Kunst im Landkreis Ebersberg:Der unsichtbare Schatz

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Irmgard und Stefan Mayer (vorne) schenken der Stadt Ebersberg zwei Bilder von Elsa Plach. Darüber freuen sich Bürgermeister Ulrich Proske (links), Stadtarchivarin Doris Wille und der Heimatforscher Erich Schechner. (Foto: Christian Endt)

Ebersberg besitzt rund 750 Bilder, nun kommen zwei weitere dazu: Irmgard und Stefan Mayer schenken der Stadt zwei Werke von Elsa Plach. Ob diese der Öffentlichkeit präsentiert werden können, ist jedoch offen.

Von Wieland Bögel, Ebersberg

Etwas mehr als 26 Jahre ist es nun her, da startete die Stadt Ebersberg einen Spendenaufruf: Eine Privatperson hatte ein Bild der lange hier ansässigen Malerin Elsa Plach zum Kauf angeboten, doch die Stadtkasse war leer. Letzteres ist heute auch der Fall, dennoch konnte Ebersberg jetzt sogar gleich zwei Bilder von Elsa Plach in ihren Besitz überführen. Zu verdanken ist das Irmgard und Stefan Mayer, das Ehepaar aus Ebersberg hat Bürgermeister Ulrich Proske (parteilos) nun die beiden Landschaftsansichten übergeben.

Kurzbiografie
:Elsa Plach

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Von Wieland Bögel

Die zwei Bilder - und noch ein drittes - seien schon seit langer Zeit in Familienbesitz, berichtete Stefan Mayer. Dessen Mutter hat Elsa Plach gut gekannt, die Künstlerin lebte von 1914 bis ein Jahr vor ihrem Tod im März 1953 in der damaligen Marktgemeinde Ebersberg. Plach war durch die wirtschaftlichen Verwerfungen infolge des Ersten Weltkrieges verarmt und hielt sich mit ihrer Malerei über Wasser. Auch an Mayers Mutter verkaufte sie drei ihrer Bilder, diese gab jedem ihrer Kinder eines davon.

Die beiden nun verschenkten Gemälde zeigen Landschaftsansichten, die vielleicht rund um Ebersberg entstanden sind. Die Künstlerin hat zwar keine Bildbeschreibung hinterlassen, allerdings sind die Werke datiert. Das eine zeigt eine sommerlich anmutende Wiese mit bunten Blumen und grün belaubten Bäumen und trägt die Jahreszahl 1914 - was eher gegen eine Ebersberger Örtlichkeit spricht. Schließlich ist Plach erst am 26. Oktober des Jahres 1914 von Lana in Südtirol nach Ebersberg übersiedelt. Das zweite Bild zeigt einen Weiler mit vier Häusern unter Bäumen, die Jahreszahl ist nicht so gut lesbar, scheint aber entweder 1918 oder 1919 zu lauten. Das Örtchen ähnelt jenen im Osten Ebersbergs - allerdings sind keine eindeutig identifizierbaren Gebäude wie Kirchtürme oder markante Landschaftsbestandteile zu erkennen.

Diese sommerliche Blumenwiese malte Elsa Plach ausweislich der Aufschrift im Jahr 1914... (Foto: Christian Endt)
... das Bild einer nicht näher zu bestimmenden Ortschaft entstand wohl 1918 oder 1919. (Foto: Christian Endt)

Nach dem Tod seiner Schwester erbte Stefan Mayer deren Elsa-Plach-Gemälde, das dritte gehört mittlerweile seinem Neffen. Seine beiden Bilder wolle er der Stadt Ebersberg schenken, so der Spender, da es im Archiv bereits eine ansehnliche Sammlung von Werken der Malerin gebe. Es wäre doch schön, wenn diese einmal im Rahmen einer Ausstellung der Öffentlichkeit zugänglich gemacht würden, merkte Mayer an.

Bürgermeister Proske zeigte sich sichtlich angetan von der Idee, nach Jahren wieder Kunst im Rathaus auszustellen. Bis zur Corona-Pandemie gab es dort regelmäßig etwas zu sehen - seitdem nicht mehr. Aber kommendes Jahr könnte es wieder so weit sein, zeigte sich Proske optimistisch: 2025 könnte es eine Elsa-Plach-Ausstellung geben. Sehr viel weniger optimistisch - nicht nur in Bezug auf die Präsentation der Werke Elsa Plachs - äußerte sich indes Stadtarchivarin Doris Wille. Ihre knappe Antwort auf die Frage, wann die Stadt wieder Kunst ausstellt: "Nageln Sie mich nicht auf einen Zeitpunkt fest."

Ein Grund dafür ist der fehlende Platz. Eine Plach-Ausstellung müsste, sollte sie annähernd repräsentativ sein für das Werk der Künstlerin, eine gewisse Größe aufweisen. Proske brachte zwar einige Ideen ins Spiel, wie sich dies umsetzen lassen könnte. So könnte die Stadt den Alten Speicher mieten, wenn dort in den Sommerferien keine Veranstaltungen stattfinden. Oder sich mit dem Kunstverein zusammentun und dessen Galerie Alte Brennerei nutzen. Auch im Rathaus könnten wieder Ausstellungen stattfinden - die allerdings nicht mehr als 20 Bildern Platz bieten würden, man müsste also rotieren.

In früheren Jahren gab es im Ebersberger Rathaus oft Kunst zu sehen, historische wie zeitgenössische. Hier ein Bild der bislang letzten Ausstellung im Sommer 2020 mit Werken von Brigitte Güntner. (Foto: Christian Endt)

Seitens der Archivarin stellt sich keiner der Vorschläge als besonders einfach dar - dazu sei im Archiv selbst einfach viel zu viel zu tun, so Wille. Sie hatte das Amt im Jahr 2021 von der langjährigen Stadtarchivarin Antje Berberich übernommen. Bei Dienstantritt nannte sie es als ihre Aufgabe, die Bestände des Archivs zu digitalisieren. Bereits damals erteilte sie der Fortsetzung von Öffentlichkeitsarbeit, wie sie Berberich mit Ausstellungen im Rathaus oder mit interessanten Artefakten der Stadtgeschichte in öffentlich zugänglichen Vitrinen gestaltet hatte, eine Absage. Dies müsse hintanstehen, "das Archiv hat Priorität", ließ sie sich damals zitieren. Eine Aussage, die Wille nun bei der Übergabe der neuesten Zuwächse des Archivs und auf den Wunsch des Bürgermeisters nach deren Präsentation wiederholte: Sie könne entweder digitalisieren oder Ausstellungen machen.

Dabei gäbe es im Archiv einiges, das für die Öffentlichkeit durchaus von Interesse sein könnte: Aktuell sind dort rund 750 Bilder gelagert, viele von in Ebersberg bekannten Künstlern. So besitzt die Stadt nicht nur den gesamten Nachlass des Kunstschmiedes und Malers Manfred Bergmeister, sondern unter anderem auch zahlreiche Werke von Erich Zmarsly, Otto Dressler und Hans-Heinrich Müller-Werther.

Dass diese Bilder ungesehen im Fundus lagern, scheint dem Bürgermeister nicht ganz zu behagen: "Der Öffentlichkeit gehört das schon mal gezeigt", so Proske - vielleicht könnte Elsa Plach ja den Anfang machen. Auf die Hilfe von Stefan Mayer könnte die Stadt da zumindest zählen: Er habe bereits mit seinem Neffen geredet, der das dritte Plach-Bild besitzt. Dieser wäre bereit, sein Exponat als Leihgabe zur Verfügung zu stellen, sollte es eine Ausstellung geben.

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