CSU-Kandidatenkür:"Motiviert und weitsichtig nach Lösungen suchen"

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Landrat Robert Niedergesäß (links) und Wahlleiterin Kathrin Alte (rechts) gratulieren Walentina Dahms und Thomas Huber zur Nominierung. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Thomas Huber und Walentina Dahms werden mit je 98,8 Prozent als Kandidaten für die Landtags- und Bezirkstagswahl 2023 nominiert. Der Abgeordnete appelliert dafür, trotz enormer Herausforderungen die Zukunft nicht zu düster zu sehen.

Von Barbara Mooser, Vaterstetten

Was für ein Kontrast: Als vor knapp eineinhalb Jahren Andreas Lenz erneut zum Bundestagskandidaten der CSU nominiert wurde, geschah das im Vaterstettener Stadion, in frischer Luft, mit großen Abständen. Als sich nun am Freitag Lenz' Landtagskollege Thomas Huber ein drittes Mal um eine Kandidatur bewarb, wurde es durchaus kuschlig im Saal der Alten Post in Parsdorf, eng an eng saß man, die Luft vom Schweinsbratenduft geschwängert. Also alles wieder wie früher? Ganz sicher nicht, das machte Huber in seiner Rede deutlich, auch wenn hoffentlich immerhin die schlimmsten Corona-Zeiten überstanden sind. Huber warb aber dafür, trotz der neuen Herausforderungen durch den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine und die Energiekrise die Zukunft nicht in düsteren Bildern zu malen, sondern motiviert und weitsichtig nach Lösungen zu suchen. Er selbst darf sich des großen Rückhalts in seiner Ebersberger CSU jedenfalls sicher sein - nominiert wurde er mit 98,8 Prozent der gültigen Stimmen, ebenso wie die Markt Schwabenerin Walentina Dahms, die sich als Kandidatin für den Bezirkstag beworben hatte.

Kritik an der Ampelkoalition, Lob für Bayern: "Auch wir machen Fehler, auch wir machen nicht alles richtig - aber wir machen vieles besser." (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Bereits seit 2013 ist Huber im Landtag, damals gewann er das Direktmandat mit 46,2 Prozent der Stimmen, bei der zweiten Kandidatur 2018 waren es nur noch 36,1 Prozent - der bayernweite Absturz der CSU war auch in Ebersberg zu spüren. Als "Desaster" bezeichneten örtliche Christsoziale damals den Wahlausgang. Insofern wird Huber sich auch diesmal im Wahlkampf ins Zeug legen müssen, auch wenn momentan die Prognosen für 2023 keinen weiteren Absturz für die CSU vorhersagen, sondern eher ein Ergebnis auf dem Niveau von 2018.

Dennoch, ein Jahr ist lang, und es gibt viel zu tun. Der 50-jährige Grafinger ließ es sich deshalb nicht nehmen, ausführlich auf die anstehenden Aufgaben einzugehen, "ich kann es euch nicht ganz ersparen", sagte er selbstironisch. Angesichts der Weltlage sprach Huber von "neuen Herausforderungen in Riesen-Dimensionen", nicht zuletzt bestehe die große Gefahr, dass "Feinde der Demokratie" versuchten, die Situation auszunutzen. Huber begrüßte in diesem Zusammenhang, dass das Landesamt für Verfassungsschutz inzwischen die bayerische AfD als Gesamtpartei unter Beobachtung gestellt hat. Geprüft werde, inwieweit die AfD versuche, den "Kernbestand des Grundgesetzes zu beeinträchtigen oder zu beseitigen" - "genau diese Frage habe ich mir in den vergangenen vier Jahren im Landtag bei vielen Beiträgen von AfD-Abgeordneten immer wieder gestellt".

Besonders kritisch äußert sich Huber über Robert Habeck

Die aktuelle Situation sei eine Art Stresstest für die Demokratie, sagte Huber, dennoch sei Panik kein guter Ratgeber, das raube die Orientierung. "Lasst uns mehr Zuversicht wagen", so der Appell Hubers. Wichtig sei nun, den gesellschaftlichen Zusammenhalt im Land zu sichern und die Menschen in der aktuellen Krise sinnvoll zu unterstützen - Maßnahmen wie der Tankrabatt und das Neun-Euro-Ticket fallen nach Ansicht Hubers nicht in diese Kategorie. Auch sonst äußerte er für einige Entscheidungen der Berliner Ampel-Regierung, insbesondere von Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) wenig Verständnis. Niemand wolle Kernkraft auf Dauer, sagte Huber, "das Thema haben wir schon lang durch", aber man müsse in dieser historischen Krise rational handeln und alle Potenziale zur Sicherung der Energieversorgung nutzen, eben auch die noch laufenden Atomkraftwerke. Habeck, so Huber, komme ihm vor wie ein Ertrinkender, der einen Rettungsring nicht annehmen wolle, weil dieser Plastik enthalte.

Ausführlich ging Huber darauf ein, was aus seiner Sicht im Gegensatz dazu in Bayern gut läuft: "Auch wir machen Fehler, auch wir machen nicht alles richtig - aber wir machen vieles besser", unterstrich der Abgeordnete, als Beispiel nannte er "unsere stabile Finanzpolitik", die Wirtschaftspolitik, den gewachsenen Sozial-Etat und die starke Förderung von Familien. Nun gelte es, auf die Menschen im Landkreis zuzugehen und ihnen zu vermitteln, "dass wir die besseren Konzepte haben".

CSU-Kandidatin Walentina Dahms, hier bei ihrer Nominierung, hat das Direktmandat für den Bezirkstag gewonnen. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Auch Walentina Dahms ging in ihrer Vorstellungsrede auf die künftigen Herausforderungen im Bezirkstag ein, dem sie von 2023 an angehören könnte. Bisher ist dort noch für die CSU Susanne Linhart vertreten, die 2013 erstmals in das Gremium gewählt wurde und nun aus persönlichen Gründen nicht nochmals antritt. Dahms ist erfahrene Kommunalpolitikerin, die 45-Jährige ist in ihrer Heimatgemeinde Zweite Bürgermeisterin, Mitglied im Kreistag und Kreisvorsitzende der Frauen-Union. Bereits 2018 war sie als Listenkandidatin für den Bezirkstag angetreten.

Dieser habe zu Unrecht eine untergeordnete Rolle in der öffentlichen Wahrnehmung, unterstrich sie, schließlich gehe es hier um wichtige Themen, etwa die zukunftsfähige Gestaltung der Pflege, die Integration von Menschen mit Behinderung, die Versorgung von Patienten mit seelischen und neurologischen Krankheitsbildern aber auch Heimat- und Denkmalpflege. Im kommenden Wahlkampf gelte es, die erreichten Erfolge herauszustellen, aber auch neue Impulse zu setzen: "Mit kommunalpolitischer Erfahrung und Leidenschaft für die Sache möchte ich mich in diesem Prozess einbringen und die Zukunft des Bezirks intensiv im Sinne der Bürgerinnen und Bürger gestalten."

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