Landtagswahl in Ebersberg:400 648 Stimmen zu vergeben

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Zurück in die Schule heißt es an diesem Sonntag für die Wahlberechtigten im Landkreis Ebersberg. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Beim Urnengang an diesem Sonntag gibt es etwas mehr Wahlberechtigte als vor fünf Jahren. Der Briefwahl-Anteil ist sogar deutlich gestiegen, was sich auch in der Zahl der Stimmbezirke niederschlägt.

Von Wieland Bögel, Ebersberg

Anders als in der bekannten Filmkomödie "Das Leben des Brian" heißt es für die Stimmberechtigten im Landkreis Ebersberg an diesem Sonntag: "Jeder nur vier Kreuze." So viele Stimmen gilt es insgesamt zu vergeben, je eine für das Direktmandat für den Land- und den Bezirkstag sowie noch jeweils einmal für die Listen, wobei dank einer Besonderheit des bayerischen Wahlrechts hier das Kreuz nicht bei der Partei, sondern der Person zu machen ist. Bei der aktuellen Wahl sind laut Landratsamt Ebersberg insgesamt 100 162 Personen im Landkreis stimmberechtigt - was genau 922 mehr sind als bei der vergangenen Landtagswahl 2018 - und damit die stattliche Anzahl von 400 648 Stimmen ergibt.

Interessant dürfte sein, wie viele ihr Stimmrecht auch tatsächlich ausüben. Betrachtet man den Trend der vergangenen Wahlen, scheint es so, als ob das Interesse an der Stimmabgabe zumindest seit einem Jahrzehnt wieder deutlich zunimmt - nach einem Einbruch vor 20 Jahren. Denn von 1998 auf 2003 ging die Wahlbeteiligung im Landkreis Ebersberg von 74,5 Prozent auf nur noch 64,9 Prozent zurück, es war dies der niedrigste Wert bei einer Landtagswahl überhaupt.

Einen leichten Anstieg um immerhin 1,5 Prozentpunkte gab es dann bei der Wahl 2008, seitdem steigt die Wahlbeteiligung im Landkreis. So hatte sie 2013 mit 70,9 Prozent fast schon wieder das Niveau von Ende der 1990er Jahre erreicht, bei der jüngsten Landtagswahl im Jahr 2018 lag die Beteiligung dann sogar deutlich darüber, nämlich bei 79,8 Prozent. Am höchsten lag sie damals in Emmering, Oberpframmern und Zorneding mit jeweils knapp 84 Prozent, mit einigem Abstand am niedrigsten in Vaterstetten mit 67,4 Prozent.

Die Wahlbeteiligung scheint von der Stimmenverteilung unabhängig zu sein

Bemerkenswert dabei ist, dass die Wahlbeteiligung offenbar einem anderen Trend folgt als die Stimmenverteilung. So gab es sowohl bei der sehr gut angenommenen Wahl 1998 wie bei der weniger gut angenommenen 2003 eine absolute Mehrheit für die CSU. Knapp darunter lagen die Christsozialen 2013 bei einer Wahlbeteiligung dazwischen. Bei den beiden Wahlschlappen für die bayerische Staatspartei - 2008 und 2018 - gab es einmal eine unter- und einmal ein deutlich überdurchschnittliche Beteiligung.

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Auch die Stimmenanteile der Mitbewerber korrelieren nicht mit der Wahlbeteiligung: Die SPD schwächelte wie die CSU 2008 und 2018 mit einem kleinen Zwischenhoch 2013. Die politischen Lager insgesamt blieben indes in etwa bei allen Wahlen gleich groß: Verluste der SPD zahlten meist aufs Konto der Grünen, solche der CSU bei Freien Wählern, FDP und seit 2018 bei der AfD ein.

