Missbrauchsprozess:Rentner sieht sich als Opfer einer Verleumdung

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Symbolfoto. (Foto: imago stock&people/imago/McPHOTO)

Ein 69-Jähriger, der fünf Mädchen aus dem Landkreis Ebersberg sexuell missbraucht haben soll, muss sich vor dem Landgericht München II verantworten.

Von Andreas Salch, Ebersberg

Er sei so etwas wie ein "Sugar-Daddy" gewesen, sagt der Angeklagte, ein 69-jähriger Rentner, über seine Beziehung zu einer jungen Mutter und deren kleiner Tochter. Die beiden lebten im östlichen Landkreis Ebersberg, der Angeklagte war ab 2006 ihr Nachbar. Er habe sich damals um die 20 Jahre alte Mutter gekümmert, und auch um deren Kind, weil dessen Vater es nicht getan habe. Mitunter habe er beide zu Urlauben eingeladen und ihnen Geschenke gemacht.

Über die Tochter seiner Nachbarin soll der Rentner, der sich seit Montag vor der 4. Strafkammer am Landgericht München II verantworten muss, deren minderjährige Freundinnen kennengelernt und sie laut Anklage der Staatsanwaltschaft sexuell missbraucht haben. Es geht um vier Übergriffe. In einer zweiten Anklage legt die Staatsanwaltschaft dem Rentner weitere zwanzig Fälle des sexuellen Missbrauchs eines Mädchens zur Last. Später, als es über 14 Jahre alt und juristisch gesehen jugendlich war, habe sich der 69-Jährige den Ermittlungen zufolge 80 Mal an ihr vergangen, so die Staatsanwaltschaft.

Bei einem Ausflug in den Wald soll er ein Mädchen auf einem Hochstand missbraucht haben

Zu den mutmaßlichen Übergriffen an den fünf Mädchen soll es zwischen 2012 und Anfang April 2019 gekommen sein. Unter anderem einmal, als eines von ihnen bei seiner Freundin im östlichen Landkreis übernachtete und der Rentner zur selben Zeit dessen Mutter besuchte. Dabei soll sich der heute 69-Jährige an dem damals erst zehn Jahre alten schlafenden Mädchen vergangen haben. Ein Jahr später, als dasselbe Kind mit seiner Freundin und dem Angeklagten einen Ausflug in ein Waldstück machte, soll er das Mädchen auf einem Hochstand missbraucht haben, heißt es in der Anklage.

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Aus dem Gericht von Andreas Salch

Zum Auftakt der Verhandlung befragte der Vorsitzende, Richter Martin Hofmann, den Rentner zu seiner Person. Der 69-Jährige saß wegen Raubes bereits elf Jahre in Haft, war aber auch ein erfolgreicher Geschäftsmann. Als Medizintechniker brachte er es angeblich in Italien zu großem Wohlstand. Es sei noch "genügend" von dem Geld da, versicherte der Angeklagte dem Gericht. Ursprünglich soll es sich um einen Betrag von 365 Millionen Euro gehandelt haben. Das Geld lagere in Depots im Ausland.

Der Angeklagte vermutet, die Freundinnen seien neidisch gewesen

Und was er zu den Vorwürfen aus der Anklage sage, fragte Richter Hofmann den Rentner. "Damit habe ich nichts zu tun", antwortete dieser umgehend. Wie die Opfer denn dann darauf kämen, ihm sexuellen Missbrauch vorzuwerfen, fragte der Vorsitzende. Er vermute, die Freundinnen der Tochter seiner Nachbarin seien neidisch gewesen, weil er dem Mädchen und seiner Mutter Geschenke gemacht habe, meinte der 69-Jährige. Dann erzählten die mutmaßlichen Opfer also "Schmarrn"?, hakte Hofmann erneut nach. "Die hängen alle zusammen, die machen mich fertig", kommentierte der Rentner den Vorhalt des Richters. "Dann müssen wir halt die Zeugen hören - ich weiß nicht, was dabei raus kommt", sagte Richter Hofmann zum Angeklagten. Der entgegnete: "Wenn was dran wäre", würde er es zugeben. "Ich habe nichts von den Dingen getan." Der Prozess wird fortgesetzt.

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