Kreis Ebersberg:Verkehrsberuhigung am Grafinger Marktplatz

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So viele Autos sollen am Grafinger Marktplatz künftig nicht mehr unterwegs sein. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Ein weiterer Schritt ist getan - doch bei der Frage über die konkrete Gestaltung hinken Rathaus und Stadtrat hinterher.

Von Thorsten Rienth, Grafing

Der Tagesordnungspunkt klang nach einer Formalie: Verkehrsplanung und Straßenrecht. Abstufung der Rotter Straße von der Kreis- zur Gemeindestraße. Doch bei dem Mandat, das der Grafinger Bauausschuss der Verwaltung am Donnerstagabend für die Verhandlungen mit dem Landkreis erteilt hat, ging es um viel mehr: Einigen sich die beiden um die Ablöse einiger hundert Meter Straße, ist Grafing seiner Marktplatzneugestaltung einen gehörigen Schritt näher - wenn denn der Stadtrat auch beim Rest langsam in die Puschen kommt.

Konkret geht es um die Abstufung des Abschnitts von der Ostumfahrung bis zur Einmündung der Rotter Straße in den Marktplatz. Der ist stadtplanerisch von enormer Wichtigkeit. Erst wenn alle Ortsdurchfahrten zu Gemeindestraßen herabgestuft seien, hatte Bauamtsleiter Josef Niedermaier in der Beschlussvorlage einmal mehr erklärt: "Dann ist die Stadt auch zuständiger Baulastträger und damit entscheidungsbefugt, über die bauliche Umgestaltung des Marktplatzes und der inneren Markplatzzufahrten zu entscheiden." Und die Ablöse, zu zahlen vom Landkreis an die Stadt, würde die bisherige Kreisstraße zur Gemeindestraße machen.

Viele Parkplätze könnten am Marktplatz wegfallen

Was das in der Praxis bedeuten kann, ist kein Geheimnis mehr. Denkbar wäre etwa eine autofreie Westseite zwischen Raiffeisenbank und Mariensäule. Auf der Marktplatzinsel könnten die Parkplätze wegfallen und eine große, barrierefreie Fläche entstehen. Es gäbe neue Wegemarkierungen für Kinder sowie Radschutzstreifen zum Beispiel. Fußgänger hätten Vorfahrt vor Fahrrädern und Fahrräder vor Autos. Höchstens 20 Stundenkilometer dürften die noch fahren. Der Marktplatz wechselte in den Spielstraßenmodus. "Es braucht da einen echten Shared Space", hatte unlängst Grünen-Stadträtin Ottilie Eberl befunden.

Ein Blick in die Kommunalwahlkampfbroschüren zeigt: Zumindest der Grundgedanke ist mittlerweile quer durchs Grafinger Parteienspektrum salonfähig. Klar, verkehrspolitisch will nicht jeder den Marktplatz in eine trendy Hipsterzone transformieren. Man erinnere sich nur an den Grafinger Weihnachtsmarkt vor vier Jahren. Für den sollten eine Handvoll Marktplatzparkplätze wegfallen - was bei einem Teil der Marktplatzunternehmer lautstarke Schnappatmung auslöste. Aber immerhin.

Wohl auch wegen des unschönen Weihnachtsmarktstreits formuliert Werbering-Chef Ludwig Bitto die Unternehmerperspektive auf die Marktplatzumgestaltung diplomatisch. "Eine attraktive Innenstadt ist natürlich immer auch ein Instrument des Standortmarketings", sagt er. Um aber die Attraktivität eines überplanten Marktplatzes bewerten zu können, müssten diese Pläne zumindest mal skizziert werden.

Noch wurden keine konkreten Schritte eingeleitet

Diese Vorgehensweise dürfte im Stadtrat zwar unbestritten sein. Dennoch rangiert dort das Marktplatz-Thema weiter unter ferner liefen. Als sich der Stadtrat vor ein paar Wochen zur Klausur traf, berichten Teilnehmer, sei es zwar hier und da zwar ums Stadtzentrum gegangen. Um konkrete politische Schritte allerdings nicht. Zum Beispiel hätte man den Volkacher Bürgermeister Heiko Bäuerlein (CSU) zuschalten können. Und mit ihm über die Erfahrungen der 9000-Einwohner-Stadt in Unterfranken reden können. Die hatte ihren Marktplatz bereits im Jahr 1982 verkehrsberuhigt. Und den Bereich vor ein paar Jahren nochmal ordentlich erweitert.

Laufen die Dinge um den Grafinger Marktplatz unglücklich, könnten die Entscheidung um die Zentrumszukunft unter Zeitdruck stehen. Arg viel ist bis zur städtischen Verkehrsplanungshoheit über den Marktplatz nicht mehr zu tun. "Nächster entscheidender Schritt ist jetzt der förmliche Wechsel der Straßenklasse - also die Umstufung der EBE 13 zwischen Aldi und Schammacher Kreisel - und der EBE 9 vom Schammacher Kreisel bis zum Seeschneider Kreisel zur St 2089", erklärt Bauamtsleiter Niedermaier. "Dann würden alle äußeren Äste der klassifizierten Straßen dort enden - und die inneren Äste wären dann Gemeindestraßen." Gemeint sind: Bahnhofstraße, Glonner Straße ab dem Aldi-Markt, Marktplatz sowie Münchener Straße bis zum Seeschneider Kreisel.

"Die Ideenfindung wird ihre Zeit dauern"

"Was auch immer wir am Marktplatz konkret machen wollen", wechselt FDP-Stadtrat Claus Eimer in die Vogelperspektive. "Die Ideenfindung wird ihre Zeit dauern, die politischen Debatten und die Ausführung der Planungen sowieso." Langsam laufe die Zeit für den Auftakt davon. Zwar fällt der Mann seit seiner Wahl in den Stadtrat vor eineinhalb Jahren als beständiger Mahner in Sachen Marktplatz-Neuplanung auf. Allein: Die FDP stellt nur diesen einen von 24 Grafinger Stadträten.

Die Ablöse jedenfalls, die Grafing für die Übernahme des Abschnitts in der Rotter Straße vom Landkreis möchte, ist nicht sonderlich hoch. Auf gut 130 000 Euro sogenannter Erhaltungsrückstände kommt das Grafinger Bauamt. Der Betrag soll ausgeglichen werden, weil der Abschnitt offenbar sanierungsbedürftiger ist, als er eigentlich sein sollte.

Anders als die Marktplatzgestaltung dürfte dieser Punkt tatsächlich eher eine Formalie sein. Kaum denkbar jedenfalls, dass im Rathaus jemand das Verhandlungsmandat auf die Tagesordnung stellt - ohne vorher schonmal im Landratsamt vorzufühlen.

Und die Hoheit über die Rotter Straße, die hat nach Ansicht von Ottilie Eberl auch noch einen weiteren Vorteil. "Dann können wir dort endlich die Grünphase von der Fußgängerampel verlängern." Für Leute, die nicht gut zu Fuß seien, sei die nämlich viel zu kurz.

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