Welt-Aids-Tag:Solidarität statt Diskriminierung

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Zum Welt-Aids-Tag organisieren Maria Streit, Ingrid Middendorf, Janine Bisail-Roth, Barbara Kraus, Petra Ruch und Jonas Hildwein (von links) eine Infoveranstaltung für Jugendliche im Ebersberger Juz. (Foto: Christian Endt)

Zum Welt-Aids-Tag am 1. Dezember organisiert das Gesundheitsamt Ebersberg eine Aufklärungsveranstaltung für Schüler aus dem Landkreis. Fokus liegt an diesem Tag auf der Bekämpfung der Diskriminierung von Betroffenen.

Von Greta Wach, Ebersberg

Unter dem Motto "Solidarität statt Diskriminierung" steht an diesem 1. Dezember der Welt-Aids-Tag, der mittlerweile zum 35. Mal stattfindet. Noch immer werden Betroffene in Deutschland und weltweit in ihrem Alltag - egal, ob im Job, in der Familie, im Freundeskreis oder im Gesundheitswesen - diskriminiert und stigmatisiert. Es ist ein Tag, der auf die Situation von Aids-Kranken und HIV-Infizierten aufmerksam machen soll und zu einem Miteinander ohne Vorurteile aufruft.

Rote Schleifen werden getragen und verteilt. In den Innenstädten gibt es Infostände. Die Medien berichten über betroffene Personen. Es werden Podiumsdiskussionen und Spendengalas abgehalten. Auch das Ebersberger Gesundheitsamt beteiligt sich in diesem Jahr wieder an dem Aktionstag und bietet für Schüler der 8. bis 10. Jahrgangsstufe aus dem Landkreis eine Infoveranstaltung mit verschiedenen Mitmachstationen.

Wichtig ist, wie man sich anstecken kann - und auch, wo kein Risiko besteht

"Die Diskriminierung von Infizierten ist seit Jahren Kern des Aktionstages", erklärt Ingrid Middendorf von der Schwangerenberatungsstelle. Medizinisch habe sich bereits einiges getan. Dank moderner Medikamente, die das Virus im Körper der Patienten unterdrücken, können HIV-positive Menschen ein fast normales Leben führen. Oft reicht eine Tablette am Tag und HIV ist beim Sex und bei der Geburt - von Mutter auf Kind - nicht mehr übertragbar. Aus Angst vor Diskriminierung und Stigmatisierung aber ließen sich einige Betroffene nicht testen oder gar ärztlich behandeln, erklärt Middendorf weiter. Aufklärung, Schutz und Solidarität seien damit die wirksamsten Instrumente im Kampf gegen das Virus.

Ingrid Middendorf klärt Jugendliche über Ansteckungswege, wo und wie HIV-Tests gemacht werden und über Möglichkeiten, sich zu schützen, auf. (Foto: Christian Endt)

Mitarbeiter von Schwangerenberatung, Suchtprävention und eine Ärztin des Gesundheitsamtes nehmen sich daher Zeit, um die Jugendlichen über Ansteckungswege, den Ablauf eines HIV-Tests, Schutzmaßnahmen und die Auswirkung von Alkohol auf das eigene Schutzverhalten spielerisch zu informieren. In Kleingruppen durchlaufen Schüler der Mittelschulen Markt Schwaben, Glonn, Vaterstetten und Ebersberg die Stationen, sammeln Punkte und können am Ende sogar kleine Preise gewinnen.

Die Jugendlichen, die schon am Donnerstag an dem zweitägigen Projekt teilgenommen haben, seien engagiert und bereits gut informiert gewesen. In den Schulen sei das häufig anders, berichtet Maria Streit - ebenfalls von der Schwangerenberatung, die auch regelmäßig sexualpädagogische Veranstaltungen in Bildungseinrichtungen abhält. Gerade in der heutigen Zeit, wo sich Jugendliche vor allem im Internet informierten, kursierten viel Halbwissen und falsche Fakten. Middendorf empfiehlt daher die Internetseite liebesleben.de - eine Initiative zur Förderung sexueller Gesundheit der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung - um sich rund um das Thema Sexualität und sexuell übertragbaren Krankheiten zu informieren.

Durch Corona hätten viele Jugendliche falsche Vorstellungen davon, wie ansteckend HIV ist

Weltweit leben etwa 39 Millionen Menschen mit HIV, darunter sind circa 1,7 Millionen Kinder. Nur rund 75 Prozent der HIV-positiven Menschen erhalten die medizinische Hilfe, die sie benötigen. Allein in Deutschland gibt es über 90 000 Infizierte. Die Neuinfektionsrate in Deutschland lag im Jahr 2021 bei knapp 1800.

Auch die Corona-Pandemie hatte Einfluss auf Maßnahmen gegen HIV. Kontaktbeschränkungen haben HIV-Tests behindert und führten in vielen Ländern zu einem Rückgang an Diagnosen. Zum Teil war sogar die medikamentöse Versorgung eingeschränkt. Unter den Jugendlichen machten sich auch falsche Vorstellungen von Ansteckungswegen breit. "Letztes Jahr ist uns das ganz markant aufgefallen", berichtet Middendorf. Die Schüler hätten von Corona-Infektionswegen auf das HI-Virus geschlossen. Entgegen den Erwartungen vieler stellen Händeschütteln und Anhusten allerdings kein Risiko einer HIV-Infektion dar.

Neben den Präventionsangeboten für Jugendliche gibt es auch die Aids-Beratung des Gesundheitsamtes. Um Infektionsketten zu durchbrechen, empfiehlt Middendorf, sich bei häufig wechselnden Sexualpartnern und bei Beginn einer neuen Beziehung auf HIV testen zu lassen. Möglich ist das mittels Schnelltests, die es in Apotheken und Beratungsstellen gibt, außerdem beim Hausarzt und - kostenlos und völlig anonym - beim Gesundheitsamt Ebersberg.

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