Digitalisierung:Per App ins Rathaus

Lesezeit: 2 min

Wer mit Kirchseeons Bürgermeister Jan Paeplow in Kontakt treten möchte, kann das womöglich schon bald einfach per PC oder Handy tun. (Foto: privat)

Kirchseeon will eine digitale Plattform für Bürger schaffen. Dadurch soll der Austausch mit der Behörde erleichtert werden.

Von Andreas Junkmann, Kirchseeon

Einer Behörde wird ja gerne mal nachgesagt, sie sei unnahbar, undurchsichtig und träge. Diesen Schuh will man sich im Kirchseeoner Rathaus nicht anziehen, weshalb es bereits seit längerem die Idee einer gemeinsamen App für Verwaltung und Bürger gibt. Nun ist ein entsprechender Anbieter gefunden und die Testphase soll demnächst starten. Dabei helfen sollen auch die Erfahrungen von anderen Kommunen, in denen die digitale Plattform bereits bestens angenommen wird.

Etwa in der Markgemeinde Laaber im Oberpfälzer Landkreis Regensburg. Dort ist die App seit rund einem Jahr online und wird inzwischen von rund 60 Prozent der Einwohner genutzt. Das berichtete jüngst die Laaber Gemeinderätin Stefanie Goß, die per Videochat in der Kirchseeoner Sitzung zugeschaltet war. "Wir wollten alle mitnehmen", sagte sie über die Entscheidung, eine digitale Plattform am Ort zu schaffen. Im Rathaus nämlich habe man festgestellt, dass die herkömmlichen Kommunikationskanäle immer weniger gut funktionierten. So hätten etwa die Zugriffe auf die Homepage zuletzt immer mehr abgenommen und es sei der Verwaltung zunehmend schwerer gefallen, die Bürgerinnen und Bürger zu erreichen.

Die regionale Identität soll durch den Austausch auf der Plattform gesteigert werden

Mit Einführung der App für Handy und PC habe sich das deutlich verändert. Darin enthalten sind nicht nur Informationen rund um das Rathaus, auch Vereinen und Gewerbetreibenden am Ort wird eine Plattform geboten. Zudem haben Bürger die Möglichkeit, sich über Gruppen direkt miteinander auszutauschen - ein soziales Netzwerk für die Gemeinde also. "Wir wollten Transparenz und Bürgernähe schaffen", sagte Stefanie Goß dazu. "Außerdem soll die regionale Identität gesteigert werden."

Einen ähnlichen Effekt erhofft man sich nun auch in Kirchseeon. "Durch einen modernen Kommunikationsansatz erreicht man eine wesentlich höhere Bürgerbeteiligung, was wiederum zu mehr Bürgerzufriedenheit führt", wie es in einer Stellungnahme der Rathausverwaltung heißt. Der Aufwand für den Betrieb der App halte sich laut Goß in überschaubaren Grenzen - auch was das Überprüfen unerwünschter Beiträge angeht. So sei ein automatischer Filter eingebaut, der etwa rechtsradikale Inhalte sofort erkenne und entferne. Auch die Nutzer selbst haben die Möglichkeit, verbotene Beiträge zu melden. Zumindest in der Gemeinde Laaber sei es bisher aber zu keinen unschönen Zwischenfällen gekommen.

So soll es auch in Kirchseeon laufen, wenn die Testphase abgeschlossen ist und die App für die Bevölkerung freigeschaltet wird. "Wir probieren jetzt einfach mal aus, ob das was für uns ist", sagte Bürgermeister Jan Paeplow (CSU). "Ich kann mir das ganz gut vorstellen." Gleiches galt für die übrigen Gemeinderäte, die einstimmig für einen Testlauf nach den Sommerferien votierten. Barbara Bittner (SPD) wollte allerdings wissen, ob ein so niederschwelliger Kommunikationsweg nicht die Gefahr mit sich bringe, dass das Rathaus mit Nachrichten zugemüllt werde. Das, so Stefanie Goß, sei zumindest in Laaber nicht der Fall, im Gegenteil: Die Arbeit für die Verwaltung sei sogar weniger geworden. "Es ist alles überschaubar, man darf das jetzt auch nicht mit Facebook oder Instagram verwechseln."

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: