Abfallentsorgung:Jeden Tag vier Lkw voll Müll

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So sieht es bisweilen an den Containerplätzen aus - vor allem nach Feiertagen. (Foto: Landratsamt/oh)

Die Abfallmengen im Landkreis Ebersberg steigen kontinuierlich an, obwohl immer mehr lokale Initiativen für eine Gegenbewegung werben.

Von Barbara Mooser, Ebersberg

Alle Jahre wieder...kommt nach dem Feiertagen die große Mülllawine. Verpackungen, Kartons, Geschenkpapier verstopfen die Papiercontainer, die Restmülltonne quillt über. Doch Weihnachten und Silvester sind nur der Gipfelpunkt einer allgemeinen Entwicklung: Auch insgesamt bleibt das Müllaufkommen im Landkreis kontinuierlich hoch, trotz einiger lokaler Initiativen, die versuchen, das zu ändern.

Der Hausmüll zum Beispiel: 98,99 Kilo produzierte jeder Landkreisbewohner im Jahr 2020, das entspricht in etwa der Menge, die schon 2000 registriert wurde, damals waren es 98,61 Kilo pro Einwohner. Weil die Einwohnerzahl zunimmt, steigen die Mengen insgesamt aber stark an, allein im Jahr 2020 fielen im Landkreis 14 105 Tonnen Hausmüll an, 700 Tonnen mehr als noch im Jahr zuvor.

Der Müll wird im Forst umgeladen

Dabei nimmt jedes Fitzelchen Müll erst einmal den Weg in den Forst, wenn auch glücklicherweise nicht in die freie Natur. Denn im Ebersberger Forst befindet sich die frühere Deponie An der Schafweide, wo der Müll nicht mehr abgelagert, sondern umgeladen wird. Hier wird der Restmüll - der sich aus Hausmüll, Sperrmüll und hausmüllähnlichen Gewerbeabfällen zusammensetzt - gesammelt und dann zur Verbrennung nach Burgkirchen gebracht. 19 540 Tonnen Restmüll waren es 2020, im Jahr 2021 ohne den Dezember, einem der traditionell müllreichen Monate, waren es 16 700 Tonnen. Werner Hötzel, der Fachmann für die Abfallwirtschaft im Landkreis, macht diese Mengen anschaulicher: Vier Lkw mit je zwei Containern Müll machen sich jeden Tag vom Forst aus auf den Weg nach Burgkirchen.

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Dabei ist es aber bei weitem nicht so, dass jeder Landkreisbewohner für in etwa gleich viel Müll verantwortlich ist, hier gibt es große regionale Unterschiede. Besonders wenig Hausmüll produzieren laut der Statistik die Vaterstettener. Im Jahr 2019 waren es 70 Kilo pro Person, im Jahr 2020 74,17 und im Jahr 2021 - ohne Dezember - 65,76 Kilo. In Moosach hingegen das andere Extrem: 117,13 Kilo waren es im Jahr 2019, im Jahr 2020 sogar 120,93 - also 63 Prozent mehr als in Vaterstetten in diesem Jahr - und im Jahr 2021, ohne Dezember, 107,49. Unter den Gemeinden, die eher wenig Müll produzieren, sind Ebersberg und Grafing, hier waren es 2020 91,28 beziehungsweise 90,91 Kilo. Zu denen, die tendenziell viel Müll produzieren, gehören die Plieninger und Oberpframmerner, hier fielen im Jahr 2020 116,71 beziehungsweise 114,30 Kilo pro Einwohner an.

Bisweilen sind Tonnenkontrolleure im Einsatz

Ein Grund dafür, dass die Müllmengen in Vaterstetten so auffallend niedrig sind, könnte laut Hötzel daran liegen, dass in dieser Gemeinde mit dem Wertmarkensystem gearbeitet wird. Jeder Haushalt erhält pro Jahr 26 dieser Marken und klebt sie auf die Tonne, wenn sie abgeholt werden soll. Bis zu 17 Wertmarken können am Ende eines Jahres zur Verrechnung zurückgegeben werden - wer weniger Abfall erzeugt, bezahlt also auch weniger.

Zufrieden ist Hötzel insgesamt damit, wie die Mülltrennung im Landkreis derzeit funktioniert. Die Gemeinden täten viel, um ihre Bürgerinnen und Bürger entsprechend zu informieren, sagt er. Und wenn es einmal Probleme gebe, setzten sie auch schon einmal Mülldetektive ein, um Müllsündern auf die Schliche zu kommen. Auch Tonnenkontrolleure sind bisweilen im Einsatz, sie schauen nach, ob nicht zu viele Störstoffe im Abfall sind - falls doch, werden die Tonnen auch einmal stehen gelassen und nicht geleert. Passiere das öfter, bewirke das durchaus eine Verhaltensänderung, sagt Hötzel.

Ärgerlich sind Störstoffe vor allem im Kompost

Ärgerlich sind Störstoffe im Müll immer, besonders aber beim Biomüll, der auf den Komposthöfen verarbeitet wird. Die Kompostbauern müssen die Plastiktüten zwischen Eierschalen, Kaffeesatz und Gemüseresten herausziehen - auch dann, wenn es sich um angeblich kompostierbare Tüten handelt, diese sind nämlich in Müllbergen nicht mehr als solche erkennbar. "Die sind genauso problematisch wie die normalen Plastiktüten", sagt Hötzel. Eine Untersuchung des Materials von den Ebersberger Komposthöfen hat bereits vor einigen Jahren gezeigt, dass darin Mikroplastik in nicht unerheblichen Mengen enthalten war.

Überhaupt Plastik: In diesem Bereich bewegen sich die Müllmengen kaum nach unten. Seit Jahren bringt jeder Landkreisbürger etwas über 30 Kilo an Leichtverpackungen zum Recycling. Dass für immer mehr Bürgerinnen und Bürger Plastikvermeidung ein Thema ist, wirkt sich zumindest im Großen und Ganzen bisher kaum aus.

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