Radverkehr:Zwei auf einen Streich

Lesezeit: 3 min

Am Kreisverkehr an der Kirchheimer Allee, Ecke Bergfeldstraße, ist aktuell schon ein Radweg - wer aber weiter die Kirchheimer Allee in Richtung Osten radeln möchte, muss bislang noch auf die Autospur abfahren. (Foto: Christian Endt)

Die Gemeinde Poing plant einen Lückenschluss des Geh- und Radwegs an der Kirchheimer Allee sowie einen Radweg an der Bergfeldstraße in Richtung Süden. Bei den Plänen muss der Gemeinderat Abwägungen treffen.

Von Johanna Feckl, Poing

Etwas mehr als ein Jahr liegt es zurück, dass die Arbeitsgemeinschaft fahrradfreundliche Kommunen (AGFK) in Bayern und das Bayerische Verkehrsministerium das Siegel "fahrradfreundliche Kommune" an Poing verliehen hat - damit war die Gemeinde die erste im Landkreis Ebersberg, die mit ebenjenem Gütesiegel für den Radverkehr ausgezeichnet wurde. Ein Zeichen, sich in Sachen Radverkehr nun gemütlich zurückzulehnen war das für Poing jedoch nicht: Dass die Gemeinde den Ort weiterhin für Radlerinnen und Radler komfortabler und vor allem sicherer gestalten will, war zuletzt in der jüngsten Sitzung des Gemeinderats zu sehen, als die Gremiumsmitglieder einstimmig für die Errichtung zwei neuer Fahrradwege gestimmt hat.

Zum einen geht es um einen sogenannten Lückenschluss in der Kirchheimer Allee. In der Straße ist bereits ein Radweg vorhanden, allerdings nur im östlichen Bereich. In Richtung des Kreisverkehrs nach Westen jedoch, "da endet der Weg mehr oder weniger im Nirwana", wie es Martin Niedenzu vom Planungsbüro Niedenzu formulierte. Der Bauingenieur war zur Sitzung gekommen, um dem Gremium die Pläne vorzustellen.

Newsletter abonnieren
:SZ Gerne draußen!

Land und Leute rund um München erkunden: Jeden Donnerstag mit den besten Freizeittipps fürs Wochenende. Kostenlos anmelden.

Nach den Bauarbeiten soll ein 2,5 Meter breiter Grünstreifen die Autospur vom drei Meter breiten Geh- und Radweg trennen. Geplant ist, dass der Lückenschluss zum Bestandsweg gepflastert wird. Auf Nachfrage von Werner Dankesreiter (Grüne) erklärte Niedenzu, dass die Bäume, die bereits jetzt in dem betroffenen Bereich an der Kirchheimer Allee stehen, von den Bauarbeiten durchaus betroffen sein können. "Wir befinden uns da im Bereich der Wurzeln, ja, das ist schon ein Problem", sagte Niedenzu. Wie groß das Problem sein wird, darüber lasse sich aktuell jedoch größtenteils nur spekulieren. Bei den Bäumen, die Tief- und Herzwurzler sind und damit tiefgehende Wurzeln haben, dürften die Arbeiten keine Schäden hinterlassen. Generell gilt hier aber das Prinzip: "Wir werden sehen", so Niedenzu.

Ob es eine Möglichkeit gäbe, den Geh- und Radweg etwas höher zu legen, so dass keine Wurzeln beeinträchtigt werden, wollte Dankesreiter daraufhin wissen. Planer Niedenzu erklärte daraufhin, dass der Weg ohnehin so hochgelagert wie möglich verlaufen würde. Die Gerätschaften, die für die Arbeiten benötigt werden, stellen jedenfalls schon einmal kein Problem für die Wurzeln dar. Denn Arbeiten, für die schwere Baufahrzeuge notwendig sind, werden von der Autospur aus gemacht. "Das Größte und Schwerste, was da mal drüber fährt, ist der Winterdienst", sagte Niedenzu. Das sei deshalb gut, weil die Anforderungen an die Tragfähigkeit des Geh- und Radwegs dementsprechend geringer ausfallen kann - man müsse sich also nur verhältnismäßig wenig tief in den Boden arbeiten.

