Schwimmen in Kirchseeon:Hallenbad taucht wieder auf

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Bis auf weiteres geschlossen, mit Hoffnung auf Wiedereröffnung: das Kirchseeoner Hallenbad. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Die stillgelegte Schwimmhalle der Marktgemeinde könnte nach einer Sanierung wieder eröffnet werden - ob dies bezahlbar ist, soll nun ein Gutachten klären.

Von Wieland Bögel, Kirchseeon

In der spannenden Serie mit dem Titel "Was wird aus dem Hallenbad?" gibt es eine neue Episode: Nach angekündigter Schließung, zwischenzeitlicher Hoffnung auf Rettung aus München, endgültig angekündigter Schließung und ein bisschen Hoffnung, steht nun ein Gemeinderatsbeschluss, der ein bisschen mehr Hoffnung für einen Weiterbetrieb der Schwimmhalle in der Marktgemeinde macht. Mit großer Mehrheit beschloss das Gremium nun, eine Studie zu beauftragen, die klären soll, was gemacht werden muss und wie sich das bezahlen lässt.

Dieses Vorgehen hatte Bürgermeister Jan Paeplow (CSU) bereits in der letzten Sitzung im Juli angekündigt: Er sprach sich dafür aus, eine Machbarkeitsstudie zur Zukunft des Hallenbades erstellen zu lassen. In der jüngsten Sitzung führte Paeplow nun aus, was die Studie konkret leisten - und was sie kosten soll. Denn der Preis für ein solches Gutachten sei "nicht unerheblich", so der Rathauschef, insgesamt würden dafür 165 000 Euro fällig. Welche die Marktgemeinde indes nicht alleine bezahlen müsse, gut die Hälfte der Summe könne man aus Fördermitteln akquirieren.

Wie viel Fördergeld die Gemeinde am Ende bekommt, hängt von der Art der Sanierung ab

Die Suche nach Fördertöpfen soll nun auch eine Hauptaufgabe bei der Erstellung der Studie werden. Konkret gehe es einerseits darum, darzustellen welche Art von Sanierung nötig und sinnvoll ist. Zum anderen soll eruiert werden, welche Maßnahme von wem und mit wie viel Geld gefördert wird. Beide Punkte seien noch völlig offen, so Paeplow, er verwies aber erneut auf eine Schätzung der Verwaltung, dort seien die Kosten für eine Sanierung auf sechs bis acht Millionen Euro taxiert worden.

Viele Kinder aus dem Landkreis haben im Kirchseeoner Hallenbad das Schwimmen gelernt. Auch deshalb haben die Nachbargemeinden ein Interesse daran, dass die Einrichtung wieder öffnet. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Ob man denn jetzt schon Aussagen darüber treffen könne, wie viel Fördergeld die Gemeinde am Ende bekommen werde, wollte Diana Thalhammer (SPD) wissen, und ob es mehr sei, als die eine Million Euro, die in einer früheren Kalkulation aufgetaucht war. Letzteres sei wahrscheinlich, so der Bürgermeister, es gebe mittlerweile "sehr lukrative Töpfe". Vielleicht solle man diese genauer eruieren, bevor man die Studie beauftrage, regte Susanne Markmiller (FDP) an.

Dies habe die Verwaltung auch bereits versucht, so Silke Mohs vom Bauamt - mit dem Ergebnis, dass sich Aussagen darüber, wie viel Geld die Gemeinde insgesamt bekomme, erst treffen ließen, sobald das Sanierungsprogramm feststehe und dieses zu ermitteln eben Teil der Aufgabenstellung der Studie sein solle.

Besonders kritisch ist die Technik des Hallenbades: Es gibt keine Ersatzteile mehr

Zumindest kann man aus der Vorgeschichte einige Aussagen zu den wahrscheinlich nötigen Maßnahmen treffen. So gibt es einige Schäden an dem Gebäude selbst, Teile der Deckenverkleidung sind lose, und energetisch ist der fünf Jahrzehnte alte Bau auch nicht mehr optimal. Rund 300 000 Euro beträgt das jährliche Defizit, welches die Gemeinde ausgleichen müsse, so Paeplow, "ich hoffe schon, dass wir da etwas runterkommen".

Allen voran müsste aber wohl die Technik komplett erneuert werden, bereits im Juli war die Schließung damit begründet worden, dass es keine Ersatzteile für die alte Anlage mehr gebe. Dies bekräftigte Paeplow nun auch wieder auf Nachfrage von Markmiller. Sie hatte wissen wollen, ob es nicht vielleicht Spezial-Anbieter für Komponenten solch alter Maschinen gebe, ähnlich wie für Oldtimer-Autos. Laut Paeplow sei das nicht der Fall, weshalb man das Bad auch habe stilllegen müssen: Um nicht von einem Tag auf den anderen ohne Schwimmhalle dazustehen.

Im Hallenbad des Berufsförderungswerkes finden derzeit viele Nutzungen statt, die es früher im gemeindlichen Bad gegeben hat. (Foto: Christian Endt)

Stattdessen sei es gelungen, nahezu sämtliche Nutzungen ins Berufsförderungswerk (BFW) auszulagern: Die Schule genauso wie die zahlreichen Vereine inklusive der Wasserwacht, des TSV, der VHS und mehrerer Anbieter von Schwimmunterricht. Auch der Tauchverein habe sich mittlerweile mit dem lediglich 130 Zentimeter tiefen Becken arrangiert. Das bestätigte auch BFW-Leiter Günther Renalter, man sei beim Umzug aus dem alten Hallenbad in jenes des BFW "auf einen guten Weg". Ohnehin habe man schon Erfahrung mit auswärtigen Nutzern, so findet der Schwimmunterricht des Kirchseeoner Gymnasiums bereits seit 15 Jahren im Becken des BFW statt.

Wer privat schwimmen will, muss sich leider außerhalb der Gemeinde etwas suchen

Allerdings gibt es eine Ausnahme, wie der Bürgermeister auf Nachfrage von Susanne Höpler (Grüne) erläuterte: Für private Nutzer könne das BFW-Schwimmbad leider nicht geöffnet werden, das liege zum einen daran, dass die Gemeinde und das Berufsförderungswerk hier Vertragspartner seien - zum anderen einfach auch daran, dass die Fortbildungseinrichtung ihr Hallenbad schließlich auch selbst benötige.

Markmiller und Dritte Bürgermeisterin Andrea Oberhauser-Hainer (Grüne) wollten noch wissen, ob es sich negativ auf die Förderung auswirken könne, dass das Bad bereits offiziell geschlossen sei. Konkret stellten sie die Frage, ob man da rein rechtlich noch im Bereich einer Sanierung oder schon bei einem Neubau sei - für den es eventuell weniger Geld gebe. Auch dies werde geprüft, so Paeplow, bislang sehe es aber nicht danach aus, dass die Schließung finanzielle Nachteile bei der Förderung mit sich bringe.

Bei vier Gegenstimmen, jene der drei anwesenden Mitglieder SPD-Fraktion sowie von Peter Kohl (CSU), wurde beschlossen, die Machbarkeitsstudie in Auftrag zu geben. Die nächste Folge der Hallenbad-Serie steht dann spätestens an, wenn die Studie dem Gemeinderat vorgelegt wird - es bleibt also spannend.

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