Jugendfußball im Landkreis:Zwanzig Beine und ein Ball

Lesezeit: 2 min

Wenn nur drei Kinder in einer Mannschaft sind, ist das gerade für die Kleinen oft übersichtlicher. (Foto: privat)

Der SC Baldham Vaterstetten hat seit Jahren Erfahrungen mit dem Funino-Konzept Drei gegen Drei gesammelt. Am Wochenende startet das Pilotprojekt einer Liga für Kinder-Mannschaften mit jeweils fünf Spielern.

Von Alexandra Leuthner, Vaterstetten

Da kullert ein Ball, und alle rennen hinterher. Wer schon mal Kindern beim Fußballspielen zugeschaut hat, der kennt das Bild. Die Trainer am Spielfeldrand versuchen, ihre Schützlinge gestikulierend oder schreiend zu lenken, doch im Eifer des Gefechts dringen sie bei den kleinen Kickern kaum durch. Zwar legen Kinder das Jagen im Rudel nach und nach ab, wenn sie älter werden, doch gerade am Anfang der meisten Fußballkarrieren herrscht auf dem Platz das Recht des Stärkeren - was so manche Laufbahn dann auch ganz schnell wieder beendet. Es ist frustrierend, wenn andere immer schneller am Ball sind.

Beim SC Baldham/Vaterstetten hat man schon vor einigen Jahren beschlossen, einen neuen Weg zu beschreiten. Mini-Fußball, im Fachjargon "Funino" heißt das Zauberwort, das vor allem jenen Kindern den Spaß am Spiel vermitteln soll, die im herkömmlichen System hinten runterfallen. So soll Funino, kombiniert aus dem englischen "fun" und dem spanischen "niño" (Kind) erst mal vor allem eins: Spaß machen.

Gespielt wird dabei im Drei gegen Drei auf insgesamt vier Tore, die jeweils im Zweierpack einander gegenüber auf einem kleinen Spielfeld angeordnet sind. Einen Torhüter gibt es nicht, die beiden Mannschaft sind gefordert, sowohl Verteidigung als auch Angriff in der kleinen Gruppe zu organisieren. Und das nicht nur im Training - wo das System etwa beim FC Barcelona sogar im Erwachsenenbereich gepflegt wird -, sondern auch im Rahmen eines Turnierbetriebs. So fordert das der Bayerische Fußballverband spätestens ab der Saison 2024/2025 für die Juniorenmannschaften in seinen Mitgliedsvereinen.

Valentin Kaiser und Tobias Blichmann haben das Konzept einer Funino-Liga für den SC Baldham Vaterstetten entwickelt. (Foto: privat)

In Vaterstetten hat man damit schon seit einigen Jahren Erfahrungen gesammelt, zunächst für die Saison 2020/2021 und die damalige G-Jugend des Jahrgangs 2016 einen Ligabetrieb mit fünf Vereinen ins Leben gerufen. Die Begeisterung für das neue Konzept ist, wenn man den sportlichen Leitern Jugendfußball im SC, Tobias Blichmann und Valentin Kaiser zuhört, groß. Beweglichkeit, technische Fähigkeiten und Spielverständnis würden durch das System gefördert, berichten sie.

Die beiden Studenten haben das Konzept für einen Funino-Ligabetrieb entwickelt, als Teil eines Leitfadens für die Ausbildung im Jugendfußball. Beide haben schon als Vierzehnjährige angefangen, Kinder zu trainieren - und seien damals "ins kalte Wasser geworfen worden", erzählt Blichmann. "Wir hatten keine Ahnung, was man trainieren kann und was altersgerecht ist." Anderen Trainern etwas mehr Handwerkszeug mitzugeben, sei ein Teil ihrer Motivation.

Mittlerweile sind 22 Vereine mit insgesamt 75 Funino-Mannschaften Teil der vom SC organisierten Liga, darunter der TSV Poing und der FC Parsdorf. Inzwischen seien pro Spieltag zwei Jahrgänge mit 320 Spielern Teil der Turniere an fünf verschiedenen Spielorten. Mehr Festival als Wettbewerb sei das, so Kaiser. Es gebe keine Punkte, keine Tabelle, keinen ständigen Vergleich. "Man kommt zusammen, hat drei, vier Stunden Spaß", kein Kind müsse ewig zuschauen und auf seine Einwechslung warten. "Und am Ende des Turniers hat jedes Kind ein Tor geschossen", schwärmt Blichmann.

"Aus den Funino-Jahrgängen kommen die Kinder mit mehr Selbstvertrauen"

Natürlich gebe es auch Widerstände gegen das Konzept, vor allem bei Eltern, haben die beiden Jugendtrainer beobachtet, und natürlich wollten auch die Kinder irgendwann einmal Fußballspielen wie die Großen. Gerade für die Jüngeren aber sei das bisher gepflegte Sieben gegen Sieben im Jugendbereich sehr komplex, für viele gar nicht zu verstehen. Funino ziele darauf, auch die weniger talentierten oder körperlich nicht ganz so fitten Kinder mitzunehmen. "Aus den Funino-Jahrgängen kommen die Kinder mit einem stärkeren Selbstvertrauen. Wenn ich weiß, ich hab schon was erreicht, ich hab schon Tore geschossen, dann ist das gut."

An diesem Wochenende startet der SC Baldham Vaterstetten nun ein weiteres Pilotprojekt mit "Fußball 5": 27 Vereine schicken ihre jüngeren F-Junioren - die zweitjüngsten Fußballer sind zwischen sieben und neun Jahre alt - nach Vaterstetten. Gespielt wird im Funino-Prinzip mit vier Toren, aber im Fünf gegen Fünf. Beginn ist um 9 Uhr im Sportpark Vaterstetten.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusFachtagung in Ebersberg
:Unsichtbare Wunden

Immer mehr Kinder und Jugendliche leiden unter psychischen Erkrankungen - doch Hilfe ist nicht so einfach zu bekommen. Wie sich dieser Zustand verbessern ließe, und welche Rolle die Erziehung spielt, darüber haben sich nun Experten ausgetauscht.

Von Andreas Junkmann

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: