Verkehr im Landkreis:Platten auf den letzten Metern

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Bei einer Radtour vor rund fünf Jahren hatten sich die Mitglieder des Kreistags um Landrat Robert Niedergesäß (rechts) den alten Bahndamm vor Ort angeschaut. (Foto: Norbert Neugebauer/oh)

Der ehemalige Bahndamm zwischen Grafing und Glonn wird wohl doch nicht zu einem Radweg umgestaltet. Das Umweltministerium jedenfalls hat sich nun klar positioniert.

Von Andreas Junkmann, Glonn

Zuletzt war der Landkreis Ebersberg eigentlich gut unterwegs, was die Errichtung eines Radwegs auf dem ehemaligen Bahndamm zwischen Grafing und Glonn angeht. Nun aber scheint es so, als habe sich das Projekt auf den letzten Metern endgültig einen Platten eingefahren. Denn wie aus einer fach- und rechtsaufsichtlichen Prüfung des Bayerischen Umweltministeriums hervorgeht, soll eine Freigabe des Schutzgebiets für den Radverkehr nicht länger angestrebt werden. Das Schreiben ist eine Antwort an AfD-Kreisrat Manfred Schmidt, der sich seit jeher gegen den Fahrradverkehr auf dieser Trasse ausgesprochen hatte. Auch aus anderem Fraktionen gab es immer wieder Kritik an dem Vorhaben, den ehemaligen Bahndamm für Radler zu öffnen.

Hintergrund ist, dass sich die 1971 stillgelegte Bahnstrecke von Grafing nach Glonn nach Ansicht vieler Umweltschützer in den vergangenen Jahren zu einem einzigartigen Biotop entwickelt hat. Das etwa zehn Kilometer lange Band vernetze verschiedene Lebensräume miteinander, durch die Reste des Bahnschotters gebe es dort außerdem ein ganz besonderes Mikroklima, das etwa Reptilien, aber auch vielen Insektenarten zugute komme. Die ökologische Bedeutung des Streifen-Biotops ist auch von offizieller Seite anerkannt: Seit fast 30 Jahren steht der alte Bahndamm unter Schutz.

Mehrere Fraktionen sehen den Radverkehr auf dem alten Bahndamm kritisch

Darauf hatten in der nunmehr knapp zehn Jahre andauernden Debatte auch immer wieder die Kreisräte verschiedener Fraktionen verwiesen - neben der AfD sahen das Vorhaben auch Grüne, SPD, ÖDP und Linke kritisch -, als es um die Frage ging, ob die ehemalige Zugtrasse zu einem Fahrradweg werden soll. Eine Mehrheit fanden diese Interventionen jedoch nicht, denn mit den Stimmen von CSU, FDP und Freie Wähler wurde beschlossen, den Bahndamm - soweit möglich - als Fahrradstrecke zu nutzen.

Diesen Plänen scheint das Bayerische Umweltministerium nun aber endgültig einen Riegel vorzuschieben, wie aus dem Antwortschreiben an Schmidt zu lesen ist, das der Redaktion vorliegt. Darin heißt es: "Nach Auskunft des Landratsamts bleibt das Verbot des Fahrradfahrens im geschützten Landschaftsbestandteil uneingeschränkt bestehen. Eine diesbezügliche Befreiung oder Verordnungsänderung wird nicht länger angestrebt." Nach Rechtsauffassung des Ministeriums könnte eine generelle Öffnung des Weges für den Fahrradverkehr nicht durch eine Befreiung von dem Verbot, den Landschaftsbestandteil mit Fahrzeugen aller Art zu befahren, geregelt werden. "Eine Befreiung wäre nur für eine auf einen Einzelfall beschränkte Abweichung von der Schutzverordnung möglich, nicht für eine substanzielle Freigabe des Schutzgebiets für den Radverkehr", so die Behörde.

Diese Beschilderung weist den Bahndamm als geschützt aus. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Auf Basis dieser neuen Information will Manfred Schmidt das Radweg-Projekt in der nächsten Sitzung des Kreis-Umweltausschusses Ende April endgültig begraben lassen. Per Antrag fordert der AfD-Politiker, alle entsprechenden Planungen ersatzlos einzustellen. Zudem solle eine unabhängige externe Fachperson feststellen, ob die bereits durchgeführten Fräs-, Planier- und Verdichtungsarbeiten des Schotterkörpers die dortige Tierwelt beeinträchtigen. "Die beantragten Feststellungen und Korrekturen sind angesichts der nunmehrigen ministeriellen Klarstellung erforderlich, um die bisher teilweise unzutreffende Sicht der Dinge wieder zurecht zu rücken", schreibt Schmidt als Begründung seines Antrags.

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