Energiewende in Ebersberg:Sonne ernten

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Größere Freiflächen-Photovoltaikanlagen wie hier in der Nähe von Markt Schwaben könnten auch in Kirchseeon zur Energiewende beitragen. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Die Kreisstadt hat nun einen Flächennutzungsplan für Freiflächen-Photovoltaikanlagen. Auf knapp 60 Hektar könnte in den kommenden Jahren Strom gewonnen werden.

Von Wieland Bögel, Ebersberg

Die Landschaft im Süden der Kreisstadt ist vielerorts noch ländlich geprägt, dort könnte in nächster Zeit eine ganz neue Feldfrucht angebaut werden: Sonnenstrom. Ohne Gegenstimmen hat der Stadtrat nun ein Standortkonzept für Photovoltaik-Anlagen beschlossen. Dieses ermöglicht auf den betroffenen Flächen den Bau solcher Anlagen, an anderen Standorten sind diese dafür ausgeschlossen.

Das Prinzip dahinter ist kein ganz neues, viele Kommunen wenden ähnliche Planungsinstrumente etwa an, wenn es um Kiesgruben geht. Ziel ist, die Interessen der Wirtschaft - und in diesem Fall auch die Energiewende - mit landschaftsplanerischen Aspekten oder einer gesicherten Erschließung in Einklang zu bringen. Tatsächlich war es eine Kontroverse um die Verträglichkeit einer Freiflächen-PV-Anlage, welche die Erstellung des Konzeptes ausgelöst hatte. Im Sommer 2020 gab es Pläne für ein Solarfeld bei Halbing, an dessen Größe und Standort aber auch Kritik laut wurde. Letztlich wurde die PV-Anlage nicht realisiert, weil der Antrag zurückgezogen wurde, dafür beschloss der Stadtrat im Juli 2020 das Standortkonzept.

Seit 2020 läuft die Planung bereits

Knapp ein Jahr später gab es erste Ergebnisse, der Planungsverband Äußerer Wirtschaftsraum München hatte im Auftrag der Stadt die Eignung verschiedener Flächen untersucht. Dabei wurden drei Gebiete definiert: Harte Tabuzonen, in denen auf keinen Fall Freiflächen-PV-Anlagen gebaut werden können. Ausschlusskriterien sind hier beispielsweise besonders schützenswerte Landschaften, Kulturdenkmäler oder auch, wenn das Gebiet bereits für andere Nutzung vorgesehen ist, etwa Kiesabbau. Dies betrifft weitestgehend alle Flächen im Norden und im Westen der Kreisstadt.

Grundsätzlich möglich ist der Bau von PV-Anlagen auf Flächen der Kategorie "weiche Tabuzonen" - wird dort aber nicht empfohlen. Der Stadtrat kann dort im Einzelfall eine Genehmigung erteilen. Nicht nur möglich sondern sogar erwünscht sind die Solarmodule auf dem Feld dann in Kategorie drei, die Potenzialflächen. Die meisten davon liegen östlich der Stadt und im Süden der Bahnstrecke Richtung Wasserburg. So ist entlang der Gleise nahezu der gesamte Bereich östlich von Oberndorf bis zur Gemeindegrenze Steinhöring eine solche Potenzialfläche, nur rund um den Ort Neuhausen sollen keine PV-Anlagen gebaut werden. Weiteres Potenzial sieht man bei Rinding, Englmeng, zwischen Traxl und Pollmoos sowie Richtung Dieding.

Die erste Anlage könnte 2023 fertig sein

Bereits Anfang Februar hatte der Technische Ausschuss einstimmig für das inzwischen fertig ausgearbeitete Konzept ausgesprochen, das gleiche Ergebnis gab es nun in der Vollversammlung. Besonders viel Redebedarf hatte der Stadtrat dazu nicht, Susanne Schmidberger (Grüne) regte nur noch an, das Gremium in einem Jahr auf den Stand zu bringen, wie viele der 58 Hektar, die nun als Potenzialfläche festgelegt sind, auch genutzt wird beziehungsweise wo eine Anlage beantragt ist.

Dritte Bürgermeisterin Lakhena Leng (Grüne) stellte noch die Frage nach dem weiteren Vorgehen, wenn das Konzept beschlossen ist. Laut Klimaschutzmanager Christian Siebel ist der nächste Schritt, die Eigentümer der Potenzialflächen darüber zu informieren, dass sie auf ihren Grund künftig Freiflächen-Photovoltaik errichten und entsprechende Anträge stellen können.

Über die erste Freiflächen-PV kann die Verwaltung den Stadträten vielleicht schon in gut einem Jahr berichten, das Eberwerk plant bereits bei Oberlaufing eine entsprechende Anlage zu errichten. Dieser hat der Technische Ausschuss bereits im vergangenen Herbst zugestimmt, als sich abzeichnete, dass die vorgesehene Fläche auch im Standortkonzept empfohlen werden würde. Konkret entstehen soll an der Bahnlinie eine Anlage, wie sie das Eberwerk bereits im vorvergangenen Jahr in Markt Schwaben in Betrieb genommen hat.

Dort werden auf knapp 1,5 Hektar, nahe der Ortschaft Haus und ebenfalls an der Bahn seit 2020 insgesamt bis zu 1,5 Megawatt Strom gewonnen. Damit kann man den durchschnittlichen Bedarf von rund 500 Haushalten decken, der jährliche Strom-Ertrag der Anlage liegt nach Angaben des Eberwerkes bei etwa 1,5 bis 1,7 Gigawattstunden. Rund eine Million Euro hat die Anlage gekostet, mit ähnlichen Summen rechnet man auch für Ebersberg.

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