Bildungseinrichtungen:Für die neuen Schulen - aber nicht um jeden Preis

Lesezeit: 2 min

Gut 300 Erwachsene und zahlreiche Kinder haben mit einer Aktion auf dem Baugrund des geplanten Gymnasiums in Poing dessen zügige Umsetzung gefordert. Landrat Robert Niedergesäß hat extra Termine verschoben, um an der Kundgebung teilnehmen zu können, wie er damals sagte. (Foto: Johanna Feckl)

Der Kreisausschuss will das Gymnasium in Poing und die Berufsschule in Grafing gleichzeitig anpacken. Allerdings unter einer wichtigen Bedingung.

Von Barbara Mooser, Ebersberg

Es geht eigentlich nur um einen Halbsatz, wenn auch einen ziemlich langen, komplizierten. Einen Halbsatz freilich, der ausschlaggebend dafür ist, ob der Bau des Gymnasiums in Poing und des Berufsschulzentrums in Grafing auf jeden Fall im kommenden Jahr aufs Gleis gesetzt wird - oder nur dann, wenn zu diesem Zeitpunkt absehbar ist, dass die Projekte weder den Landkreis noch die Kommunen finanziell überfordern werden.

Eine Mehrheit der Mitglieder im Kreis- und Strategieausschuss hat sich in der Sitzung am Montag dafür ausgesprochen, die Projekte zwar zügig anzugehen, aber nicht um jeden Preis, sondern "vorbehaltlich der Sicherstellung der dauernden Leistungsfähigkeit des Kreishaushalts sowie der Haushalte der Städte, Märkte und Gemeinden", so der Halbsatz in der Beschlussvorlage. Im Ausschuss war der Beschluss nicht unumstritten, denn während drei Poinger Kreistagsmitglieder in einem Antrag gefordert haben, die Projekte ohne Bedingungen auf jeden Fall anzugehen, äußerten die Grünen massive Zweifel, dass es der Landkreis überhaupt schaffen wird, die beiden teuren Großprojekte parallel zu bauen und insbesondere zu finanzieren.

SZ PlusFrauen und IT
:"Manche Frauen haben nicht einmal eine eigene E-Mail-Adresse"

Ob Stalking oder sexuelle Belästigung per Mail: Auch wegen der Gefahren der digitalen Welt sind Frauen oft unsicher im Umgang mit ihr. IT-Expertin Lakhena Leng will sie zu mehr digitaler Unabhängigkeit ermutigen.

Interview von Franziska Langhammer

Dass beide neuen Schulen notwendig sind, soviel ist Konsens im Kreistag. Das Problem ist die Finanzierung: Auf mehr als 212 Millionen Euro wird allein der Neubau kalkuliert, die Ausstattung ist in diesen Kosten noch gar nicht enthalten, dafür kommen nochmals mindestens zwölf Millionen oben drauf. Zwar werden für die Neubauten auch Zuschüsse in Höhe von 63 Millionen Euro erwartet und es gibt Ideen, die Projekte einfacher und billiger zu machen. Doch das ändert nichts daran, dass der Anteil, den der Landkreis - und mit ihm auch seine Städte und Gemeinden - stemmen muss, dennoch ganz erheblich bleibt.

Der öffentliche Druck zum Bau des Gymnasiums Poing hat aber zugenommen, in der vergangenen Woche hatten Eltern und Schüler zusammen mit der Arbeitsgemeinschaft der Bauträger - die das Grundstück spendiert - und der Gemeinde bei einer Kundgebung einen schnellen Baubeginn gefordert. Auch Landrat Robert Niedergesäß (CSU) trat bei der Veranstaltung ans Mikrophon - und versprach, dass die Schule noch in diesem Jahrzehnt fertig sein wird.

Auf dieser Brachfläche im Poinger Norden soll einmal das Gymnasium stehen. (Foto: ARGE Poing/oh)

Das setzt voraus, dass Entscheidungen dazu zügig gefällt werden, und so ist es nun auch geplant: In einem Jahr sollen beide Schulen von der Warteliste mit den geplanten, aber noch nicht terminierten Projekten genommen werden. Es geht also dann ab 2025 ganz konkret in die Umsetzungsphase - wenn eben das mit der Finanzierung klappt.

Albert Hingerl (SPD) zeigte sich im Ausschuss allerdings höchst unzufrieden mit diesem vorgeschlagenen Vorgehen, er sprach auch für seine Poinger Kreistagskollegen Günter Scherzl (FW) und Christa Stewens (CSU). Mit ihnen zusammen hatte er einen Antrag gestellt, das Projekt ohne Finanzierungsvorbehalt auf den Weg zu bringen. "Ich finde es unehrlich zu sagen, wir nehmen es von der Warteliste runter, wenn wir es uns leisten können", so Hingerl. Man müsse jetzt mit dem Projekt beginnen oder aber den Eltern sagen, welche Alternativen es gebe: "Sonst sind das leere Worte."

Der Landrat hielt dem entgegen, dass dem Landkreis Zwangsverwaltung drohen könnte, wenn er das Projekt auch bei einer sehr schlechten Finanzlage in Angriff nehme. Benedikt Mayer (Grüne) ging sogar noch weiter, er bezeichnete eine "halbwegs gleichzeitige Umsetzung" der beiden Schulbauprojekte als unrealistisch. Eine Schuldentilgung für beide Projekte sei dem Landkreis unmöglich, sagte Mayer, "ich sehe nicht, dass uns das jemals genehmigt wird, das wird uns zerreißen". Die Grünen würden daher vorschlagen, zunächst das Gymnasium anzugehen und danach die Berufsschule.

Gegen die Stimmen der Grünen und des AfD-Vertreters Manfred Schmidt stimmte die Ausschussmehrheit letztlich aber doch für den Vorschlag, beide Projekte im kommenden Jahr von der Warteliste zu nehmen, für den Vorstoß der drei Poinger fand sich keine Mehrheit. Auch der Kreistag muss sich allerdings nochmals mit dem Thema befassen.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusZum Welt-Alzheimertag am 21. September
:"Der Gesunde muss lernen, nicht der Kranke"

Die vergangenen Jahre von Hans Dieter Strack waren geprägt durch die Demenz-Erkrankung seiner Frau Annelene Mirow-Strack, ehe sie im vergangenen Jahr gestorben ist. Wie hat der 84-jährige ehemalige Dekan diese Zeit erlebt? Ein Interview.

Interview : Johanna Feckl

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: