Verkehr im Landkreis Ebersberg:Aus für beliebten Schleichweg?

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Die Kreuzung zwischen der Jet-Tankstelle (links) und dem Gasthof Hamberger (rechts) ist einer der Verkehrsknotenpunkte in Kirchseeon. Von rechts biegen die Autos von der Anzinger Straße auf die B304 ab. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Um den Autoverkehr auf der B304 zu senken, könnte die Verbindungsstraße zwischen Pöring und Eglharting dicht gemacht werden.

Von Andreas Junkmann, Kirchseeon/Zorneding

Die Verbindungsstraße zwischen Pöring und Eglharting ist ein beliebter Schleichweg für alle Autofahrer, die vom Landkreisnorden in den Süden wollen und umgekehrt. Damit könnte nun aber bald Schluss sein, denn der Eglhartinger Straße, die im Kirchseeoner Ortsgebiet zur Anzinger Straße wird, droht die Komplettsperrung. Grund dafür ist die zunehmende Belastung der ohnehin bereits extrem stark frequentierten B304. Im Zuge der geplanten Bebauung des ehemaligen Bahnschwellengeländes rechnet man in der Marktgemeinde damit, dass der Verkehr dort nochmal zunehmen wird. Die Sperrung der bei den Einheimischen als "Ho-Chi-Minh-Pfad" bekannten Verbindungsstrecke könnte hier für Entlastung sorgen.

Diese Idee stellte Verkehrsplaner Klaus Bockermann beim jüngsten Bürgerforum zur Entwicklung des Bahnschwellengeländes vor. Hierhin sollen den Plänen des Investors zufolge bis zu 3000 Menschen zusätzlich ziehen, die mit ihren Autos dann logischerweise auch auf der Bundesstraße unterwegs sein werden. Dort ist zu Stoßzeiten aber bereits jetzt kein Durchkommen, weshalb Investor und Gemeinde nun händeringend nach Möglichkeiten suchen, die Straße zu entlasten und den Verkehrsfluss zu verbessern.

Die Sperrung der Eglhartinger Straße ist eine davon. Einem Vorschlag des Verkehrsplaners zufolge sollen ab dem Friedhof Neukirchen künftig nur noch Busse und Einsatzkräfte verkehren dürfen, für alle anderen Auto- und Lastwagenfahrer ist dann hier Schluss. Der Grund für diesen Vorstoß sind die mehr als 5000 Fahrzeuge, die laut einem Verkehrsgutachten täglich über diese Strecke auf die B304 gelangen oder von dieser abfahren. Diese sind "Ursache für eine schlechte Verkehrsqualität", wie es in einer Analyse des Ingenieurbüros heißt.

Rund 5000 Autos fahren täglich über die enge Anzinger Straße. Staus sind dabei vorprogrammiert. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Diese Einschätzung teilt auch Kirchseeons Bürgermeister Jan Paeplow (CSU), der sich ebenfalls dafür ausspricht, die Möglichkeit einer Straßensperrung prüfen zu lassen. Selbst entscheiden kann die Gemeinde eine solche Maßnahme allerdings nicht, dafür ist das Staatliche Bauamt in Rosenheim zuständig. "Wir werden die Thematik dort darlegen und dann schauen wir, was passiert", sagt Paeplow im Gespräch mit der Süddeutschen Zeitung. Die Chancen für einen Erfolg sieht er durchaus gegeben, schließlich liefere man mit dem Verkehrsgutachten gute Argumente. Zudem hat man auch die Rückendeckung der Nachbarn, denn Zornedings Bürgermeister Piet Mayr (CSU) sieht das Vorhaben ebenfalls sehr positiv, wie Paeplow weiter sagte.

Die Streckensperrung soll aber nicht die einzige Maßnahme bleiben, mit der die Marktgemeinde dem Verkehr auf der B304 Herr werden will. Weiterhin stehen mehrere Kreisverkehre im Kirchseeoner und Eglhartinger Ortsgebiet zur Debatte. Diese haben Verkehrsplaner Brockmann zufolge den Vorteil, dass Rückstaus - etwa an Ampeln oder beim Abbiegen - reduziert werden, der Verkehr auf der Bundesstraße besser fließen kann und es dann auch eine Wendemöglichkeit gibt. Als Standorte für die Kreisverkehre schlägt das Planungsbüro etwa die Kreuzung zur Münchner- sowie zur Werkstraße vor. Für letzteren müsste die Gemeinde aber erst die nötigen Grundstücke erwerben.

Bis zum nächsten Bürgerforum im Juli soll nun laut Bürgermeister Paeplow in Abstimmung mit den zuständigen Behörden geprüft werden, welche dieser Vorschläge realistisch umzusetzen sind. Und auch ein weiteres Thema, das vielen Kirchseeonern unter den Nägeln brennt, soll bei der Zusammenkunft im Sommer auf der Tagesordnung stehen: "Es wird dann auch um die schwarze Null gehen", sagt Paeplow, also die Frage, ob der Marktgemeinde durch die Entwicklung des Bahnschwellengeländes Kosten entstehen - oder ob sie womöglich sogar davon profitieren kann.

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