Veranstaltungen im Landkreis:Arkadien trifft Kultursommer

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Das Ebersberger Festival ist auf der Zielgeraden und bespielt zusammen mit dem Meta Theater in Moosach die mobile Bühne des Landkreises - vor allem mit Musik und Diskurs.

Von Anja Blum

Wer glaubt, die Kunst liege darnieder, möge seinen Blick nach Ebersberg und Moosach lenken. Denn dort bietet sich derzeit ein ganz anderes Bild: Das "Arkadien-Festival" trifft auf den "Kultursommer im Landkreis", das heißt, es ist mehr geboten, als ein einzelner Mensch wahrnehmen kann. Kunst und Kultur satt.

Die letzten Tage des Ebersberger Arkadien-Festivals sind angebrochen. Nach zehn Wochen aufregender Projekte im öffentlichen Raum wird es zum Abschluss nochmal richtig intensiv - und diskursiv. Ab Donnerstag, 15. Juli, bis Sonntag, 18. Juli, finden künstlerische Interventionen, Diskussionen, Gespräche und Performances nicht nur in Ebersberg, sondern auch im Moosacher Meta Theater als Kooperationspartner statt. "Alles in allem sind es elf Veranstaltungen in vier Tagen", sagt Bühnenchef Axel Tangerding nicht ohne Stolz.

Während in Ebersberg täglich das arkadische Radio der beiden Engländer Derek Tyman und Andy Webster zu hören ist, und der Nürnberger Künstler Florian Tuerke mit seinem Klangmobil an verschiedenen Stationen Straßengeräusche in Töne verwandelt, zieht die Münchner Künstlerin Gabi Blum mit ihrer Trafo-Bar durch die Kreisstadt und lädt zum Cornern ein. Auch der Verein der Verzögerung der Zeit wird noch einmal aktiv: Er verteilt "rote Zeitkarten" und proklamiert am Freitag, 16. Juli - zum Internationalen Tag des Zeitgewinns - um 15 Uhr an der Galerie Alte Brennerei sein Manifest.

Die Abschlusstage in Moosach beginnen am Donnerstag, 15. Juli um 19 Uhr mit dem Film "Signers Koffer" des renommierten Schweizer Künstlers Roman Signer. Von den Schweizer Alpen nach Ostpolen, von Stromboli nach Island, immer entlang der magisch aufgeladenen Landschaftsrillen: "Dieser Dokumentarfilm ist ein breit angelegter Versuch zur idealen Reisegeschwindigkeit." Tags darauf, am Freitag, 16. Juli, um 19 Uhr darf man sich freuen auf eine Lesung mit dem Titel "Faul zu sein ist harte Arbeit - eine Ode an den Müßiggang" mit Martin Liebmann vom Verein zur Verzögerung der Zeit, an die sich eine Diskussion mit seinem Kollegen Franz J. Schweifer über "verrückte Fragen zum Verweilen" anschließt.

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(Foto: Severin Vogl/oh)

Kunst und Kultur satt: Die "Compagnie Nik" spielt königlich,...

...während die Band "Embryo" verschiedene Genres mixt.

Am Samstag, 17. Juli gibt es im Meta Theater ein Gespräch mit zwei hochkarätigen Philosophen, Reinhard Knodt und Harald Seubert, die einen Blick auf die Gegenwart und den gesellschaftlichen Wandel werfen. Knodt ist mehrfacher Literaturpreisträger, Hochschullehrer für Kunstphilosophie und Verfasser wichtiger Essays zur Philosophie der zeitgenössischen Kunst. Seubert ist Professor für Philosophie und Religionswissenschaft in Basel, Präsident der Internationalen Martin-Heidegger-Gesellschaft und Autor zahlreicher Schriften. Die Moderation übernimmt Festivalleiter Peter Kees.

