Pläne um fünftes Landkreisgymnasium:"Wir brauchen das Gymnasium nicht sofort, aber noch in diesem Jahrzehnt"

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Zahlreiche Eltern und Kinder hatten sich jüngst an der Poinger Bergfeldstraße versammelt, um für den sofortigen Bau des fünften Landkreisgymnasiums zu demonstrieren. (Foto: Christian Endt)

Gut 300 Erwachsene und zahlreiche Kinder fordern am Donnerstag mit einer Aktion auf dem Baugrund des geplanten Gymnasiums in Poing dessen zügige Umsetzung. Auch Landrat Robert Niedergesäß richtet sich an das Publikum - mit Erklärungen und einem Versprechen.

Von Johanna Feckl, Poing

Eigentlich ist der Bauzaun neben der Bergfeldstraße, ganz im Poinger Norden, geschlossen. Auf der einen Seite liegt die Grundschule am Bergfeld, auf der gegenüberliegenden stehen die Häuser des neuen Wohnbaugebiets Lerchenwinkels - und dazwischen diese riesige brach liegende Fläche: Schotter und Sand wechseln sich ab, hier und da ein bisschen was Grünes; insgesamt 3,5 Hektar umrahmt der Bauzaun. An diesem Donnerstagnachmittag jedoch ist der Bauzaun an einer Ecke geöffnet - gut 250 bis 300 Erwachsene sind den kleinen Weg hinunter geströmt, schätzungsweise ebenso viele Kinder.

Sie alle sind der Einladung gefolgt, die die Arbeitsgemeinschaft Poing "Am Bergfeld", eine Vereinigung der Poinger Bauträger, sowie die Gemeinde Poing, die selbst auch Mitglied der Arge ist, ausgesprochen haben. Mit einer Aktion wollten sie mit allen Fürsprechern des geplanten Gymnasiums, das die Brachfläche einst beherbergen soll, ein Zeichen für den baldigen Baubeginn und eine schnelle Umsetzung der Schule setzen - und damit den Landkreis nachdrücklich an seine Pflichtaufgaben erinnern. Neben den vielen Eltern und Kindern waren auch zahlreiche Poinger Gemeinderäte erschienen, ebenso wie unter anderem die Landtagsabgeordneten Thomas Huber (CSU) und Doris Rauscher (SPD), Poings Altbürgermeister und Kreisrat Albert Hingerl (SPD) sowie sein neuer Kollege im Kreisgremium Günter Scherzl (FW), der ebenfalls Poinger ist.

Schulentwicklung in Poing
:Gut aufgestellt - noch

Laut Poings Rathausverwaltung ist bei der Zahl der Schüler sowie deren Betreuung aktuell alles im grünen Bereich. Zuzug sowie Personalmangel könnten das allerdings bald ändern.

Von Johanna Feckl

Genehmigt ist das Gymnasium in Poing schon seit vielen Jahren, 2018 fällte das Bayerische Kultusministerium eine entsprechende Entscheidung. Als Baubeginn stand damals das Jahr 2020 im Raum. Wäre alles nach diesem Plan verlaufen, dann wären mit dem Beginn des aktuellen Schuljahrs die ersten Jahrgänge in die neue Schule eingezogen. Doch daraus wurde nichts: Die Corona-Pandemie kam und damit eine gigantische finanzielle Herausforderung für den Landkreis. Ende 2020 zog er deshalb die Notbremse, sowohl die Pläne um das Gymnasium als auch die für das Berufsschulzentrum in Grafing-Bahnhof wanderten auf die Warteliste.

Darauf steht das Gymnasium bis heute. Auch eine Petition der Interessensgemeinschaft "Gymnasium Poing Jetzt!", die Ende 2021 immerhin 1810 Menschen unterschrieben haben, konnte nichts daran ändern.

