Gymnasium Kirchseeon:Das große Stühlerücken

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Etwa an der Stelle, wo jetzt die Sandgrube des Sportplatzes ist, soll bis Herbst 2026 ein neues Gebäude für das Gymnasium Kirchseeon entstehen. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Die Erweiterung des Kirchseeoner Gymnasiums könnte schneller fertig sein und weniger Geld kosten als zunächst gedacht. Möglich wird das durch eine Umstrukturierung der Klassenräume.

Von Wieland Bögel, Kirchseeon/Ebersberg

In etwas mehr als zwei Jahren könnte die Erweiterung des Kirchseeoner Gymnasiums bezugsfertig sein. Dieser Zeitplan wurde nun im zuständigen Ausschuss des Ebersberger Kreistages genannt, zusammen mit einer Kostenschätzung: Demnach soll das Projekt fast fünf Millionen Euro weniger kosten als bislang veranschlagt. Nötig wird die Maßnahme, da wegen der Wiedereinführung des neunstufigen Gymnasiums ein weiterer Jahrgang in der Schule Platz finden muss und weil die Schülerzahlen allgemein steigen.

Als die Erweiterung vor ziemlich genau zwei Jahren das erste Mal öffentlich diskutiert wurde, stand noch eine Summe von knapp 23 Millionen Euro im Raum. Als Zeitrahmen hieß es damals, frühestens zum Start des Schuljahres im Herbst 2026 könnte der Anbau fertig sein. Nun geht man im Landratsamt davon aus, dass die neuen Räumlichkeiten "spätestens zum Schuljahresbeginn 2026/2027 zur Verfügung stehen" - eine frühere Fertigstellung also durchaus möglich sei. Kosten soll die Erweiterung insgesamt 18,35 Millionen Euro, vielleicht sogar noch rund 800 000 Euro weniger.

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Möglich wird dies durch einen neuen Ansatz bei der Planung - die neben Zeit- und Geldersparnis einer weiteren Notwendigkeit geschuldet ist: Der Landkreis besitzt die Immobilie derzeit nicht selbst. Denn das 2008 eröffnete Gymnasium wurde von einem Investor errichtet, der laut Vertrag damit 20 Jahre auf Kosten des Landkreises Rendite erwirtschaften darf, bis das Gebäude an diesen übergeht. Der Landkreis hatte 2019 versucht, aus den Verträgen mit der Universal-Investment-Luxembourg vorzeitig auszusteigen - was aber lediglich Gerichtskosten in Höhe von 417 000 Euro eingebracht hat, denn das Gericht bestätigte die ursprünglich getroffenen Abmachungen. Was eben auch bedeutet: Erst im September 2028 kann der Landkreis an den Bestandsgebäuden tätig werden.

Um diese drei Probleme - Geld, Zeit, Investor - zu entschärfen, hatte die Politik im vergangenen Jahr beschlossen, eine sogenannte "Leistungsphase Null" zu beauftragen. Vereinfacht ausgedrückt handelt es sich dabei um eine Art Grundsatzplanung samt Kostenschätzung. Betraut mit der Untersuchung wurde das Büro Lernlandschaft, dessen Geschäftsführerin Karin Doberer stellte nun die Ergebnisse vor.

Der Neubau ist stark generalisiert, dafür werden im Altbau mehr Fachräume eingerichtet

Kern der neuen Planung ist - neben einer generellen Einsparung beim Raumprogramm von 5082 auf 3957 zusätzliche Quadratmeter -, dass man sämtliche neuen Räume in einem Neubau im Süden des Schulgeländes unterbringt, nämlich auf der Fläche zwischen dem Bestandsbau, dem Sportplatz und dem Berufsbildungswerk. Der zweistöckige Bau soll stark generalisiert sein, es werden fast ausschließlich einheitliche Klassenzimmer entstehen: je zehn im ersten und zweiten Stock, fünf im Erdgeschoss, dort außerdem zwei Räume für Gruppenarbeit und drei für die Ganztagsbetreuung sowie ein Büro.

