Grundschule Eglharting:"Dinosauriermäßig", "historisch", "desolat"

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Die Grund- und Mittelschule Eglharting hat ihre besten Jahre hinter sich. Das Gebäude muss dringend saniert werden. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Die Grundschule Eglharting ist in einem schlechten Zustand. Eine Sanierung würde Kirchseeon weit mehr als 20 Millionen Euro kosten.

Von Andreas Junkmann, Kirchseeon

Welches Gebäude verfügt über ausreichend Klassen- und Lehrerzimmer, eine Mensa und ein gewisses Maß an technischer Ausstattung? Richtig, eine Schule. Wenn das allerdings die Kriterien für eine Bildungseinrichtung sind, dann dürfte man die Grund- und Mittelschule Eglharting eigentlich gar nicht als solche bezeichnen. Dennoch werden dort zahlreiche Mädchen und Buben in insgesamt neun Klassen unterrichtet - und das, obwohl sich das Gebäude inzwischen in desolatem Zustand befindet. Dass die Schule dringend grundsaniert werden muss, ist in der Gemeinde Kirchseeon schon länger bekannt. Nun hat der Gemeinderat die ersten Planungsschritte auf den Weg gebracht. Es gibt jedoch einen kleinen Haken: Die Erneuerung der Bildungseinrichtung wird den Markt deutlich mehr als 20 Millionen Euro kosten. Woher dieses Geld kommen soll, ist derzeit völlig unklar.

Keine Mensa, kein Aufzug und zu wenig Klassenzimmer: die Mängelliste ist lang

So groß die Summe für die Sanierung ist, so vernichtend war auch die Zustandsbeschreibung von Architekt Richard Baumann in der jüngsten Sitzung des Gemeinderates. Der Dämmstatus des Gebäudes etwa sei "dinosauriermäßig", Heizungs- und Sanitäranlagen seien "in desolatem Zustand" und die Haustechnik sei "historisch" - Adjektive, die niemand gern im Zusammenhang mit einer Bildungseinrichtung hört. Die Mängelliste an der Eglhartinger Grundschule ist damit allerdings noch längst nicht abgeschlossen. Architekt Baumann zufolge gibt es zu wenige Klassenzimmer, kein funktionsfähiges Lehrerzimmer und keinen wirklichen Gruppenraum. Auch an eine Mensa für die Mittagspause hat man beim Bau der Schule offensichtlich nicht gedacht.

Hinzu kommen noch kleinere Defizite, die einen modernen Schulalltag unmöglich machen. So lassen sich etwa einige Fenster nicht öffnen und es gibt keine Aufzüge - das Gebäude ist also nicht barrierefrei. All diese Punkte deuten bereits darauf hin, dass es hier mit kleinen Ausbesserungen nicht getan sein wird. Und tatsächlich, bei allen vier Varianten, die Richard Baumann dem Gemeinderat vorlegte, handelt es sich um Millionen-Investitionen.

Unter 20 Millionen wird eine vernünftige Sanierung nicht zu machen sein

Die erste Sanierungsmöglichkeit mit geschätzten Kosten von rund 16 Millionen Euro ist dabei jedoch nur eine theoretische. Hier würde lediglich der Altbau erneuert, eine Mensa oder zusätzliche Klassenzimmer gäbe es weiterhin nicht. Zudem müssten alle Klassen während der Zeit der Umbaumaßnahmen in Container ausgelagert werden. Deutlich realistischer erscheint dagegen Variante B, die einen Anbau im Südosten der Schule vorsieht. Für rund 21,5 Millionen Euro könne man so zusätzlich sechs Klassenzimmer und eine Mensa schaffen. Während die Gemeinderäte und der Architekt einen kompletten Abriss und Neubau für mehr als 30 Millionen Euro ausgeschlossen haben, gab es viel Lob für Option C. Bei dieser würde ebenfalls ein zusätzliches Gebäude an das bestehende angebaut werden, durch die drei Geschosse und den Keller hätte man dann aber nochmals drei Klassenzimmer mehr, also insgesamt neun. Zudem wäre ein Umbau ohne Auslagerung der Schulklassen möglich.

Bei den Gemeinderäten gab es deshalb wenig Diskussionen darüber, dass das die zukunftsträchtigste Lösung wäre - auch angesichts des zu erwartenden Bevölkerungswachstums, sollte das Gelände des ehemaligen Bahnschwellen-Werks tatsächlich bebaut werden. Neben einem Ersatzneubau wäre der großzügige Anbau jedoch mit rund 23,6 Millionen Euro die teuerste Variante - weshalb Grünen-Gemeinderat Rüdiger Za wohl für alle seine Kolleginnen und Kollegen gesprochen haben dürfte, als er sagte: "Die Finanzierung wird eine Herausforderung für uns." Erschwerend zu der Tatsache, dass die Marktgemeinde nicht besonders gut bei Kasse ist, kommt nämlich noch hinzu, dass es bislang noch keine brauchbare Förderung des Staates gibt, wie Kämmerin Christian Prosser sagte: "Mir fehlen noch die vernünftigen Programme." Würde die Gemeinde das Projekt Schulsanierung also jetzt schon starten, könnte sie unter Umständen Geld verlieren.

Ein privater Investor könnte der Gemeinde helfen - doch das birgt Risiken

Das droht ihr allerdings auch, wenn sie die Arbeiten auf die lange Bank schiebt, wie Architekt Baumann warnte. Die Preise auf dem Bausektor seien im vergangenen Jahr um 14 Prozent gestiegen - ein Rekordwert. "Ich kann Ihnen nicht sagen, wo die Reise hingeht", sagte der Planer in Richtung der Gemeinderäte. Günstiger dürfte es jedoch kaum werden.

Vor diesem Hintergrund könnte Kirchseeon auf ein Modell zurückgreifen, mit dem der Landkreis erst kürzlich auf die Nase gefallen ist: Public Private Partnership, kurz PPP. Darunter versteht man Kooperationen von öffentlicher Hand und privater Wirtschaft bei der Planung, Erstellung, Finanzierung und dem Management, von zuvor allein in staatlicher Verantwortung erbrachten öffentlichen Leistungen. In einfachen Worten: Ein privater Investor würde die Schule für die Gemeinde bauen und verwalten. So hatte es der Landkreis mit dem Gymnasium in Kirchseeon gemacht, was folgte war jedoch ein jahrelanger Rechtsstreit, der bis zum heutigen Tag andauert. "Wir sollten PPP nicht außer Acht lassen, nur weil der Landkreis schlechte Erfahrungen gemacht hat", sagte dazu Paul Hörl (CSU). Das sah man bei den Grünen deutlich kritischer: "Am Ende zahlen wir auf Dauer den Gewinn, den der Investor macht", so Rüdiger Za.

Wer letztendlich was zahlt, ist aber ohnehin Zukunftsmusik. Zunächst einigte sich der Gemeinderat darauf, die Variante C der Grundschulsanierung weiter zu verfolgen und eventuelle Fördermittel abzuwarten. Aber auch PPP ist noch nicht vom Tisch, entsprechende Fachleute sollen den Gemeinderäten in einer der kommenden Sitzungen die Vor- und Nachteile dieses Finanzierungsmodells darlegen.

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