Glosse:Warnung vor dem Mähboot

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Ein Mähboot rückt den Schlingpflanzen im Weßlinger See (Kreis Starnberg) zuleibe. 160 bis 200 Zentimeter in die Tiefe reicht so ein Mähwerk. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Am Mittwoch wird der Markt Schwabener Badeweiher gemäht. Ja, das geht.

Glosse von Korbinian Eisenberger

Die Entstehung der Phänomene Zorn und Wut in ihren Auswüchsen hat nicht selten Ursprung in den Auswüchsen von Grashalmen. Mit zunehmender Rasenlänge steigt in Bayern traditionell die Wahrscheinlichkeit, dass jemand den betroffenen Rasen stutzt. Zum Beispiel ein motorisierter Nachbar.

Es kann, muss allerdings nicht immer zwingend ein solcher Nachbar sein. Unter den mähenden Menschen befinden sich bisweilen auch solche, die in Aufträgen von Kommunen handeln. Zum Beispiel im Auftrag der Gemeinde Markt Schwaben. Es kann, muss allerdings nicht immer zwingend ein Rasen gemäht werden. Es darf auch mal ein See sein. Zum Beispiel der dort gelegene Badeweiher am Sportpark.

Grund ist, dass in diesem See seit längerem keine Seekuh mehr gesichtet wurde. Das ist mangels maritimer Kriterien wie etwa Salzwasser nicht ungewöhnlich. Es hat aber den Nachteil, dass die Algen im Markt Schwabener Badeweiher deutlich zu selten Seebewohnern als Nahrungsmittel dienen. Und so kommt es wie es kommen muss.

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Am Mittwoch wird der Weiher von einem sogenannten Mähboot heimgesucht. Nicht zu verwechseln mit einem Mäh-Bot, eine automatisierte Chatfunktion im Internet, die sich speziell an Schafe richtet. Es handelt sich zudem keineswegs um ein Mäh-Verbot, was man ja dem Nachbarn so leidenschaftlich per Gemeinde-Dekret aufhalsen möchte. Eine der sehr harmlosen Auswüchse von Zorn oder Wut.

Nun also mäht die Gemeinde Markt Schwaben Seealgen. "Ab 7.30 Uhr kann es den ganzen Tag zu Einschränkungen im Badebetrieb am Weiher kommen. Die Gemeinde bittet daher alle Bürger, den Bereich für die Mäharbeiten freizuhalten", heißt es in einer Warnung vom Dienstag.

Das Timing des Einsatzes könnte schlechter sein. Am Mittwoch soll es fast den ganzen Tag regnen. Man muss also nicht in einen See, um nass zu werden. Die spannende Frage wird vielmehr sein, wie sehr der Sound vom Mähboot dem Rasentrimmer des Nachbarn ähnelt. Wie hoch wird der Wut-Faktor diesmal? Alles eine Frage der Mählodie.

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