Das Finale am Sonntag, 18. Juli startet um 14 Uhr mit einer Diskussionsrunde zur Digitalisierung: Tine Neumann (Kulturbeobachterin), Axel Tangerding (Theaterleiter), Robert Helling (Chaos Computerclub) und Max Haarich (KI-Verantwortlicher) gehen der Frage nach, ob die Digitalisierung zu einem Überwachungsstaat oder zu mehr Freiheit führt. Um 16 Uhr werden die Künstler Hans Hs Winkler und Ralf Homann in einer Vortragsperformance den Einfluss von Künstlern, Schriftstellern und Landwirten auf die bayerische Revolution, die Räterepublik verdeutlichen. Um 18 Uhr schließlich kommt die Jury des Arkadien-Festivals zu einer Gesprächsrunde zusammen, im Anschluss verleiht Ebersbergs Bürgermeister Uli Proske den Kunstpreis der Stadt. Der Eintritt zu allen Veranstaltungen ist frei. Weitere Details gibt's online unter www.arkadien.info.

Erweitert wird das arkadische Programm in Moosach um Veranstaltungen des "Kultursommers", denn vor dem Meta Theater steht an diesem Wochenende die mobile Bühne des Landkreises. Los geht's am Donnerstag, 15. Juli, um 16 Uhr mit Theater für Kinder: Das Münchner Ensemble Compagnie Nik spielt "König & König" - ein Stück über Freundschaft und Toleranz und darüber, dass die Welt vielleicht doch nicht so kompliziert ist, wie es scheint. Abends dann, nach dem Dokumentarfilm von Roman Signer, spielt die legendäre Band Embryo (21 Uhr), die sich seit 52 Jahren nicht von Genregrenzen aufhalten lässt, sondern Jazz, Weltmusik, Rock, Psychedelisches und vieles mehr miteinander mischt. Miles Davis merkt an: "Embryo - they are these crazy creative musicians playing really great stuff."

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(Foto: Veranstalter)

Gaston zaubert,...

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(Foto: privat)

...Götz Tangerding wird geehrt...

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(Foto: Veranstalter)

...und Martin Liebmann rät zur Faulheit.

Ein Soundcocktail aus mittelalterlicher Musik sowie orientalischen und traditionellen Klangwelten erwartet das Publikum am Freitag, 16. Juli, nach Lesung und Diskussion, also etwa um 21 Uhr: "Lieder und Improvisationen über Himmel und Hölle" mit Cornelia Melián (Gesang, Shrutibox, Bassblockflöte), Ardhi Engl (traditionelle und experimentelle Instrumente) und Marika Falk (Rahmentrommeln, Percussion). Der Samstag, 17. Juli, bietet nach dem "Philosophischen Blick auf die Gegenwart", um 21 Uhr, einen Jazzabend in Erinnerung an Götz Tangerding. Unter dem Titel "Glimpses of Truth" ehren Andy Lutter (Piano), Ulrich Wangenheim (Flöte, Saxofon), Andreas Kurz (Bass) und Rudolf Roth (Drums) den viel zu früh verstorbenen Freund, Pianisten und Komponisten. Stücke von der LP "Bhakti Jazz - First Step" sowie "Pictures of Rhythm", ein Programm aus Eigenkompositionen von Lutter und Roth, sollen diesen Abend zu einem selten gehörten musikalischen Erlebnis werden lassen. Das arkadische Finale am Sonntag, 18. Juli, wird um 19 Uhr ergänzt durch "Magie & Musik - Tango und andere Köstlichkeiten" mit Heinrich Klug (Cello) Maria Reiter (Akkordeon) und Gaston Florin (Zauberkunst und Schauspiel).

Der Eintritt zum Kultursommer in Moosach ist frei, um Spenden wird gebeten. Eine Registrierung vor Ort ist erforderlich, die Maske kann am Platz abgenommen werden. Bei sehr schlechtem Wetter finden die Veranstaltungen im Theater statt, in jedem Fall werden sie (bis auf die Dokumentation) im Internet übertragen. Die Links dazu gibt es dann auf www.meta-theater.com unter den jeweiligen Terminen. "Corona erzeugt großen bürokratischen Aufwand", sagt Tangerding. "Aber wir freuen uns alle schon riesig auf dieses tolle Programm."

© SZ vom 14.07.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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