Jubel im Ritterland, Hausnummer 1: Sternschnuppe, das bekannte Kinderlieder-Duo aus Ottenhofen bei Markt Schwaben, wird mit dem Oberbayerischen Kulturpreis geehrt, das ist die höchste kulturelle Auszeichnung des Bezirks. Insofern herrscht gerade beste Stimmung in dem gemütlichen Haus mit viel blauer Farbe und Grün drumherum, in dem Margit Sarholz und Werner Meier zuhause sind. Vom Ritterland aus nämlich - einer echten Adresse mit historischem Hintergrund - gehen sie vielleicht nicht um die Welt, aber doch in viele, viele Kinderzimmer, die Lieder von Sternschnuppe.
Das Duo steht für Songs, die auch Mama gerne mitsingt und die Papa freiwillig im Auto laufen lässt - eben Hits für die ganze Familie. Nun könnte man natürlich fragen: Muss das sein, den unzähligen Kinder-CDs noch weitere hinzuzufügen? Aber ja, es muss sein. Denn viel zu oft wird der Nachwuchs mit billigem Trallala, lieblosem Keyboardgedudel oder 0815-Fassungen traditionellen Liedguts beschallt. Das Motto vieler Produzenten lautet offenbar: Für Kinder tut's das schon. Die Sternschnuppen aber sind da ganz anderer Meinung: "Kinder haben bestes Hörfutter verdient - und ihre Eltern auch", sagt Meier, "damit es den Familien wieder Spaß macht, gemeinsam Musik zu hören und mitzusingen. Sei es zuhause, auf langen Autofahrten oder bei Konzerten."
Gegründet wurde Sternschnuppe vor 30 Jahren. Das Duo besteht aus dem Kabarettisten und Liedermacher Werner Meier und der freischaffenden Künstlerin Margit Sarholz, die auch privat ein Paar sind. Meier, geboren 1953, wuchs auf einem Bauernhof in Reichertsheim im Landkreis Mühldorf auf, Sarholz, Jahrgang 1959, stammt aus dem hessischen Nassau. Beide haben Sozialpädagogik studiert. Bereits 1986 gründete Margit Sarholz das Kindertheater Sternschnuppe, 1993 schrieb und komponierte sie zusammen mit Werner Meier erste gemeinsame Lieder.
Noch im selben Jahr erschien die erste CD mit dem Titel "Taxi Maxi", vier Jahre später die legendäre "Brezn-Beißer-Bande". Inzwischen gibt es mehr als 30 Alben. Hinzu kamen bis 2011 drei Musicals, die seither erfolgreich laufen: "Die Kuh, die wollt' ins Kino gehen", "Ritterland" und "Ristorante Allegro". Für Grundschulen hat das Duo umfangreiche Unterrichtsmodelle mit Arbeitsmaterialien entwickelt, die es kostenlos online anbietet. Deswegen sind Sarholz und Meier längst nicht mehr nur Komponisten, Texter und Musiker, sondern eben auch Produzenten und Chefs des Sternschnuppe-Verlags, eines kleinen, familiären Betriebs.
Das kreative Terrain der Sternschnuppen ist weit gesteckt: Es reicht von hochdeutschen Texten bis zu bairischen, von eigenen Stücken bis hin zu traditionellen Kinderliedern - natürlich ebenfalls versehen mit dem Sternschnuppe-Stempel, einem unnachahmlichen Qualitätssiegel. Denn die beiden Liedermacher stecken unendlich viel Liebe und Zeit in ihre Projekte, von der CD übers Konzert bis zum Musical. Sie arrangieren und komponieren, reimen und blödeln, singen und spielen. "Wir verbringen bei jedem Album etwa 200 Stunden im Studio, bis alle Stücke aufgenommen, abgemischt und wir zufrieden sind", erklärt Sarholz.
Im Studio arbeiten die Sternschnuppen stets mit jungen Sängern und hervorragenden Musikern zusammen
Die bewährten Zutaten sind eingängige Melodien, die zum Mitsingen einladen, Texte mit Witz, Herz und Köpfchen, stilistische Vielfalt, junge Stimmen sowie hervorragende Musikerinnen und Musiker. Etwa Multiinstrumentalist Florin Riedl von Dreiviertelblut, Geigerin Martina Eisenreich, Evelyn Huber an Harfe und Hackbrett oder der Hornist Ulrich Haider von den Münchner Philharmonikern.
"Kinder haben noch keine Schubladen in ihren Köpfen", sagt Meier, "deswegen sollen sie mit Sternschnuppe die ganze bunte Welt der Musik kennenlernen". Also wird mal gerappt, mal gerockt, mal gibt's Salsa, mal Walzer, dann wieder Reggae oder Tango. Außerdem erklingen die unterschiedlichsten Instrumente: indische Klangvasen, bayerisches Hackbrett oder südamerikanisches Bandoneon. Zwischen den Liedern gibt es stets kleine lustige Hörspiele.
Das Abenteuer der Kuh, die ins Kino geht, kennt Meier aus seiner bäuerlichen Kindheit
Mit Musik herzerwärmende Geschichten zu erzählen, das ist einfach die Paradedisziplin der beiden Sternschnuppen. Dabei kann es um etwas ganz Alltägliches gehen wie eine entlaufene Katze, oder um echte Abenteuer. Ein Dauerbrenner des Duos ist zum Beispiel die Kuh, die ihren angestammten Hof verlässt, um in der großen Stadt ins Kino zu gehen - und dabei allerhand Herausforderungen bewältigen muss. Eine Geschichte, die Meier quasi aus seiner Kindheit kennt: Seine Mutter, die Bäuerin, habe sich von Zeit zu Zeit mit viel Vergnügen schön angezogen, um in die Stadt zu fahren und dort spazieren zu gehen und andere Leute zu sehen. "Das fand ich als Bub immer faszinierend."
Aber auch Themen wie Integration, Solidarität und Hilfsbereitschaft haben sich die Sternschnuppen auf die Fahne geschrieben. Das Lied "Nelli oder was heißt schon normal?!" zum Beispiel ist der großen Liebe zu einer behinderten Schwester gewidmet. Darin heißt es: "Ob so, ob so, ob so - na und! Dass wir so verschieden sind, das macht die Welt erst rund".
Obwohl die beiden Sternschnuppen selbst mittlerweile Großeltern sind, bereitet ihnen die Welt der Kinderlieder immer noch helle Freude, sei es am Küchentisch, im Studio, oder live auf der Bühne "Unsere Konzerte leben von der Interaktion, davon, dass die Kinder mitsingen, mittanzen und mitraten", sagt Meier. Und vielleicht ist es genau das, was die beiden Ottenhofener so lebendig und kreativ bleiben lässt: Wer ständig mit einer Horde begeisterter Kinder von Regen-Piraten im Pfützen-Meer singt, der kann die Lust am Blödsinn doch gar nicht verlieren.
Mit dem Oberbayerischen Kulturpreis ehrt der Bezirk Oberbayern jährlich zwei Persönlichkeiten, die sich um das kulturelle Leben in der Region verdient gemacht haben. Der mit jeweils 5000 Euro dotierte Preis wird am Sonntag, 25. Juni, in Kloster Seeon an "Sternschnuppe" und den Regisseur Marcus H. Rosenmüller verliehen.