Tourismus im Landkreis:Schön hier

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Im Landkreis lässt es sich gut wandern, etwa hier, entlang der Ebersberger Heldenallee. Dennoch soll das touristische Angebot weiter ausgebaut werden. (Foto: Christian Endt)

Besonders bei Tagestouristen ist Ebersberg bereits jetzt ein beliebtes Ausflugsziel. Damit künftig noch mehr Leute ihren Urlaub in der Region verbringen, will der Landkreis in den kommenden Jahren kräftig in sein Freizeitangebot investieren.

Von Andreas Junkmann, Ebersberg

Wer einen Urlaub in Bayern plant, dem kommt wohl nicht als Erstes der Landkreis Ebersberg als Ziel in den Sinn. "Wir haben hier keine weltberühmten Schlösser oder Burgen", musste auch Landrat Robert Niedergesäß (CSU) in der jüngsten Sitzung des Kreis-Umweltausschusses einräumen. Dennoch sei Ebersberg immer eine Reise wert: "Wir haben dafür viele Besonderheiten und Schätze, die es sich lohnt zu zeigen." Damit diese künftig noch mehr ins Schaufenster gerückt werden, will der Landkreis in den kommenden Jahren kräftig in seine Freizeitangebote investieren - was nicht nur Ebersberg als Tourismusdestination stärken soll, sondern auch den Landkreisbürgern zugutekommen wird.

Die Idee eines ganzheitlichen Freizeit- und Tourismuskonzepts gibt es schon länger. Bereits 2018 hat der Landkreis ein Consultingbüro damit beauftragt, mittels einer Bürgerbeteiligung die Grundlagen für ein solches Projekt zu ermitteln. Dieses liegt nun als 64 Seiten starkes Werk vor, das als Leitfaden dafür dienen soll, wie sich die Freizeitangebote in der Region in den kommenden Jahren entwickeln könnten. "Unsere Zielgruppen dabei sind Familien, Senioren, Geschäftsreisende, aber auch temporäre Arbeitskräfte", wie Patrick Ansbacher von Baum Consult erklärte. Grundsätzlich gehe es darum, dass sich der Landkreis noch mehr auf seine Stärken konzentrieren solle und dazu die bereits vorhandenen Angebote kontinuierlich ausgebaut werden.

14 ausgeschilderte Fahrrad-Rundwege führen durch den Landkreis Ebersberg

Was zunächst noch recht abstrakt klingt, haben die Planer in elf konkrete Maßnahmen zusammengefasst, mit denen der Tourismus in der Region angekurbelt werden kann. Bereits recht gut sei der Landkreis in Sachen Radverkehr aufgestellt, so Ansbacher, aber auch hier gebe es noch Verbesserungspotenzial. Derzeit würden 14 ausgeschilderte Rundwege sowie die beiden Fernradwege Panoramaweg Isar-Inn und der Sempt-Mangfall-Radweg durch Ebersberg verlaufen, "das Angebot an attraktiven Radwegen ist damit groß", sagte Ansbacher. Nun gehe es vor allem darum, dieses Angebot noch besser zu präsentieren, um mehr Leute auch über den ÖPNV zum Radfahren im Landkreis zu motivieren. Als Beispiele nannte Ansbacher die Überarbeitung des Freizeitführers oder die verstärkte Nutzung von digitalen Medien.

Neue Ideen gibt es auch für das Netz an Wanderwegen in der Region, das das Consultingbüro sogar noch höher priorisiert als die Radwege. Hier soll künftig verstärkt auf thematische Routen gesetzt werden, also etwa Wanderungen, die gezielt an kulturgeschichtlichen Sehenswürdigkeiten vorbeiführen. Aber auch bei Strecken für Menschen, die auf die eine oder andere Weise in ihrer Mobilität eingeschränkt sind, habe man noch Nachholbedarf. Damit der Landkreis aber nicht im wahrsten Sinne des Wortes überrannt wird, sollen die Routen so angelegt werden, dass Ruhezonen erhalten oder sogar neu geschaffen werden.

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Von Andreas Junkmann

Obwohl künftig mehr Leute in die Region gelockt werden sollen, könnte es auch auf den Straßen ruhiger werden. Denn ein weiteres längerfristiges Ziel der Planer ist die Stärkung des ÖPNV. Um mehr Reisenden die Nutzung von S-Bahn und Bus schmackhaft zu machen, schlägt das Konzept etwa vergünstigte Eintritte bei den Freizeitangeboten vor. Aber auch das kulturelle Angebot, etwa das Museum Wald und Umwelt in Ebersberg oder das Maskeum der Kirchseeoner Perchten, könnten profitieren. Um diese, aber auch alle andere Veranstaltungen im Landkreis besser bewerben zu können, ist ein gemeindeübergreifender Kalender im Gespräch.

Unter den weiteren Vorschlägen im neuen Konzept finden sich auch solche, die eher eine spezielle Zielgruppe ansprechen: etwa mehr Möglichkeiten für Urlaub auf dem Bauernhof oder erlebnisorientierte Angebote für Seniorinnen und Senioren. Die restlichen Punkte, die Patrick Ansbacher in seinem Reisegepäck hatte, waren dagegen eher abstrakterer Natur, wenngleich nicht weniger wichtig für Ebersberg als Tourismusdestination. So zum Beispiel die Überarbeitung der Tourismus-Homepage als "Informationsknoten" oder die Schaffung eines überregionalen Informations- und Kommunikations-Netzwerkes.

Der Landkreis hat sich also viel vorgenommen, um seine Attraktivität weiter zu steigern. Man werde deshalb auch nicht alle Themen gleichzeitig umsetzen können, sondern müsse Prioritäten setzen. Neben der Weiterentwicklung des Wanderwegenetzes sollen diese zunächst auf die Bereiche Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit gelegt werden. Wie wichtig dieses Konzept ist, unterstrich derweil Landrat Niedergesäß. Der Landkreis sei vor allem bei Tagesausflüglern bereits sehr beliebt, dennoch gebe es noch einiges zu verbessern. "Der Tourismus ist für uns ein wichtiger Wirtschaftsfaktor", sagte der Landrat, zumal man in der Region auch stark von den Großveranstaltungen in München profitiere, etwa bei Messen oder dem Oktoberfest. Dennoch gelte es, nichts zu überstürzen, sondern um eine "sanfte, behutsame und nachhaltige Entwicklung des Tourismus", so Niedergesäß.

"Ja zu sanfter Tourismusausprägung, aber nicht zulasten der Natur", stellte schließlich Manfred Schmidt (AfD) im Ausschuss klar, der den Vaterstettener Kletterwald als Negativbeispiel anführte, für dessen Bau "schmerzliche Eingriffe in den dortigen Bannwald" notwendig gewesen seien. Das wiederum wollte Landrat Niedergesäß so nicht stehen lassen, wohl auch, weil er als damaliger Bürgermeister der Großgemeinde durchaus mitverantwortlich für die Ansiedlung des Kletterwaldes war. Dieser sei in enger Abstimmung mit Naturschutzexperten errichtet worden und heute eine große Bereicherung des Freizeitangebots im Landkreis, so Niedergesäß.

Um dieses Angebot weiter zu verbessern, sollen noch in diesem Jahr die ersten Maßnahmen aus dem Tourismuskonzept umgesetzt werden. Klappt alles wie geplant, muss Ebersberg bald endgültig nicht mehr neidisch auf die Schlösser und Burgen der Nachbarn schielen.

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