Bürgermeister Thomas Stark zeigt auch Verständnis für die Verzögerung

"Poing ist bereit", sagte Bürgermeister Thomas Stark (parteilos), er trat am Donnerstag als erster ans Rednerpult. Er verwies auf das bevorstehende G9 und die dadurch zunehmenden Schülerzahlen, allein das sei Grund genug, dass es mehr Gymnasialplätze braucht. Dass die Schule noch immer auf der Warteliste geparkt ist, liegt laut dem Rathauschef "nicht am mangelnden Willen, sondern an der Finanzierbarkeit". Das verstehe er zwar, so Stark weiter, er erinnerte später dennoch eindringlich daran, dass für ein solches Vorhaben mindestens mit fünf Jahren Umsetzung zu rechnen sei - also: Man müsse so schnell wie möglich anfangen.

Landrat Robert Niedergesäß (CSU) versuchte sich daraufhin in Erklärungen. Er machte keinen Hehl daraus, dass er an diesem Tag viel lieber zum Spatenstich gekommen wäre, "oder gleich zur Einweihung". Mehrmals betonte er, dass sowohl er als Landrat als auch alle Mitglieder des Kreistags hinter den Plänen zum Gymnasium stehen, und zwar "voll und ganz". "Das hören wir schon seit Jahren", raunte daraufhin eine Frau aus dem Publikum und schüttelte mit dem Kopf. Auch die weiteren Ausführungen des Landrats schienen sie nicht zu überzeugen.

Gut 300 Erwachsene und zahlreiche Kinder haben mit einer Aktion auf dem Baugrund des geplanten Gymnasiums in Poing dessen zügige Umsetzung gefordert. Landrat Robert Niedergesäß hat extra Termine verschoben, um an der Kundgebung teilnehmen zu können, wie er damals sagte. (Foto: Johanna Feckl)

So verwies der Landrat auf die bereits bekanntgegebenen Pläne, dass der Landkreis alle drei anstehenden Schulbauprojekte innerhalb eines knappen Zeitraums umsetzen will. Demnach soll als erstes, und zwar noch heuer, der Anbau des Kirchseeoner Gymnasiums von der Warteliste genommen werden, in einem Jahr dann sowohl die Berufsschule in Grafing-Bahnhof als auch das fünfte Landkreisgymnasium in Poing.

Landrat Niedergesäß verwies aber auch darauf, dass das Gymnasium aktuell mehr als 100 Millionen Euro kosten würde - eben keine Kleinigkeit - und dass am Franz-Marc-Gymnasium im benachbarten Markt Schwaben aktuell 17 Räume leer stehen würden. "Wir brauchen das Gymnasium Poing auf jeden Fall", betonte er mehrmals, aber die räumlichen Kapazitäten im nördlichen Landkreis seien noch vorhanden - der Landkreis werde damit seiner Verantwortung gerecht. "Wir brauchen das Gymnasium nicht sofort", so der Landrat weiter, "aber noch in diesem Jahrzehnt."

Bei den Redebeiträgen der drei Initiatorinnen der Interessensgemeinschaft "Gymnasium Poing Jetzt" hielten einige Kinder Transparente empor ... (Foto: Christian Endt)
Bei der Kundgebung für ein Gymnasium Poing am Baufeld des Gymnasiums formen Kinder und Eltern den Schriftzug "Wir sind Schule". (Foto: Thomas Schächtl/oh)

Das sahen die drei Initiatorinnen der Interessengemeinschaft "Gymnasium Poing Jetzt!" anders. Sie fühlten sich "abgehängt", sagte etwa Veronika Neu. Laut Martina Pillath würden immer mehr Kinder mit Gymnasialeignung auf die Realschule gehen, weil die Eltern Sorge hätten, dass sie später im Fall der Fälle keinen Platz mehr an der vollen Poinger Realschule bekommen. Und Andrea Lacour bezichtigte den Landrat schließlich der "Beschwichtigungen und leeren Versprechungen", in anderen Landkreisen gebe es auch kein Geld, da würden trotzdem Schulen gebaut - man müsse sich eben Alternativen überlegen, zum Beispiel im Verbund bauen.

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