Astbruch bei Wind befürchtet:Kritik an geplanten Baumfällungen

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Diese Pappeln in der Wasserburgerstraße in Grafing sollen gefällt werden, das gefällt nicht allen. (Foto: Christian Endt)

In der Grafinger Wasserburger Straße wollen Anwohner zwei Pappeln vor der Kettensäge bewahren. Die Chancen stehen allerdings eher schlecht. Immerhin Ersatz soll es aber geben.

Von Thorsten Rienth, Grafing

Wie alt die beiden Pappeln sind, das weiß Uta Weibach so genau nicht. Sei aber im Detail auch egal. "Angeblich über 100 Jahre - und ich finde, das darf man nicht einfach so zuschneiden." Über 100 Leute aus der Umgebung der Grafinger Wasserburger Straße sehen es genauso. Sie haben sich in Weibachs Unterschriftenliste eingetragen. Das Ziel: Die für die nächsten Wochen geplanten Fällungen der beiden Bäume zu verhindern.

Vieles spricht dafür, dass es, um im Bild zu bleiben, ein vergebliches Aufbäumen wird. Die beiden Pappeln befinden sich nicht nur auf dem Gelände der Wohnungsgenossenschaft Ebersberg eG. Sondern, wie Evelyn Schwaiger die Pressesprecherin des Ebersberger Landratsamts mitteilt, auch im öffentlichen Raum. Da sei einfach sicherzustellen, dass niemand zum Beispiel durch herabfallende Äste gefährdet werde.

Die Untere Naturschutzbehörde sieht Bruchgefahr bei den beiden Bäumen

Genau diese Gefahr wird in der Unteren Naturschutzbehörde aber als ernstzunehmend eingeschätzt. "Die Kollegen haben sich das zusammen mit Fachleuten angeschaut", sagt Schwaiger. Einer der Bäume sei voller Efeu und trage Misteln in der Krone. Dabei handelt es sich um sogenannte Halbschmarotzer, die, kugelig gewachsen, Bäume windanfälliger machen und ihnen über Saugwurzeln Wasser und Nährstoffe entziehen. "Da besteht bei Pappeln mit ihrem langfaserigen Holz Bruchgefahr." Nur die eine, weniger befallene Pappel zu fällen und die zweite stehenlassen, das ist offenbar keine Option. "Die Fachleute sind der Meinung, dass der verbleibende Baum dann nur noch mehr im Wind steht."

Weibach und Mitstreiter wollen das so einfach nicht gelten lassen. Es sei schon richtig: Unterhalb der Pappeln befindet sich ein Sandkasten und eine Schaukel. "Wir meinen, beides könnte man auch ein paar Meter rüberverlegen", sagt Weibach. Außerdem störten sie sich an der Mentalität, die Natur allem Sicherheitsgedanken des Menschen unterzuordnen. "Wenn es so stürmt, dass es für den Baum gefährlich wird, dann sind doch sowieso alle in ihren Häusern. Und dass von einem Baum auch mal ein Ast abbricht, das kann doch niemand überall 100-prozentig ausschließen."

Ausschließen kann wiederum das Landratsamt, dass für die Pappeln kein Ersatz kommt. Nach den Kettensägen stehen Bodenarbeiten an, und zwar, um an Ort und Stelle zwei Rotbuchen zu pflanzen. "Die sind auch deutlich robuster als Pappeln", versichert Pressesprecherin Schwaiger. Dass in absehbarer Zukunft in dem Eck also nochmal die Kettensägen anrücken müssen, das droht also wohl nicht.

Einzig ein umfangreiches Baumgutachten könnte die Pappeln wohl noch retten, fürchtet Weibach. "Dass wir das machen, danach sieht es aber eher nicht aus." Ihr sei mitgeteilt worden, dass die Kosten bei 1000 bis 1500 Euro liegen würden. Bezahlen müsste der Auftraggeber.

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