Kommunalpolitik:Vorwahl-Boom bei Vaterstettens CSU: So viele Neumitglieder wie nie

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Von links: Michael Niebler, Leonhard Spitzauer, Robert Winkler, Michael Kundler. (Foto: Christian Endt)

Seit Jahresbeginn sind bislang 77 Vaterstettener Bürger eingetreten - eine wesentliche Steigerung um mehr als 20 Prozent. Grund ist wohl eine anstehende Entscheidung.

Von Wieland Bögel, Vaterstetten

Dass Konkurrenz das Geschäft belebt, ist nicht ganz neu - eine spezielle Variante dieser Weisheit lässt sich derzeit in der Großgemeinde beobachten. Dort verzeichnet die CSU einen deutlichen Anstieg bei den Neumitgliedern: Seit Jahresbeginn sind bislang 77 Vaterstettenerinnen und Vaterstettener eingetreten. Angesichts von nun insgesamt 432 CSU-Mitgliedern eine wesentliche Steigerung um rund 21 Prozent. Ausgelöst hat diesen "Mitglieder-Boom", wie die CSU selbst in einer Pressemitteilung schreibt, wohl die Konkurrenz um die Bürgermeisterkandidatur.

Denn bei Vaterstettens Christsozialen läuft seit Ende Januar ein Vorwahlkampf. Beworben haben sich Leonhard Spitzauer und Robert Winkler, zwei sehr unterschiedliche Kandidaten. So ist Spitzauer langjähriges Parteimitglied und gehört seit 2015 auch der Gemeinderatsfraktion an. Der 33-Jährige ist Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr Parsdorf-Hergolding, seine Familie hat einen Reiterhof bei Hergolding. Für Winkler ist Kommunalpolitik ebenfalls nicht neu, er war von 2008 bis 2011 Gemeinderat, damals allerdings in der Grünen-Fraktion. Der Partei beigetreten ist der inzwischen 57-jährige Jurist indes nie, derzeit arbeitet er als Ministerialrat im bayerischen Umweltministerium.

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Beide Bewerber hätten durchaus das Zeug, eine Bürgermeisterwahl zu gewinnen, möglicherweise müssen sie am Ende sogar gegeneinander antreten. So könnte sich Winkler unter Umständen als Kandidat der SPD und der Grünen um das Bürgermeisteramt bewerben. Beide haben nämlich mittlerweile erklärt, sie unterstützten seine Kandidatur - falls er ohne die Unterstützung der CSU überhaupt noch dazu bereit ist.

Er selbst erklärt auf Nachfrage, noch nicht endgültig über die Option einer rot-grünen Kandidatur entschieden zu haben. Ob sich die Frage überhaupt stellt, oder Winkler auch die Unterstützung der CSU bekommt, entscheidet sich am 18. Juli. Für diesen Tag hat der CSU-Ortsverband zur Hauptversammlung eingeladen, auf der ein Bürgermeisterkandidat gewählt werden soll.

Wer mitstimmen darf - und wer nicht

Mitstimmen dürfen dabei logischerweise ausschließlich Parteimitglieder - und zwar nur, wer am Wahltag mindestens zwei Monate in der CSU ist. Entscheidend ist das Datum auf dem Anmeldeantrag, erklärt Stefanie Ederer, Geschäftsführerin des CSU-Ortsverbandes, somit darf abstimmen, wer den Antrag bis Samstag kommender Woche abgegeben hat. Was jetzt schon dazu geführt hat, dass die Vaterstettener inzwischen bayernweit der Ortsverband mit den zweitmeisten Mitgliedern sind, nur Erding hat nach aktuellem Stand 22 mehr.

Der CSU-Ortsvorsitzende Michael Kundler sieht gute Chancen, diesen Vorsprung aufzuholen: "Ich weiß von vielen Bürgern, die sich überlegen, in den nächsten Tagen unserem Ortsverband beizutreten. Etwa zehn Männer und Frauen haben die Einreichung eines Mitgliedsantrages noch vor dem 18. Mai angekündigt."

Der Ortsvorsitzende sei über die Entwicklung zwar überrascht, so Kundler, aber - wenig überraschend - "positiv überrascht. Das zeigt, dass Wettbewerb mobilisiert". Laut Ederer lassen sich von diesem Wettbewerb Leute quer durch die Gemeinde und durch alle Altersgruppen mobilisieren. Zwar gebe es einige neu Eingetretene, die schon zuvor der CSU nahe gestanden haben, allerdings auch Personen, die mit der Partei oder auch mit Kommunalpolitik bislang nichts zu tun hatten.

Die spannende Frage ist nun natürlich, welcher Vorwahlkandidat von dem Zuwachs mehr profitiert. Beim politischen Aschermittwoch hatte Winkler gegenüber seinem Mitbewerber noch gewitzelt, alle seine Nachbarn in Hergolding hätten bereits Mehrfachmitgliedschaften abgeschlossen, damit Spitzauer auch wirklich Kandidat wird. Tatsächlich gebe es in Hergolding einen nennenswerten Zuwachs an Mitgliedern, bestätigen sowohl Ederer als auch Spitzauer selbst. Nach seiner Bewerbung hätten ihn auch viele Nichtmitglieder dazu beglückwünscht und gesagt, sie wollten ihn unterstützen - und dazu in die Partei eintreten. Dafür aktiv "die Werbetrommel gerührt" habe er aber nicht, so Spitzauer: "Das ist eine Entscheidung, die man sich selber überlegen muss."

Auch Winkler hat beobachtet, dass besonders in den Wochen nach Bekanntgabe der Vorwahlkandidaten einige Hergoldinger in die CSU eingetreten seien - inzwischen gebe es aber auch immer mehr Leute, die eintreten, um den Kandidaten Winkler zu unterstützen. Der im Übrigen selbst nichts zu seinem eigenen Sieg in der Vorwahl beitragen kann - und möchte: Einen CSU-Beitritt schließt Winkler aus: "Ich trete an als parteiübergreifender Kandidat", das werde er nicht wegen einer einzigen - seiner eigenen - Stimme am 18. Juli ändern.

© SZ vom 10.05.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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