Verkehr in Vaterstetten:Gemeinderat als Zeitfahrer

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Kein Platz für Radler: Die Purfinger Straße ist ziemlich eng, darum soll ein Fahrradweg her. Bis der gebaut werden kann, dürfte es aber noch etwas dauern. (Foto: Christian Endt)

Zum wiederholten Mal debattiert man in Vaterstetten über einen Radweg nach Purfing - wann der gebaut wird, bleibt unklar. Zumindest steht jetzt fest, was nicht gemacht wird.

Von Wieland Bögel, Vaterstetten

Die Fortbewegung auf einem Radweg kann durchaus anstrengend sein - dasselbe gilt für die Planung eines solchen. Der Vaterstettener Gemeinderat hat sich nun zum wiederholten Male abgestrampelt bei dem Versuch, eine Lösung für eine bessere Radverbindung zwischen Baldham-Dorf und Purfing zu finden. Wann eine solche kommt, ist nicht nur wegen der klammen Gemeindefinanzen weiter unklar - aber zumindest wurde nun beschlossen, was man definitiv nicht machen will.

Im Grundsatz ist sich das Gremium in der Radweg-Frage einig, und das schon ziemlich lange. Vor 19 Jahren votierte der Gemeinderat erstmals für die Verbindung zwischen Baldham-Dorf und Purfing, im Spätsommer 2022 beschloss man dazu sogar ein konkretes Vorgehen: Ein Straßenbebauungsplan soll aufgestellt werden.

Im besten Fall könnte die Gemeinde in etwa fünf Jahren mit dem Bau beginnen

Grund dafür - und dafür dass Purfing nach wie vor der einzige Ortsteil ist, zu dem kein Radweg führt - ist, dass die Gemeinde seit 2005 vergeblich versucht, die für den Bau nötigen Grundstücke zu kaufen. Mit den meisten Eigentümern würde man zwar ins Geschäft kommen, einige wenige wollten aber nicht verkaufen. Darum der Bebauungsplan, dieser macht es möglich, die Flächen per Besitzeinweisung ins Gemeindeeigentum zu überführen.

Dabei handelt es sich nicht um eine echte Enteignung, aber um einen Zwangsverkauf - ob ein solcher zulässig ist, und zu welchem Preis, entscheidet dann ein Gericht. Das Ganze, darauf hatte die Verwaltung zuletzt im Januar bei der Verabschiedung des Straßenbauprogramms hingewiesen, ist durchaus langwierig, mit mindestens fünf Jahren müsste man rechnen.

Wer zwischen Baldham-Dorf und Purfing radelt, muss die vielbefahrene Kreisstraße EBE 4 überqueren. (Foto: Christian Endt)

Weshalb die Fraktionen von SPD und Grünen damals eine Übergangslösung ins Spiel brachten: Der Wald- und Feldweg ein Stück südlich der Purfinger Straße solle fahrradtauglich ausgebaut werden. Dafür, so der Vorschlag, genügte ein vergleichsweise kleines Budget von rund 50 000 Euro. Gegenrede kam aus der CSU-Fraktion, so sei auch ein neu aufgekiester Feldweg nicht besonders radlerfreundlich, zudem könne man keine Beleuchtung installieren und es bleibe das Problem der fehlenden Querungshilfe über die Kreisstraße EBE 4. Der Punkt wurde schließlich vertagt, die 50 000 Euro zwar nicht aus dem Budget gestrichen aber auf die Kostenstelle "Sonstiges" gebucht.

Verkehr in Vaterstetten
:Ganz oder gar nicht

Der Radweg nach Purfing könnte noch etwas länger auf sich warten lassen. Ein Grund sind schwierige Grundstücksverhandlungen, ein anderer unterschiedliche Vorstellungen darüber, was gebaut werden soll.

Von Wieland Bögel

Was man bei der CSU indes nicht so lassen wollte - was, so ist es zumindest inoffiziell zu erfahren, daran liegen soll, dass manche Landwirte, die der Partei nahestehen, nicht besonders erpicht darauf sein sollen, wenn über ihren Wirtschaftsweg gesteigerter Radverkehr geleitet wird. Auf jeden Fall heißt es in dem Antrag nun ganz knapp: "Auf die Sanierung des Feldweges durch den Wald nach Purfing wird verzichtet."

Ansonsten enthält der Antrag im Wesentlichen unstrittige Punkte, wie eben die Aufstellung des Straßenbebauungsplanes, Verhandlungen mit dem Landkreis wegen der Querungshilfe oder den Auftrag an die Verwaltung nach Förderprogrammen zu suchen, die für das Vorhaben relevant sein könnten.

Das Provisorium ist nun vom Tisch, über den Rest herrscht ohnehin Einigkeit

Die Debatte verlief dann analog jener, die es im Januar schon einmal zum Thema gegeben hatte: SPD und Grüne wollten am Ausbau des Feldweges festhalten, die CSU mit Unterstützung der FDP und der Freien Wähler votierte für die Streichung. Am Ende stand zumindest ein kleiner Kompromiss. Zwar wurden Rot und Grün in der Waldwegfrage überstimmt, ansonsten einigte man sich auf das weitere Vorgehen beim Radweg entlang der Purfinger Straße - inklusive darauf, das ursprünglich für die Waldwegsanierung eingeplante Budget nun für Grunderwerb zu nutzen.

Auch bleibt es bei der Aufstellung des Straßenbebauungsplanes und der sich daraus ergebenden Möglichkeit von Besitzeinweisungen, sollten die Grundstücksverhandlungen erfolglos bleiben. Zunächst aber soll die Verwaltung eine Kostenschätzung vorlegen sowie eventuelle Fördermittel prüfen - danach steht die nächste Etappe der Radweg-Tour in den Gremien an.

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