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Kommentar von Wieland Bögel

Die 25 neuen Klassenzimmer sollen zum einen den zusätzlichen Bedarf decken, vor allem aber stellen diese eine Verschiebung von Nutzungen dar. Denn neben Klassen- fehlen auch zahlreiche Fachräume: je zwei für den Biologie- und Chemieunterricht, je einer für Physik, EDV, Kunst und Musik sowie zwei Übungsräume und drei für die Verwaltung. Diese alle sollen im Bestandsbau eingerichtet werden, in Räumen, die bislang allgemeine Klassenzimmer sind - allerdings ist dies wegen des Investors erst 2028 möglich.

Bis dahin soll aber der Neubau bereits stehen. Laut dem nun vorgestellten Plan könnte der Kreistag in einem Monat den Startbeschluss fassen. Wie Hubert Schulze vom Sachgebiet Bildung im Landratsamt weiter ausführte, soll zuvor der Liegenschaftsausschuss eine Ausführungsform wählen, welche "die schnellstmögliche zeitliche Verfügbarkeit für den Schulbetrieb sicherstellt". Noch heuer sollen die Ausschreibungen dafür abgeschlossen sein, kommendes Jahr könnte bereits gebaut werden. Entstehen soll das neue Haus in Containerbauweise, dadurch ließen sich sowohl Bauzeit als auch Kosten senken, so Doberer.

Containermodule, wie hier 2015 bei der Erweiterung der Kreisklinik Ebersberg, sollen den Schulbau in Kirchseeon schneller und günstiger machen. (Foto: Christian Endt)

Diese betragen für den Neubau rund 16,86 Millionen Euro, die ab September 2028 mögliche Umnutzung im Altbau wird nach aktueller Schätzung etwa 695 000 Euro kosten, weitere 797 000 Euro sind für ein neues Parkhaus anstelle des bestehenden Parkplatzes an der Moosacher Straße im Nordwesten des Schulgeländes geplant.

Alexander Müller (FDP) stellte die Frage, ob man letzteres wirklich brauche. Schließlich würden durch die Erweiterung nicht so viel mehr Lehrerstellen hinzukommen, dass man gleich ein Parkdeck brauche - und die Beschulten kämen ohnehin mit der Bahn. Brigitte Keller, Leiterin der Zentralabteilung im Landratsamt, verwies auf die Sitzung des Liegenschaftsausschusses übernächste Woche: "Da schauen wir nochmal, ob das Parkdeck nötig ist."

Das Vorgehen könnte ein Modell für die Planung der weiteren Schulbauprojekte werden

Reinhard Oellerer, Grünen-Kreisrat und pensionierter Gymnasiallehrer, wollte wissen, ob die Einheitsgröße der neuen Klassenzimmer ein Problem sei, etwa wenn in der Oberstufe kleinere Räume für Gruppenarbeit benötigt werden. Laut Direktorin Simone Voit ist das nicht der Fall, ganz im Gegenteil: "Größere Räume bedeuten größere Flexibilität." Zumal auch die Kurse in der Oberstufe nicht allzu klein seien, 25 und mehr Teilnehmer seien da normal. Doberer verwies darauf, dass es ja außerdem weiterhin Bibliotheks- und Besprechungsräume geben wird, wo sich Arbeitsgruppen zusammensetzen können.

Ansonsten gab es im Gremium viel Lob für das Vorgehen, auch von Müller: Besonders die Modulbauweise gefalle ihm gut, vielleicht könne man daraus ja für die anderen geplanten Schulprojekte - das Poinger Gymnasium und die Berufsschule in Grafing - lernen. Ähnlich äußerte sich Sonja Ziegltrum (CSU): Das Vorgehen habe sich bewährt, man solle es unbedingt bei den beiden anderen Vorhaben auch so anwenden. Auch Landrat Robert Niedergesäß (CSU) zeigte sich von der Leistungsphase Null überzeugt: "Wir müssen uns nach der Decke strecken und an den Projekten arbeiten, um sie wirtschaftlich zu machen." Ohne Gegenstimmen wurde das Konzept anschließend angenommen.

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