Es dauert eine Weile, bis man Miriam Hillebrecht und Michelle Jaeckel gefunden hat - kein Wunder, denn der Standort der Bayerischen Blumen Zentrale in Parsdorf hat nicht gerade eine Tante-Emma-Laden-Größe. Zwischen den hohen Regalen wird man schließlich fündig: Hillebrecht, 18 Jahre alt und Auszubildende für den Bereich Groß- und Außenhandelsmanagement im dritten Lehrjahr, und Michelle, Schülerin der achten Jahrgangsstufe an der Mittelschule in Haar, sind an diesem Tag als Zweiergespann unterwegs - genau wie der 29-jährige Nico Huber, Auszubildender Gärtner in der Fachrichtung Zierpflanzenbau im ersten Lehrjahr, eine Schülerin aus Markt Schwaben an seiner Seite hat. Denn die Blumen Zentrale hat ein Schnupperpraktikum der besonderen Art ermöglicht: Einen Tag lang begleiteten die Jugendlichen zwei Auszubildende und konnten so einen sehr nahen Eindruck gewinnen, wie es später einmal zugehen könnte, wenn sie sich für den jeweiligen Ausbildungsberuf entscheiden sollten.
Der Projekttag namens "Ein Tag Azubi" ist eine gemeinsame Initiative der IHK für München und Oberbayern und den Wirtschaftsjunioren. Zum ersten Mal fand er am vergangenen Mittwoch statt. "Insgesamt hat das Echo von Unternehmen und Schülern unsere Erwartungen bei dieser ersten Ausgabe übertroffen", teilte eine Sprecherin der IHK auf Nachfrage mit. Durchaus möglich also, dass die Aktion im kommenden Jahr wiederholt und ausgeweitet werde.
Vier Betriebe und zehn Jugendliche aus dem Landkreis haben sich am Projekttag beteiligt
Neben dem Landkreis Ebersberg waren auch Unternehmen sowie alle Schülerinnen und Schüler aus den Landkreisen München, Dachau und Freising sowie der Stadt München aufgerufen, sich an dem Projekttag zu beteiligen. Insgesamt sind 260 Jugendliche in 170 Betrieben mitgelaufen, im Landkreis Ebersberg waren es neben der Blumen Zentrale noch drei weitere Betriebe und zehn Schülerinnen und Schüler.
Für die 13-jährige Michelle war es das erste Praktikum. Zuvor hatte sie online einen Fragebogen ausgefüllt - Hobbies, Lieblingsschulfächer, Interessen, all sowas. Ein Algorithmus hat aus diesen Angaben den Ausbildungsberuf berechnet, der wahrscheinlich passend für sie wäre. So kam sie zur Blumen Zentrale und zu ihrer Mentorin für diesen Tag, Miriam Hillebrecht.
Eigentlich wäre an dem Tag schulfrei gewesen - es war Buß- und Betttag
"Meine Mama hat mich schon ein bisschen überreden müssen, dass ich mitmache", gibt Michelle dann doch noch zu. Denn das Praktikum war nicht nur freiwillig, sondern fand auch am eigentlichen schulfreien Buß- und Betttag statt. Während also die meisten Mitschülerinnen und Mitschüler der 13-Jährigen ausschlafen konnten, stand sie pünktlich um acht Uhr vor der Blumen Zentrale parat. Und bereut sie es nun, ihren freien Tag geopfert zu haben? "Nein, gar nicht", sagt sie.
Michelle erzählt davon, dass sie einige Stunden zuvor bereits einen Adventsteller gebastelt haben, sie gelernt habe, wie man neue Kunden im Betriebssystem anlegt und an der Kasse habe sie auch schon stehen dürfen. Nun steht noch ein bisschen Deko und Warenwirtschaft an. Das Mädchen lacht. Klingt ganz nach einem gelungen ersten Arbeitstag.