Kommunalwahl in Ebersberg:Waltraud Gruber fordert Landrat Niedergesäß heraus

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2008 holte die Grünen-Kreisrätin bei ihrer Kandidatur gut 18 Prozent. Für 2020 hofft die Aßlingerin auf Rückenwind durch die jüngsten Erfolge ihrer Partei.

Von Korbinian Eisenberger, Ebersberg

Vom Ebersberger Aussichtsturm mit seinen 35 Metern Höhe kann man an guten Tagen bis zur Zugspitze mit ihren 2962 Metern schauen. Vom höchsten Punkt der Kreisstadt Ebersberg bis zum höchsten Berg Deutschlands. Diesen Turm hat sich die Grünen-Politikerin Waltraud Gruber für ihre Präsentation ausgesucht. "Wegen des Weitblicks" sagt sie. Und weil der Ebersberger Aussichtsturm "für alle sichtbar und für jeden zugänglich" sei - wie sie selbst, so Gruber. Setzt sich der Höhenflug der Grünen auch bei der Ebersberger Landratswahl fort? Gruber dazu: "Wir wünschen uns von den Wählerinnen und Wählern, dass sie uns mehr Verantwortung übertragen."

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Donnerstagmittag auf der Ebersberger Ludwigshöhe. Waltraud Gruber hat gerade erklärt, dass sie nach 1996 und 2008 zum dritten Mal als Landrätin für die Ebersberger Grünen kandidieren wird. Die Aßlingerin tritt damit gegen Landrat Robert Niedergesäß von der CSU an, der seit den Wahlen 2014 im Amt ist. Gruber, 1957 in München geboren, hat die Kreispolitik drei Jahrzehnte mitgeprägt. Seit 1984 sitzt sie durchgängig im Ebersberger Kreisrat und ist damit eine der am längsten amtierenden Grünen-Kommunalpolitikerinnen Bayerns. Seit 2002 ist sie im Kreistag Sprecherin der Grünen-Fraktion, die derzeit neun Mitglieder umfasst. Gruber hat zwei erwachsene Kinder und lebt seit 1982 in Aßling.

Auf Anfrage des Kreisvorstands und der Fraktion geht Gruber nun zum dritten Mal ins Rennen um den Chefposten im Ebersberger Landratsamt. Bei ihren ersten beiden Kandidaturen wählten die Ebersberger Hans Vollhardt und Gottlieb Fauth (beide CSU) zum Landrat. 2008 landete Gruber mit 18,2 Prozent der Stimmen hinter Wahlgewinner Fauth (52,8 Prozent) und SPD-Kandidat Ralf Kirchner (20,5 Prozent) vor FDP-Kandidat Jan Hoyer (8,5 Prozent). Und nun?

Den Amtsinhaber "zu hoher Leistung anspornen"

Bei den Wahlen am 15. März 2020 geht es gegen Omid Atai (SPD), Vincent Kalnin (Linke) und Amtsinhaber Niedergesäß, den Gruber in den vergangenen fünf Jahren öfters bei Terminen vertrat. "Gegen ihn wird es schwierig", so die Einschätzung Grubers. Wie bei einem Wettrennen wolle sie Niedergesäß jedoch "zu hoher Leistung anspornen". Aufwind erhoffe sie sich von den jüngsten Erfolgen der Grünen auf Bundes- und Landesebene. "Wir wünschen uns von den Wählerinnen und Wählern im Landkreis, dass sie uns noch mehr Verantwortung übertragen." Sprich: Der Chefsessel im Landratsamt oder aber mehr Sitze im Kreistag als die bisher neun.

Inhaltlich geht es nun um die große und kleine Politik. Mit Blick auf den Ebersberger Forst, der sich am Fuße des Turms erstreckt, thematisiert Gruber die allgegenwärtigen Erderwärmung. Der Forst stehe symbolisch dafür, wie sehr der Wald unter der zunehmenden Hitze leide. Auch deswegen wolle sie "eine große Verantwortung übernehmen und Klimaschutz immer mitdenken". Auch auf Grubers Agenda: Eine Verbesserung des öffentlichen Nahverkehrs im Landkreis Ebersberg. Oder die Förderung von Elektromobilität - etwa durch ein flächendeckendes Netz an Stromzapfsäulen für E-Autos.

Über dem Turmdach brennt gerade die Mittagssonne herunter, drunter serviert Waltraud Gruber selbstgemachten Eistee aus Gläsern mit Glasstrohhalmen. "Die Kräuter sind aus meinem Garten in Aßling, die Äpfel aus der Region, alles verpackungsfrei", sagt sie. Auch darum gehe es ihr: "Es soll dafür stehen, dass ich versuche, meinen Ansprüchen an die Politik auch privat gerecht zu werden." Wenn in fünf Monaten gewählt wird, geht es nicht nur um den Landratsposten sondern auch um die 60 Sitze im Kreistag.

Nominierungsevent der Kreisgrünen für die offizielle Wahl ihrer Landratskandidatin und Festlegung der Liste für den Kreistag (Gruber bewirbt sich um Listenplatz eins) ist am Samstag, 9. November, um 10 Uhr Vormittag im Grafinger Kastenwirt: Ein Ort, an dem der Durchblick zur Zugspitze verwehrt ist. Auf dem Aussichtsturm aber wäre es für diese Zusammenkunft zu eng.

© SZ vom 18.10.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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