Ein Zwiespalt: Platz für den Geh- und Radweg ist nur dort, wo sich Bäume befinden

Dennoch machte Niedenzu kein Geheimnis daraus, dass man sich in einem "Zwiespalt" befindet, wie er es nannte. "Wir haben nur diesen Platz, um einen Geh- und Radweg zu bauen - aber die Bäume sind halt auch da." Zweiter Bürgermeister Reinhard Tonollo (SPD), der in der Sitzung den erkrankten Ersten Bürgermeister Thomas Stark (parteilos) vertrat, betonte, dass dem Gemeinderat außerordentlich wichtig sei, dass so wenig wie möglich von dem Oberboden abgetragen wird, um die Bäume so gut es geht zu schützen. Daraufhin versicherte Planer Niedenzu, dass alles, was von den Bäumen zu erhalten ist, auch erhalten bleiben wird.

Die vorhandenen zwei Bushaltestellen an der Kirchheimer Allee sollen höhenmäßig an die neuen Wege angepasst werden, außerdem werden sie auf Anregung des Seniorenbeirats der Gemeinde barrierefrei umgestaltet. Dazu sei es erforderlich, zwei Bäume zu fällen. Ein Baum müsse versetzt werden, um die Anbindung des Geh- und Radwegs zum Kreisverkehr zu ermöglichen.

Zwischen den Kreisverkehren an der Kirchheimer Allee und der Gruber Straße entsteht ein asphaltierter Radweg

Der zweite Bereich in der Gemeinde, der künftig mit einem Radweg ausgestattet wird, ist die Bergfeldstraße ab dem Kreisverkehr an der Kirchheimer Allee in Richtung Süden zum Kreisverkehr an der OMV-Tankstelle. Hier soll ein zwei Meter breiter asphaltierter Weg entstehen, der ausschließlich den Radlern zur Verfügung steht - also kein gemeinsamer Geh- und Radweg, wie es in der Kirchheimer Allee geplant ist. Aktuell ist zwar ein Radweg rund um den Kreisverkehr vorhanden, der führt dann jedoch auf die Autospur der Bergfeldstraße.

Valentin Mágori (FWG) regte hier an, entgegen des Vorschlags von Niedenzu die Abfahrt zur Autospur zurückzubauen. "Wenn wir die Abfahrt lassen, dann laden wir die Leute ja quasi dazu ein, dort zu fahren und nicht auf dem Radweg", sagte er. Niedenzu hatte hier argumentiert, dass es keine Verpflichtung zum Benutzen des Radwegs gibt - deshalb könne man vertreten, dass die bestehende Abfahrt auch so belassen wird.

Insgesamt belaufen sich die Kosten auf knapp 750 000 Euro. Von Seiten der Regierung von Oberbayern wurde der Gemeinde in Aussicht gestellt, 75 Prozent der förderfähigen Kosten zu übernehmen. Im Bereich der Kirchheimer Allee ist nur die empfohlene Mindestbreite von 2,5 Meter förderfähig, im Bereich der Bergfeldstraße liegt die Asphaltbefestigung vollständig in der Förderung. Damit kostet das Vorhaben die Gemeinde etwa 368 000 Euro.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusKultur im Landkreis
:"Bei mir soll jeder eine gute Zeit haben"

Nachdem vor zwei Jahren seine geplante Tour wegen Corona ausgefallen ist, wird sie eben jetzt nachgeholt: Von Mai an ist "Monaco F" mit seinem bairischen Mundart-Rap unterwegs, die erste Station ist im Glonner Marktblick. Ein Gespräch über kleine Inseln und ein Telefonat mit der Druckerei.

Interview von Johanna Feckl

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: