule zu einem Treffpunkt umgebaut

Eröffnung war im Herbst 2021, zuvor hatte die Baju-Gruppe in sehr viel Eigenleistung die Schule entrümpelt und hergerichtet, neue Möbel und eine Bar wurden aufgestellt. Aus der Gruppe wurde dann auch ein Verein namens Juz Bava, also Jugendzentrum Baldham-Vaterstetten, der einen Teil des Gebäudes in Selbstverwaltung nutzte. Den anderen Teil verantwortete die gemeindliche Jugendhilfe um Martha Golombek.

Beide Angebote seien zumindest anfangs gut angenommen worden, so Golombek nun im Ausschuss. Nachmittags immer von 16 bis 19 Uhr bot die Jugendpflege ihre Anlaufstelle für etwas Jüngere an, ab 19 Uhr übernahm dann der Juz-Verein mit einem Angebot für Ältere. Teilweise bis zu 40 Leute hätten ihre Abende in der alten Schule verbracht. Und auch das Tagesangebot wurde und wird laut Golombek immer noch gut nachgefragt: Etwa 15 Jugendliche seien nachmittags an den Wochentagen dort, einige nutzten auch die niederschwelligen Beratungsangebote.

Allerdings habe die Doppelnutzung auch einige Probleme mit sich gebracht. Etwa, dass manche der jüngeren Besucher des Nachmittagsangebotes auch am Abend noch bleiben wollten. Oder auch wer wem die Räume in welchem Zustand hinterlässt. Mehr und mehr habe sich herausgestellt, dass die Selbstverwaltung komplett eigene Räume braucht, "diese Doppelnutzung funktioniert nicht", so Golombeks Fazit.

Jugendpflege und Politik hoffen, dass sich ein neuer Verein zusammenfindet

Dass sich der Juz-Verein nun aber auflösen werde, liege laut Golombek vor allem daran, dass es mit dem Generationswechsel nicht geklappt hat. Die Gründergeneration habe mittlerweile weniger Zeit, sich ums Juz zu kümmern und Jüngere, die übernehmen, habe man nicht gefunden.

Trotzdem, so die Jugendpflegerin weiter, sei das Projekt ein Erfolg gewesen. Es sei vieles umgesetzt worden in den vergangenen beiden Jahren, und das Gebäude bleibe auch weiterhin eine Anlaufstelle für die jungen Leute in der Gemeinde. Auch wolle man den Treff anderen Akteuren zur Verfügung stellen, etwa dem Kreisjugendring und den Jugendabteilungen der örtlichen Vereine.

Auch aus dem Ausschuss kam viel Lob für den Juz-Verein: "Es war schon erfolgreich, es wurde etwas gestartet", sagte Cordula Koch (SPD). Auch Theresa Fauth (CSU), Jugendreferentin des Gemeinderates, sprach den jungen Leuten ein Lob aus, diese hätten viel geleistet. "Es ist immer schwierig mit dem Ehrenamt, schade, dass es mit dem Verein nicht geklappt hat - im ersten Anlauf." Denn vielleicht fänden sich ja bald wieder einige junge Leute, die das Angebot wiederbeleben wollen. Die Hoffnung hat auch Bürgermeister Spitzauer: "Wenn sich heute sieben Jugendliche finden, dann kann es morgen losgehen."

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