Seit etwas mehr als einem Jahr liegt eines der ehrgeizigeren Projekte der Großgemeinde auf Eis: Der Bau von rund 150 kommunalen Wohnungen an der Dorfstraße. Ende 2022 hatte der Gemeinderat das Vorhaben auf die Warteliste gesetzt - die Planung dafür ging indes weiter. Wie von Bürgermeister Leonhard Spitzauer (CSU) kürzlich zu erfahren war, ist der Bauantrag für das Vaterstetten Nordwest genannte Baugebiet inzwischen fertig, voraussichtlich im Frühjahr 2024 soll es dann eine Baugenehmigung geben. Bis auf der knapp eineinhalb Hektar großen Fläche am Nordrand von Vaterstetten aber wirklich gebaut wird, kann es noch etwas dauern.
Wie lange, das hängt laut Spitzauer davon ab, wie schnell sich die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen zugunsten des Wohnungsbaus ändern. Konkret: ob tatsächlich im kommenden Jahr die Kreditzinsen wieder sinken und idealerweise die Baukosten ebenfalls. Für diesen Fall will die Gemeinde vorbereitet sein, so der Bürgermeister, weshalb auch die Bauleitplanung weiter läuft.
Unter den aktuellen Bedingungen sei eine Umsetzung dagegen schwierig - zumal wenn es in den Gebäuden auch günstige Mieten geben soll. Letzte Berechnungen, bevor das Projekt gestoppt wurde, gingen von einem Eigenanteil der Gemeinde von mehr als 20 Millionen Euro aus. Laut Spitzauer müsste man bei diesen Summen um die 16 Euro pro Monat und Quadratmeter verlangen. Das wäre zwar knapp 50 Cent günstiger als der aktuelle Durchschnitt in Vaterstetten, wo die höchsten Mieten sogar bei knapp 20 Euro liegen - aber eben auch weit von dem entfernt, was die Politik mit dem Projekt einst erreichen wollte.
Dieses begann im Jahr 2018, damals wurde noch im vorherigen Gemeinderat beschlossen, auf der Fläche, die ursprünglich ein kleines Gewerbegebiet werden sollte, zum Wohngebiet umzuwidmen. Der Plan war, dass die Gemeinde dort günstige Wohnungen baut, und zwar in Eigenregie, so dass man selbst über die Belegung entscheiden kann.
An dem Ziel halte er weiter fest, so Bürgermeister Spitzauer, angestrebt seien Mietpreise von um die zwölf Euro. Zwar gebe es auch aus dem Gemeinderat gelegentlich Forderungen, jemand anderes solle die Wohnungen bauen, etwa Genossenschaften. Doch auch für diese sei der Markt schwierig, dass da jemand sofort zugreife und Wohnungen hinstelle, bezweifelt Spitzauer daher.
Aber auch aus einem anderen Grund befürwortet der Bürgermeister eine Umsetzung in Eigenregie: Damit könnte die Gemeinde die Wohnungen selbst vergeben. Das sei ein Vorteil etwa gegenüber den klassischen Sozialwohnungen, hier seien die Vorgaben, wer einziehen dürfen, sehr starr.
Das Wohnbauprojekt soll auch gegen den Fachkräftemangel helfen
Schon als das Projekt 2018 noch unter Spitzauers Vorgänger Georg Reitsberger (FW) auf den Weg gebracht wurde, geschah das auch mit der Intention, dass man so Wohnraum für Angestellte der Gemeinde und Mitarbeiter etwa von Kitas oder Altenheimen schaffen könne. Schon damals gab es in der Großgemeinde besonders in Krippen und Kindergärten einen erheblichen Mangel an Personal - ein Problem, das bis heute fortbesteht.
Bis nun allerdings die ersten bei der Gemeinde oder einer Kita angestellten Leute in die neuen Wohnungen einziehen können, kann es noch etwas dauern. Selbst im absolut besten Fall, also wenn die Zinsen kommendes Jahr deutlich sinken, würden die Ausschreibungen wohl bis Ende 2025 dauern, schätzt der Bürgermeister.
Bis die kleine Siedlung am Ortsrand - nach dem aktuellen Plan immerhin sieben Gebäude mit 152 Wohnungen, Einzelhandel, einer Kita und neuen Räumen für die AWO - bezugsfertig ist, könnten mindestens weitere zwei Jahre vergehen. Das wäre zwar ein gutes Jahrzehnt nach Aufnahme der Planungen, aber gar nicht so weit weg vom letzten offiziellen Zeitplan, bevor das Projekt auf die Warteliste kam: Der sah eine Fertigstellung für das Jahr 2027 vor.