Nahversorgung in Grafing:Zukunftsprojekt mit spannender Vergangenheit

Lesezeit: 2 min

Der bisherige Edeka-Markt im Gewerbegebiet soll abgerissen und durch einen gut doppelt so hohen Bau ersetzt werden. (Foto: Christian Endt)

Am Dienstag entscheidet der Grafinger Bauausschuss über eine Bauvoranfrage für einen Supermarkt auf Stelzen und mit zwei Etagen. Das Haidlinger Gewerbegebiet würde sich auf Jahrzehnte verändern.

Von Thorsten Rienth, Grafing

Der Edeka-Markt bei Haidling gehört zu den markanten Gebäuden im dortigen Gewerbegebiet - und den großen Einkaufsmärkten der Stadt. Jetzt wollen die Eigentümer das Areal aus den 1970er Jahren überplanen. Auf den Abriss der alten Halle soll ein Neubau folgen, mehr als doppelt so groß wie das derzeitige Gebäude. Die Pläne sehen einen Stelzenbau vor. Wer mit dem Auto kommt, lässt es unten stehen - und fährt mit der Rolltreppe nach oben.

Bei einer Wandhöhe von zwölf Metern und auf zwei Geschossen peilt der Bauherr eine Lebensmittel-Verkaufsfläche von maximal 2500 Quadratmetern an. Bei der Drogerie-Verkaufsfläche sollen es 800 Quadratmeter sein, bei der Getränke-Verkaufsfläche 600 Quadratmeter. Dazu soll noch ein Backshop mit 120 Quadratmeter kommen sowie hinsichtlich der Größe nicht näher beschriebene Büroflächen. Das ist deutlich größer als der derzeitige Bau. Über den Kniff mit den Stelzen wird allerdings auch der heutige Parkplatz mit überbaut.

Der Bauherr hat das Projekt etwas verkleinert

Noch ist das Vorhaben lediglich als Bauvoranfrage tituliert. Aber der Eigentümer meint es ernst: Schon im Dezember war eine solche Anfrage auf der Tagesordnung im Bauausschuss gestanden. Damals allerdings noch mit drei Vollgeschossen. Die hielt das Gremium aber für eines zu viel. Am Dienstagabend kommt der Plan nun mit einem Stockwerk weniger in die Sitzung.

Gut möglich, dass genau diese Entscheidung wie ein Türöffner für das Gesamtprojekt wirkt. Im Grundsatz nämlich befürwortet eine breite Mehrheit im Bauausschuss das Vorhaben ebenso wie Bürgermeister Christian Bauer (CSU) und Bauamtsleiter Josef Niedermaier. Für die Stadt geht es nicht nur um den Supermarkt, den sie im Sinne einer guten Lebensmittelversorgung im Grafinger Süden gerne weiterhin sehen würde.

Auch ganz generell ist für die Stadt die Attraktivität des Haidlinger Gewerbegebiets ganz wichtig. Stichwort Gewerbesteuer. Und wenn es um die Attraktivität eines Gewerbegebiets geht, dann übernehmen große Vollsortimenter freilich zentrale Rollen. "Wir kämpfen um dieses Vorhaben, und zwar ganz verbissen", formulierte der Bauamtsleiter im Dezember die städtische Prämisse.

Dahingehend darf auch der aktuelle Tektur-Schritt mit den reduzierten Geschossen interpretiert werden: Ursprünglich wollten Eigentümer und Stadt den Markt nach Westen auf die andere Straßenseite verschieben. Doch die Regierung von Oberbayern grätschte dazwischen. Anders als die Stadt bewertete sie den Umzug nicht als Ersatzbau. Sondern als Neuansiedlung. Und die wäre an besagter Stelle verboten.

Allerdings, und darin liegt ein gewisses Risiko, weiß niemand so recht, inwiefern die ablehnende Haltung der Regierung noch andere Gründe hat. Die könnten mit der Geschichte des Markts zu tun haben: Die Großmarkthallen-Baugenehmigung aus dem Jahr 1977 hatte die "Nutzung als Verkaufsgebäude, insbesondere Einzelhandel" für unzulässig erklärt. Trotzdem eröffnete mit dem Markt ein Einzelhandel. Wenn man so will: Die Halle wurde hinter dem Rücken der Regierung über 20 Jahre illegal betrieben. Erst im Jahr 1999 kam die nachträgliche Genehmigung.

Dass manche Dinge früher, nun ja, laxer ausgelegt wurden, ist auch in Grafing nicht unüblich. Erinnert sei an die Stadthalle: Als die in den 1980er Jahren gebaut wurde, hatte der damalige Bauunternehmer wesentliche Abschnitte des Gebäudes abweichend von den Vorgaben errichtet. Erst im Jahr 2009 genehmigte der Grafinger Stadtrat - und wenig später auch das Landratsamt - den inzwischen 23-jährigen Bestand nachträglich. Von den Jahren 1986 bis 2009 entsprach der rechtliche Status der Stadthalle dem eines Schwarzbaus.

Beginn der Sitzung ist um 17 Uhr im Sitzungssaal des Rathauses.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: