Gemeindefinanzen Vaterstetten:Mehr machen, viel mehr zahlen

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Wie viel kann man sich mit den vorhandenen Mitteln leisten? Die Frage stellt man sich auch in der Gemeinde Vaterstetten. (Foto: Hendrik Schmidt/dpa)

Die Gemeinde Vaterstetten aktualisiert ihr Investitionsprogramm. Weil die Geothermie neu auf die Liste gekommen ist, steigen die Gesamtkosten kräftig - aber nicht nur deswegen.

Von Wieland Bögel, Vaterstetten

Gut 40 Millionen Euro in nicht einmal einem Jahr ist eine stattliche Erhöhung: Um diesen Wert ist der vermutete Finanzbedarf für die Investitionen der Gemeinde Vaterstetten seit März vergangenen Jahres gestiegen. Stand auf der Agenda 2030 noch die Summe von rund 100 Millionen Euro im Raum, sind es nun fast 142 Millionen. Das liegt vor allem daran, dass die Geothermie neu auf die Liste gekommen ist, aber nicht nur.

Der Neuzugang Geothermie schlägt mit stattlichen 15,9 Millionen zu Buche. Dies betrifft wohlgemerkt nur die Förderanlage, der für die Verteilung der Fernwärme nötige Leitungsbau wird im Haushalt der Gemeindewerke abgerechnet. Ohnehin ist das nur eine Schätzung, wie teuer die Förderung am Ende kommt, wird sich wohl erst in einigen Jahren zeigen.

Viele Vorhaben sind einfach teurer geworden, manche davon kräftig

Dass die Gesamtkosten so gestiegen sind, liegt aber vor allem daran, dass viele Vorhaben schlicht und einfach teurer geworden sind. Etwa beim Neubau der Feuerwehr Baldham Dorf. Ging man bisher davon aus, diesen durch einen Grundstücksverkauf gegenfinanzieren und sogar noch einen Gewinn von einer halben Million erzielen zu können, sind nun keine Einnahmen mehr verzeichnet, sodass sich Kosten von zwei Millionen Euro ergeben. Darum wurde auch der Zeitplan nach hinten verschoben, statt wie noch im März geplant in den Jahren 2027 und 2028 soll inzwischen erst 2028 bis 2030 neu gebaut werden.

Dies kritisierte Dritter Bürgermeister Roland Meier (FW). Zwar habe sich die Situation etwas verbessert, seit es wenigstens die neuen Sanitärcontainer gebe, "aber die werden schon stiefmütterlich behandelt". Gerade weil die Baldhamer Feuerwehr sehr aktiv in der Jugendarbeit sei, solle man sie besser unterstützen. Wenn der Neubau schon so bald nicht komme, solle die Gemeinde vielleicht einen weiteren Container aufstellen, wo Umkleiden und Büroräume untergebracht werden könnten. Bürgermeister Leonhard Spitzauer (CSU) sagte zu, mit der Feuerwehr zu sprechen, "dann schauen wir, wo wir Verbesserungen erreichen können".

Der Bau einer neuen Bücherei wandert im Zeitplan weit nach hinten

Ebenfalls weiter nach hinten geschoben wird in der neuen Investitionsliste der Bau einer neuen Bücherei. Im März war dieser noch für die Jahre ab 2027 veranschlagt, nun für frühestens 2031. Dies kritisierte Zweite Bürgermeisterin Maria Wirnitzer (SPD): "Es ist bedauerlich, dass die Bücherei so gar keine Perspektive hat." Sie stellte die Frage, ob es die Möglichkeit einer Interimslösung gebe, etwa die vor einigen Jahren schon einmal diskutierte Mitnutzung eines Neubaus der Deutschen Bahn am Baldhamer Bahnhof.

Dort, so der Schienenkonzern im Jahr 2018, könnte an der Stelle, wo früher der Kiosk stand, ein Wohnhochhaus für DB-Mitarbeiter entstehen. Das Erdgeschoss von rund 1000 Quadratmetern könne die Gemeinde mieten - für den Preis von 13 bis 14 Euro pro Monat und Quadratmeter. Aber nur, so die Bahn damals, wenn die Gemeinde einer Änderung des Bebauungsplanes zustimmt, sodass Gebäude rund um den Bahnhof auch höher als 14 Meter werden dürfen.

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In Baldham soll ein Wohnhochhaus für DB-Mitarbeiter entstehen, ins Erdgeschoss könnte die Gemeindebücherei einziehen. Allerdings treffen die Baupläne des Schienenkonzerns nicht in allen Details auf Zustimmung der Verwaltung

Von Wieland Bögel

Sehr viel mehr habe sich seitdem aber nicht getan, so Spitzauer, allerdings habe man kürzlich eine Gesprächseinladung der Bahn bekommen. Konkrete Pläne, was die Bahn nun in Baldham bauen möchte, und ob das Vorhaben überhaupt noch akut ist, habe man aber keine, so Bauamtsleiterin Brigitte Littke. Das Problem mit der Bücherei sei, dass diese mit dem Bauprojekt Gluckstraße, also auf dem alten Schulgrundstück, verbunden sei, so Spitzauer. Und dieses sei verbunden mit dem geplanten Gemeindebau an der Dorfstraße, denn beide Projekte könne man nicht gleichzeitig umsetzen.

Aber vielleicht klappe es ja bald mit dem "Vaterstetten Nordwest" genannten Bauprojekt. Dieses hatte der Gemeinderat 2022 auf die Warteliste gesetzt, dieses steht mittlerweile mit Kosten von 29,5 Millionen Euro in der Agenda. Wann das Projekt umgesetzt werden kann, ist offen. Spitzauer hatte im Dezember auf einem Pressetermin die Hoffnung geäußert, das Vorhaben wieder flott zu kriegen, sollten die Zinsen sinken. Doch auch im günstigsten Fall würde man wohl erst 2026 mit dem Bau beginnen können.

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Der Bauantrag für die Vaterstettener Gemeindewohnungen an der Dorfstraße ist gestellt - bis zum Einzug kann es aber noch etwas dauern.

Von Wieland Bögel

Ebenfalls teurer geworden, aber nach Meinung von FDP-Fraktionschef Klaus Willenberg nicht genug, ist die Sanierung der Gemeindewohnungen an der Baldhamer Straße. Hier stehen mit 2,75 Millionen Euro zwar 850 000 Euro mehr auf der Agenda als im März, Willenberg verwies aber darauf, dass man erst in der Dezembersitzung neue Zahlen präsentiert bekommen habe, da ging es um bis zu sechs Millionen Euro.

Weder die eine noch die andere Zahl stehe bereits fest, so Littke, im Bauamt sei man zuversichtlich, dass man die Sechs-Millionen-Marke nicht reißen werde, "das bekommen wir günstiger". Darauf hofft auch der Bürgermeister, die Zahl solle "näher an den 2,7 als an den sechs Millionen liegen". Das Ziel sei, die Wohnungen zu erhalten und instand zu setzen, aber keine Luxussanierungen vorzunehmen.

Ein weiterer Kostentreiber auf der Liste ist die Neuberechnung für die Umgehungsstraße Parsdorf-Weißenfeld. Die stand im März noch abzüglich Fördermittel mit 19 Millionen Euro auf der Agenda, mittlerweile beträgt der geschätzte Gemeinde-Anteil bereits 25,85 Millionen. Dass die Straße bald gebaut wird - in der Liste ist ein Maßnahmenbeginn für kommendes Jahr eingetragen - gilt angesichts der übrigen Projekte indes als unwahrscheinlich.

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