Kriminalität im Landkreis Ebersberg:Weitgehend gesetzestreu

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Weniger Verbrecher verhaften musste die Polizei im Landkreis Ebersberg im vergangenen Jahr - eine Gemeinde macht den Gesetzeshütern allerdings mehr Arbeit als die anderen. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Die Zahl der Straftaten im Landkreis Ebersberg ist im Jahresvergleich zurückgegangen, allerdings gibt es Ausnahmen bei einzelnen Delikten - und eine Kommune hat sich zum Kriminalitätsschwerpunkt entwickelt.

Von Wieland Bögel, Ebersberg/Poing

Gäbe es eine Vorabendserie namens "Ebersberg Cops", sie wäre allenfalls mittelmäßig spannend. Zumindest wenn sie auf realen Gegebenheiten beruht, der Landkreis ist nämlich ausweislich der jüngsten Kriminalstatistik weitgehend gesetzestreu. Pro 100 000 Einwohner wurden zwischen Anzing und Aßling im vergangenen Jahr 3215 Straftaten registriert, bayernweit sind es 4361 gewesen. Und auch im Jahresvergleich gibt es gute Nachrichten: Die Zahl der Straftaten ist gesunken, die Aufklärungsquote dagegen gestiegen.

Dies gilt allerdings nicht für die Dienstbereiche beider Polizeiinspektionen des Landkreises. Zwar sank die Zahl der Straftaten insgesamt leicht von 4696 im Jahr 2022 auf 4642 im Folgejahr, dies liegt aber nur am Rückgang im Landkreissüden. Die PI Ebersberg verzeichnete 1772 Fälle, 76 weniger als im Vorjahr, während es in Poing mit 2870 gemeldeten Straftaten 22 mehr waren als noch 2022.

Die Aufklärungsquote steigt bei beiden Polizeiinspektionen im Landkreis

Gestiegen - und zwar sowohl im Norden wie im Süden - ist die Aufklärungsquote. So konnte die PI Poing 57,4 Prozent aller Vergehen einem Täter zuordnen, das sind drei Punkte mehr als im Vorjahr. Bei der PI Ebersberg verbesserte sich die Aufklärungsquote von 66,9 auf 70,9 Prozent. Insgesamt errechnet sich für den Landkreis im Jahr 2023 eine Aufklärungsquote von 62,5 Prozent, das ist um 3,2 Punkte besser als 2022.

Das häufigste Einzeldelikt im Landkreis ist Diebstahl, hier wurde 2023 in insgesamt 1272 Fällen ermittelt. Dieses Delikt ist auch das mit dem stärksten Anstieg in den vergangenen Jahren: 2022 waren es noch 1109 Fälle, 2019 wurden 1028 Diebstähle verzeichnet. Im langjährigen Vergleich ist die Zahl der Fälle indes deutlich geringer geworden, 2014 verzeichnete die Polizei für den Landkreis Ebersberg noch 1487 Diebstähle.

Der zweitgrößte Einzelposten der im Landkreis begangenen Straftaten umfasst weitere Vermögensdelikte, wie beispielsweise Fälschungen oder Betrügereien. Hier zählte die Polizei im Jahr 2023 insgesamt 881 Fälle, ein Rückgang um 228 im Vergleich zum Vorjahr, wobei das Jahr 2022 auch jenes mit den meisten Vermögensdelikten seit 2014 war. Im Zehn-Jahres-Vergleich stiegen diese um 58 Fälle.

Eine Zunahme gibt es bei den sogenannten Rohheitsdelikten

Seit 2014 ebenfalls gestiegen, und das deutlich, sind die sogenannten Rohheitsdelikte. Darin zusammengefasst sind vor allem alle Arten von Körperverletzung, aber auch Raub und Freiheitsberaubung sowie Stalking. Insgesamt 815 derartige Fälle wurden im Landkreis 2023 verzeichnet. Das sind zwar nur neun mehr als ein Jahr zuvor, aber 144 mehr als im letzten Vor-Corona-Jahr 2019 und sogar 202 mehr als 2014.

Zu diesem Anstieg beigetragen hat nach Angaben der Polizei eine einzige Gruppe gewaltbereiter Jugendlicher aus dem Bereich Markt Schwaben, dies wird in dem Jahresbericht explizit erwähnt: "Die Gruppe fiel zunächst durch Diebstahls-, Sachbeschädigungs-, Körperverletzungs- und Betäubungsmitteldelikte auf. Jedoch steigerte sich die Deliktsqualität zuletzt zu gefährlicher Körperverletzung, schwerem Raub, Erpressung, Einbruch und schwerem Landfriedensbruch."

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Sie sollen hinter einem brutalen Angriff auf andere junge Leute am Markt Schwabener Bahnhof stecken und eine Vielzahl weiterer Straftaten begangen haben.

Nachdem es im Oktober zu einer schweren Körperverletzung durch Mitglieder dieser Gruppe gekommen war - vier Passanten wurden angegriffen und teilweise schwer verletzt - konnten durch eine gemeinsame Ermittlungsgruppe der Poinger Polizei und der Kripo Erding vier Personen festgenommen werden. "Die PI Poing ergriff darüber hinaus intensive, konzeptionelle Maßnahmen zur Bekämpfung der Jugend- und Einbruchskriminalität in Markt Schwaben."

Allerdings kam es im Januar zu einer weiteren Gewalttat in Verbindung mit kriminellen Jugendgruppen: Ein 16-jähriger Münchner wurde am Markt Schwabener Bahnhof von anderen Jugendlichen verprügelt. Auch das Opfer ist wegen diverser Gewaltdelikte bei der Polizei kein Unbekannter.

Ebenfalls unter den Begriff Rohheitsdelikte fallen Mord und Totschlag - von diesen gibt es im Landkreis Ebersberg indes sehr wenige. Für 2023 listet die Statistik ein vollendetes und zwei versuchte Tötungsdelikte auf, im Jahr davor war es ein Mord oder Totschlag sowie ein Versuch.

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Die Zahl der zu verhandelnden Straftaten in der Ebersberger Justizbehörde ist im vergangenen Jahr gestiegen. Rückschlüsse auf die allgemeine Entwicklung der Kriminalität im Landkreis lässt das jedoch nicht zu - mit einer Ausnahme.

Von Andreas Junkmann

Rückläufig sind Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung, darunter fallen unter anderem Vergewaltigung, sexuelle Belästigung und Zuhälterei, genau wie Besitz und Verbreitung von Kinderpornografie, Exhibitionismus oder auch illegale Prostitution. 125 Fälle aus diesem Spektrum waren 2023 aktenkundig, 36 weniger als 2022. Im Vergleich zu 2014 gibt es zwar einen erheblichen Anstieg - damals waren es 39 Fälle - allerdings ist das Sexualstrafrecht mittlerweile deutlich verschärft worden, insbesondere im Bereich Kinderpornografie.

Einen eher moderaten Anstieg gibt es im Bereich der "strafrechtlichen Nebengesetze" - dies sind unter anderem Drogendelikte. Hier stiegen die Fallzahlen von 481 im Jahr 2022 auf 497 im Jahr darauf, 2014 waren es noch 405 Fälle. Die Summe aller anderen Straftaten, diese werden nicht einzeln aufgeschlüsselt, ist sowohl im Jahres- wie im Zehn-Jahres-Vergleich rückläufig: 1052 Fälle waren es 2023, im Jahr davor 1177 und 1149 im Jahr 2014.

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