Mehr als 8,3 Milliarden Tonnen Plastik wurden zwischen 1950 und 2015 weltweit produziert - und nicht einmal zehn Prozent davon recycelt. Es sei dringend Zeit also, den Plastikkonsum zu verringern, ist Bettina Friedrichs überzeugt. Die Ebersbergerin engagiert sich als Mitglied der "Agenda 21" für den Umweltschutz im Landkreis. Nun hat sie bei einem Informationsabend der Grünen in Pliening einen Vortrag gehalten über das Vermeiden von Plastikmüll.
"Mein Ziel ist es, dass sie heute hier rausgehen und morgen schon etwas machen", sagt Friedrichs. Für sie gebe es nur zwei Ansätze, um Plastik zu vermeiden: Man könne sich entweder überlegen, wo das Einsparen am wenigsten Aufwand bedeute, zum Beispiel einen eigenen Beutel zum Einkaufen mitnehmen, oder, wo es der Umwelt am meisten nutze: zum Beispiel beim Einsparen von Windeln, die noch deutlich schädlicher seien als Plastiktüten. Um Anregungen zu geben, stellt Friedrichs nachhaltige Alternativen für fünf Lebensbereiche vor.
Beim Einkauf eignen sich statt Plastiktüten Gemüse- und Stoffbeutel; diese könne man beispielsweise aus alten Gardinen selbst nähen. Oft führe der Name der Papiertüte viele Menschen in die Irre: Papier sei als besser recycelbar bekannt, dies gelte aber nicht für die Einkaufstüten. Die großen Phasern würden mit Chemie hergestellt, wodurch die Produktion mehr CO₂ koste als bei Plastiktüten. Friedrichs Devise lautet also: "nicht nur Plastikmüll, sondern generell Müll vermeiden".
Auch bei den Verpackungen selbst könne man sparen. Obst und Gemüse solle man am besten unverpackt kaufen. Nüsse und Hülsenfrüchte aus der Dose können die Gesundheit schädigen, sie in Gläsern zu kaufen, könne aber aufwendig werden. In diesen Fällen bestelle Friedrichs die Produkte auch im Internet. Diese werden zwar mit Paketen geliefert, zu den Läden kommen die Produkte aber auch nicht anders.
Zahnputztabletten haben die gleiche Wirkung wie Zahnpasta
Eine Zuhörerin bemerkt, dass manche Märkte die Produkte auch in selbst mitgebrachte Tupperdosen füllen, solange sie nicht über die Theke gereicht werden. Am besten ließe sich umweltschonend in Unverpackt-Läden einkaufen; Anfang November soll so einer in Zorneding/Pöring eröffnet werden.
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Auch zum Bereich Bad hat die fünffache Mutter viele Vorschläge. Oft sei in Hygieneprodukten umweltschädliches Mikroplastik enthalten. Mit Handyapps wie "Codecheck" könne man durch Lesen des Barcodes die Inhaltsstoffe herausfinden und bereits beim Einkauf auf die Umwelt achten. Um Verpackungsreste zu vermeiden, könne man Duschgel und Shampoo durch Seife ersetzen; oder auch Roggenmehl, wie Friedrichs aus eigener Erfahrung berichtet.
Zahnputztabletten haben die gleiche Wirkung wie Zahnpasta und auch für die Zahnbürsten selbst finde sich ein Ersatz. Da elektrische Zahnbürsten nicht nachhaltig seien, greife man lieber zur Bambuszahnbürste - diese aber mit Plastikborsten, die Pflege der Zähne soll schließlich nicht vernachlässigt werden. Und Deocremes mit Kokosöl, Natron und Säure oder nachfüllbare Deoroller haben den gleichen Effekt wie herkömmliche Deodorants. Auch zum Abschminken finden sich Alternativen.
Alte T-Shirts kreisrund ausgeschnitten und einmal umgenäht dienten als Wattepads, um dann die Schminke mit Kokosöl oder Mandelöl zu entfernen. Statt auf Einwegrasierer setzt Friedrichs auf Rasierhobel und für die Damenhygiene finden sich selbstgemachte Binden oder Menstruationstassen, die bis zu 15 Jahren halten, als Ersatz. Um die vielen kleinen Plastiktüten der Taschentücher zu sparen, kauft Friedrichs große Packungen, um die Tücher dann einzeln, "zum Beispiel vor dem Fernseher", zu falten und sie in selbst genähte Säckchen zu packen.
Schnellhefter aus Papier und Holzlineale
Die vielen Stoffteile bieten zwar Ersatz für Plastikverpackungen, müssen aber alle auch gewaschen werden, natürlich umweltfreundlich. Umweltfreundliches Waschmittel kann bestellt oder selbst zubereitet werden, in Säckchen oder flüssig. Laut Friedrichs entfernen Kastanien Flecken aber genauso gut. Auch im Bereich Reinigung findet sich Nachhaltiges: Der Online-Versand "Sauberkasten" biete fünf Mittel, mit denen man alles Nötige zum Reinigen des Hauses herstellen könne. Die Produkte selbst seien in Papier verpackt und würden in alten Kartons geliefert.
Und auch sonst setzt Friedrichs auf einen plastikfreien Alltag. Ihre Kinder nutzen in der Schule Umschläge und Schnellhefter aus Papier sowie Holzlineale. Statt in Geschenkpapier könne man Präsente genauso gut in Zeitungspapier packen. Schüsseln zur Aufbewahrung decke sie mit Tellern oder Bienenwachstüchern ab. Und als Mülltütenersatz dienen alte Kleidung, Zeitungspapier, Tetrapacks oder Plastiktüten, die man eh schon zu Hause hat, diese sollten allerdings nicht im Biomüll landen.
Einen Tipp hat Friedrichs noch: "Vor einer Neuanschaffung sollte man immer erst überlegen: Habe ich das schon zu Hause? Gibt es Alternativen? Hat es jemand anderes, der es nicht braucht? Und wenn ich es doch kaufe, dann achte ich auf Nachhaltigkeit." Friedrichs ist überzeugt: "Manches wird unbequemer, aber wenn wir uns die Klimasituation so anschauen, können wir nicht so weiterleben." Und die enorme Plastikvermeidung der Familie zahlt sich aus: Vier Kilogramm Plastik verbrauchen die Friedrichs pro Person in einem Jahr. Sonst liegt der Durchschnitt in Deutschlandbei rund 25 Kilogramm.