Eigentlich beginnt der Countdown für den Sommer schon kurz nachdem der Klang der Silvesterböller verhallt ist. Durch die langen, grauen Wintermonate tragen einen die Träumereien vom Urlaub im Land aller Länder, dort, wo das Geflüster der Zypressen den Menschen das Dasein versüßt - in Italien. Bereits im Januar sichert man sich digital einen Liegestuhl am Pool, indem man eine Woche Camping am Gardasee bucht.
Jeden Tag Eis, Pizza und Sonne pur, verspricht man den Kindern. Wenn es in den vergangenen Monaten mal wieder zäh war, weil der Regen wieder nicht aufhören und sich partout kein Barfußwetter einstellen wollte, nahm man die Kleinen einfach beiseite und schwärmte ihnen vor vom Gardasee: vom Planschvergnügen morgens, noch bevor man Zähne geputzt hat, von der Bootsfahrt über das tiefblau schillernde Wasser, von lauen Sommernächten, in denen die Zikaden nur vom leisen Rattern der Ventilatoren begleitet werden.
Je näher nun der lang, um nicht zu sagen: heiß ersehnte Urlaub rückt, umso mehr steigt auch die Furcht vor ihm. Grund ist die schauerliche Wettervorhersage für den Gardasee, die sich auch in keiner App ändern lässt: Regen, Gewitter, Wolken. Und das eine gesamte Woche. Immerhin bei milden Temperaturen. Unschlüssigkeit herrscht nun beim Packen: lieber Regenmantel und Gummistiefel - oder doch noch eine zusätzliche Packung Sonnencreme?
Die Buchvorräte werden vorsichtshalber schon mal aufgestockt, und auch ein paar Rätselhefte können nicht schaden. So ein bisschen Regen, das ist ja schon auszuhalten ... oder? Was man aber nun auf keinen Fall tun sollte, ist, das Wetter in Ebersberg und Umgebung für die kommende Woche zu checken. Das soll nämlich, bis auf ein paar kleine Ausreißer, hervorragend werden. Wolkenloser, blauer Himmel, Sonne, ab und zu angenehmer warmer Sommerwind. Der Sommer kommt also genau dann, wenn man sich auf die Suche nach ihm macht.
Tja, wie haben die Wise Guys das nochmal in einem ihrer Songs formuliert? "Sommer ist, was in deinem Kopf passiert." Was einem das bringen soll, wenn ebendieser vom Regenschauer überschüttet wird, ist leider fraglich. Vielleicht sollte man das Ganze aber eher gelassen und aus beruflicher Perspektive sehen und sich an Mark Twain halten. Der wusste nämlich schon: "Zeitungsredakteure sollten keinen Urlaub nehmen. Entweder sinkt in ihrer Abwesenheit die Auflage oder sie steigt; beides ist gleich schlimm."
