Ebersberger Forst:Lebender Generationenvertrag

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Hubert Weiger, Bund Naturschutz-Ehrenvorsitzender, diskutiert mit dem Forstwissenschaftler an der Hochschule in Weihenstephan Volker Zahner über die Zukunft des Waldes. (Foto: Christian Endt)

Naturschützer Hubert Weiger und Forstwissenschaftler Volker Zahner fordern bei der jüngsten Sonntagsbegegnung einen fundamentalen Schutz des Ökosystems Wald.

Von Mathilde Wicht, Markt Schwaben

"Der Klimawandel ist angekommen, jetzt muss gehandelt werden."

Das sind die Worte von Volker Zahner, Forstwissenschaftler und einer der beiden Gesprächspartner, die sich an diesem Sonntag im Markt Schwabener Bürgersaal austauschen. "Wald und Mensch" ist das Thema der 109. Sonntagsbegegnung, zu der der Organisator der Gesprächsreihe, Bernhard Winter, geladen hat. Volker Zahner ist Forstwissenschaftler und Professor an der Hochschule für angewandte Wissenschaften in Weihenstephan. Wildtiere und Zoologie gehören zu den Schwerpunkten seiner Forschung. Sein Gegenüber ist Hubert Weiger, Naturschützer und ehemaliger Vorsitzender des Bunds für Umwelt und Naturschutz Deutschland. Dass der Klimawandel auch in dieser Debatte eine Rolle spielt, in der es auch um die Krise des Waldes in Deutschland geht, liegt nahe.

In einigen Teilen Deutschlands könne ein großflächiges Absterben von Wäldern beobachtet werden, sagt Hubert Weiger. Das sei ein Thema von zentraler Bedeutung für die gesamte Gesellschaft und auch für die Politik, denn es betreffe uns alle. Leider aber, so bedauert der passionierte Naturschützer, der nicht nur zwölf Jahre den BN Deutschland geleitet hat, sondern auch 16 Jahre den Bund Naturschutz in Bayern, sei die Brisanz des Themas immer noch nicht allen klar, und die Auswirkungen, die das Sterben von Wäldern in Deutschland auf das Klima haben wird, nicht jedem bewusst. Es müsse mehr ins Bewusstsein der Politik gerückt werden, denn der Wald sei ein lebender Generationenvertrag, der erhalten werden muss. Weiger stellt die rhetorische Frage, was passieren müsse, um einen anderen Zustand zu erreichen, um die Situation zu bremsen und ins Positive zu wenden. Wie könne dieses Problem, welches doch offensichtlich da sei, einfach ignoriert werden? Es herrsche Stille um das Thema. Der Wald befinde sich in einer existenziellen Krise, weite Teile der deutschen Wälder seien krank und das als klare Folge des Klimawandels, so Weiger.

Volker Zahner stimmt ihm zu. Der Klimawandel sei angekommen. Seiner Meinung nach sterbe der Wald jedoch nur teilweise, nicht die Gesamtheit. Das heiße, bestimmte Baumarten, die der Mensch selbst ins Flachland gebracht hat, seien gefährdet. Allerdings glaube er, dass die Diskussion darüber in der Gesellschaft und der Politik durchaus geführt werde. Man müsse sich aber auch darüber im Klaren sein, dass der Wald nicht nur Holzacker sei, sondern auch Lebensraum: Ein eigenes Ökosystem, aus dem man nur so viel entnehmen könne, wie es verträgt. Das Funktionieren dieses Ökosystems müsse Priorität haben, der sich die Nutzung des Waldes unterordne, nur so könne das Sterben der Wälder verhindert werden. "Auch die Tiere haben innerhalb dieses Ökosystems bestimmte und wichtige Aufgaben. Auf das Zusammenspiel kommt es hier an", so Zahner: Ein sehr komplexes System, welchem mit Ehrfurcht entgegenzutreten sei.

Es müsse nachhaltiger gewirtschaftet werden. Ein unlimitierter Zugriff auf Ressourcen, der im Geiste des Kapitalismus weltweit betrieben werde, schade dem Erhalt der Natur überall. "Es muss wieder in Grenzen gedacht werden", so Weiger.

Einige der Zuhörer im gut gefüllten Raum ergreifen die Gelegenheit, die Organisator Bernhard Winter ihnen bietet, ihrer Meinung Gehör zu verschaffen oder Fragen zu stellen. Hauptthema: Windkraft, also der geplante Bau von Windrädern im Ebersberger Forst, die Stoßrichtung: Mit fünf Windrädern habe prinzipiell keiner ein Problem, da könne man drüber hinwegsehen, der Punkt sei aber: Wann höre es dann auf? Was spreche nach der Installation von fünf Windrädern dagegen, noch mal fünf und dann noch mal fünf aufzubauen? Das sei ein Problem. Denn konkret gehe es ja darum: Wie viele Windräder vertrage ein Wald? Forstwissenschaftler Zahner hat dazu eine klare Meinung: "Mir gefallen Windräder am Acker oder an der Autobahn besser. Ich bin selbstverständlich nicht gegen die Windkraft, aber es gibt in meinen Augen bessere Orte." Der Wald hebe ein eigenes Kleinklima und je mehr man dort eingreife, desto mehr verändere er sich.

Die nächste Begegnung steht schon fest. Zwischen Angelika Niebler, Mitglied des Europäischen Parlaments und Kerstin Schreyer, Mitglied des Bayerischen Landtags, soll es am 11. September um Bayern, Europa und die Welt gehen.

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