Brauchtum in Kirchseeon:Der Weg war nie sein Ziel

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Jeden Winter machen die Kirchseeoner Perchten die Straßen der Marktgemeinde unsicher. Eine von ihnen wird nun nach dem Gründervater des Vereins, Hans Reupold, benannt. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

In Kirchseeon wird eine ganz besondere Straße nach "Perchtenvater" Hans Reupold benannt.

Von Andreas Junkmann, Kirchseeon

Es ist nur eine kleine, unscheinbare Verbindung zwischen dem Hirschenweg und der Hubertusstraße - und doch ist es ein Ort von großer Bedeutung für die Marktgemeinde Kirchseeon. Dort nämlich steht die historische Badstube, ein uriges Holzhaus, das dem Perschtenbund Soj als Vereinsheim dient. Der Weg davor soll nun nach dem Gründervater des Vereins, Johann "Hans" Reupold, benannt werden. Das hat der Kirchseeoner Gemeinderat in seiner Sitzung am Montagabend beschlossen. Doch nicht nur wird die kleine Straße künftig Hans-Reupold-Weg heißen, auch das Vereinsheim soll endlich auch eine Hausnummer bekommen - als einziges Gebäude dort logischerweise die Eins.

Die Idee, dem Kirchseeoner "Perchtenvater" und Ehrenbürger Hans Reupold eine Straße zu widmen, gibt es schon länger. Ursprünglich war angedacht, dies auf dem ehemaligen Bundeswehrgelände an der Waldbahn zu tun, wo derzeit ein neues Seniorenzentrum entsteht. Dort gibt es durch die neue Bebauung allerdings gar keine Straße mehr, die man hätte umbenennen können, wie Bürgermeister Jan Paeplow (CSU) erklärte.

Hans Reupold hätte heuer seinen 100. Geburtstag gefeiert. (Foto: Renate Schmidt)

Letztlich sei von den Perchten selbst die Idee gekommen, den kleinen Verbindungsweg, der bisher noch gar keinen Namen trägt, für diese Ehrung auszuwählen. Dass es sich dabei um keine richtige Straße handelt, stört beim Verein niemanden, im Gegenteil: Das wäre genau im Sinne von Hans Reupold gewesen, der zeitlebens immer sehr bescheiden war, sagte Perchten-Vorstand Wolfgang Uebelacker im Anschluss an die Sitzung.

Das entsprechende Straßenschild sowie eine Infotafel sollen noch in diesem Jahr aufgestellt werden, schließlich hätte Hans Reupold heuer seinen 100. Geburtstag gefeiert. 2019 ist der langjährige Kirchseeoner Gemeinderat und leidenschaftliche Heimatforscher kurz nach seinem 95. Geburtstag gestorben. Seither plant die Gemeinde, ihm eine Straße zu widmen. "Er hat große Verdienste für den Markt Kirchseeon geleistet", sagte deshalb nun auch Bürgermeister Paeplow, der von einem "geschichtsträchtigen Moment" sprach.

Etwas irritiert war man hingegen in den Reihen der SPD-Fraktion, wie Gemeinderätin Barbara Bittner einräumen musste. Allerdings lediglich darüber, dass die Wahl auf eine so kleine Straße fiel. "Hans Reupold hat solch eine Bedeutung für die Gemeinde, wir würden ihm sogar die B304 widmen, wenn es möglich wäre", sagte Bittner. Dem Wunsch der Perchten wolle man aber selbstverständlich nachkommen.

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