So bekam etwa die CSU bei der vergangenen Wahl zwar nur noch einen Zweitstimmenanteil von 35,9 Prozent, dafür kamen die Freien Wähler auf 9,3, die AfD auf 7,5 und die FDP auf 6,7 Prozent. Dem Absturz der SPD auf nur noch neun Prozent stand ein Ergebnis von 22,4 Prozent bei den Grünen entgegen - und zwar blieb die Linkspartei auch im Landkreis mit 2,6 Prozent unter der Fünf-Prozent-Hürde, konnte ihr Ergebnis aber im Vergleich zu 2013 mehr als verdoppeln.

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Ein möglicher Hinweis, wie hoch die Wahlbeteiligung heuer ausfällt, könnte der Anteil derjenigen sein, die bereits gewählt haben - und das sind diesmal so viele wie nie. Dies trifft auf den gesamten Freistaat zu, das Statistische Landesamt meldete gut eine Woche vor der Wahl bereits einen Briefwahl-Anteil von 37,9 Prozent - was einem Zuwachs von mehr als acht Prozentpunkten im Vergleich zum Ergebnis insgesamt von 2013 entspricht.

Und im Landkreis Ebersberg wird offenbar besonders eifrig briefgewählt: Ebenfalls zum Stichtag am vorvergangenen Donnerstag vermeldete das Landratsamt einen Briefwahl-Anteil von 39,6 Prozent. Durchschnittlich wohlgemerkt, denn in einigen Landkreiskommunen hat man knapp eine Woche vor dem Urnengang bereits die 40-Prozent-Marke geknackt. Die Kommunen haben darauf bereits reagiert und deutlich mehr Stimmbezirke gebildet. Laut Landratsamt gab es bei der vergangenen Wahl 175 Stimmbezirke im Landkreis, davon 58 für Briefwahl. Diesmal sind es insgesamt 197 Stimmbezirke, wovon 104 für die Briefwahl eingerichtet wurden - was bedeutet, dass sich die Zahl der "klassischen" Stimmbezirke von 117 auf 93 verringert.

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Eine mögliche Erklärung ist die große Auswahl: Bei der Landtagswahl gilt es, zwischen 15 Parteien zu wählen - 14 von ihnen haben einen Direktkandidaten oder eine -kandidatin für den Stimmkreis Ebersberg nominiert. Im Einzelnen sind dies: Thomas Huber (CSU), Doris Rauscher (SPD), Thomas von Sarnowski (Grüne), Maria Hörtrich (FW), Marc Salih (FDP) und Rainer Forster (AfD), er hat allerdings seinen baldigen Parteiaustritt angekündigt. Außerdem treten an Tobias Boegelein (Linke), Charlotte Schmid (ÖDP), Peter Scharf (Volt), Robert Böhnlein (Bayernpartei), Andreas Burge (Die Partei), Johanna Wassylischin (Basis) sowie Harald Matzke (V-Partei) und Stephan Schwolow (Tierschutzpartei).

Die beiden letzteren bewerben sich auch bei der Bezirkstagswahl neben zwölf weiteren: Ottilie Eberl (Grüne), Walentina Dahms (CSU), Maria Wirnitzer (SPD), Bianca Dusi-Färber (FW), André Schreiber (FDP), Josef Robin (AfD), Rosi Reindl (ÖDP), Michael Pleitner (Linke), Walter Schmidtke (Bayernpartei), Rudolf Einsiedler (Volt), Alexandra Motschmann (Basis) sowie Constantin König (Die Partei). Die Auswahl der Parteien ist mit ebenfalls 14 geringfügig kleiner, als bei der Landtagswahl.

Bei der vergangenen Wahl bewarben sich im Landkreis Ebersberg noch zwölf Personen um das Direktmandat für den Landtag, zehn waren es bei der Bezirkstagswahl. Im Jahr 2013 wollten zehn Bewerberinnen und Bewerber den Stimmkreis Ebersberg im Landtag vertreten, neun im Bezirkstag.

Die aber vermutlich wichtigste Zahl - zumindest für alle, die ihre Stimme noch abgeben wollen - ist die 114. Diese Nummer hat der Stimmkreis Ebersberg bei der aktuellen Wahl, sie sollte auf allen vier Stimmzetteln stehen - sonst muss es heißen: leider kein Kreuz.

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