Brenner-Nordzulauf:Kern des Ärgers

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Auf der alten Strecke von Grafing Richtung Süden gibt es kaum Lärmschutz, das soll sich beim Neubau ändern, fordert der Stadtrat. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Der Grafinger Stadtrat formuliert seine zentralen Forderungen für die Parlamentarische Befassung im Bundestag. Ein "Horrorszenario" will die Stadt schon mal verhindert haben.

Von Thorsten Rienth, Grafing

Im gesamten Bauabschnitt des Brenner-Nordzulaufs befassen sich die Gemeinden gerade mit einem nicht ganz unbedeutenden Schriftstück. "Kernforderungen" steht als Titel drüber - es handelt sich um die mittlerweile übliche Praxis, mit denen in der Vorzugstrasse vermeintlich unberücksichtigt gebliebenen Aspekte via Eisenbahnbundesamt ans Parlament geschickt werden. Bei der Sitzung des Grafinger Stadtrats am Dienstagabend hat das Gremium nun einstimmig die Kernforderungen der Stadt beschlossen.

Brenner-Nordzulauf
:Vom Fordern überfordert

Bis Ende Januar muss der Landkreis Ebersberg seine Kernforderungen zum Brenner-Nordzulauf formuliert haben. Das dürfte schwierig werden, denn es gibt zu viele verschiedene Meinungen, um sie in einem gemeinsamen Papier unterzubringen.

Von Andreas Junkmann

"Niemand hat ein Problem damit, dass aus ökologischen Gründen mehr Verkehr auf der Schiene stattfindet", erklärte Bürgermeister Christian Bauer (CSU) im Nachgang der Sitzung. "Aber das darf nicht zulasten derjenigen gehen, die entlang der Bahnlinien wohnen. In Grafing Bahnhof zum Beispiel ist der Lärm schon heute über der Gesundheitsschwelle."

Kein Wunder also, dass die Forderungen nach zusätzlichem Lärmschutz zu den konkretesten im Grafinger Kernforderung-Papier gehören: Nicht nur die Neubaustrecke, sondern auch die Bestandsstrecke sei demnach mit aktivem Lärmschutz wie Schallschutzwänden oder Galerien auszustatten.

Auch für die bestehende Strecke ab Grafing-Bahnhof soll der Lärmschutz besser werden

Insbesondere verweist das Votum auf den Bereich von Grafing Bahnhof und Pierstling: "Hier überschreitet die vorhandene Gesamtlärmbelastung aus Straßen- und Schienenverkehr in weiten Bereichen bereits die Sanierungswerte von 70 db(A) tagsüber und 60 db(A) nachts." Selbst bei Einhaltung der gesetzlichen Lärmschutzanforderungen an der Neubaustrecke würde an der umliegenden Bebauung unvermeidlich eine Zusatzbelastung entstehen. Der Stadtrat fordert daher: "Entlang der bestehenden Durchfahrtsgleise und an den Außengleisen sind deshalb zusätzliche Lärmschutzwände anzubringen."

Der zweite große Themenbereich hängt mit Wasser zusammen. Und zwar zuallererst mit der Trinkwasserversorgungsanlage Elkofen, um die sich der Stadtrat sorgt: "Einschränkungslose Erhaltung und größtmöglicher Schutz (...), bestmöglich durch eine Trassenführung außerhalb des Schutzgebiets", steht im Beschluss. Sei das nicht möglich, müsste die Durchquerung mindestens außerhalb der sogenannten engeren Schutzzone erfolgen. Zudem seien für ein langfristiges Grundwassermonitoring mindestens fünf Grundwassermessstellen dauerhaft als Vorfeld-Mess-Stellen einzurichten.

Wegen Hochwasserschutz müsse der Graben an der Bahn unbedingt erhalten bleiben

Vom Trinkwasser schlug der Stadtrat dann den Bogen zum Hochwasser, genauer: zur hochwasserangepassten Entwässerung. Eine solche sei nur denkbar, wenn der offene Bahngraben westlich der Bahnlinie als zentraler Vorfluter erhalten bleibe. Andernfalls würde sich im Hochwasserfall die Lage am Urtelbach verschärfen. "Die Regenwasserableitungen aus den Bahnflächen erfordert Rückhalteeinrichtungen im Maßstab HQ100", lautet die konkrete Kernforderung zu ebendiesem Themenkomplex. Die Abkürzung steht für einen Hochwasserabfluss, der im statistischen Mittel einmal in 100 Jahren erreicht oder überschritten wird.

Inwieweit die Forderungen letztendlich umgesetzt werden, dürfte noch eine Weile offen bleiben. Fest steht jedenfalls, dass die Stadt kommunale Einwände durchaus für einen Entscheidungsfaktor hält. Etwa in Form des mittlerweile in den Planungen verlängerten Salachtunnels, wie die Beschlussvorlage klarstellt: "Damit ist das Horrorszenario, eine oberirdisch verlaufende Hochgeschwindigkeitsstrecke und damit der wohl sichere Verlust einer wichtigen Trinkwasserversorgungsanlage verhindert worden."

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