Verkehr in Ebersberg:Weg ist weg

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Seit mindestens zwei Jahrhunderten steht die Antoniuskapelle am Kapellenweg - aber nicht mehr lange. (Foto: Christian Endt)

Die Antoniuskapelle im Osten der Kreisstadt zieht um - zumindest auf dem Straßenplan. Historisch ist das für manche ein Verlust.

Von Wieland Bögel, Ebersberg

"Der historische Verein wird uns sicher nicht loben", musste auch Bürgermeister Ulrich Proske (parteilos) zugeben. Hintergrund ist die Umbenennung eines eher kurzen Straßenstücks - allerdings eines, dessen Name eng mit der Stadtgeschichte verknüpft ist: der Kapellenweg, der so heißt, weil sich dort die historische Antoniuskapelle befindet.

Und das bereits so lange Zeit, dass gar nicht mehr bekannt ist, wie lange eigentlich schon. Seit 1861 hat sie ihr heutiges Aussehen, wann der Vorgängerbau errichtet wurde, ist unbekannt. Das erste Mal wird die Kapelle in einem Katasterblatt aus dem Jahr 1812 erwähnt - da stand das kleine Gotteshaus aber sicher schon einige Jahre, wenn nicht Jahrzehnte. Vermutlich ebenso lange dürfte der Weg, an dem die Kapelle steht, als Kapellenweg bezeichnet worden sein - doch damit ist jetzt Schluss: Künftig befindet sich die Antoniuskapelle am Haselbacher Weg.

Die Häuser am Kapellenweg haben schon jetzt als Anschrift den Haselbacher Weg

Strenggenommen tut sie das schon länger, zumindest entlang ihrer Ostseite. Dass nun auch der Weg Richtung Innenstadt umbenannt wird, hat mit der neuen Nachbarschaft zu tun. Denn die Neubauten liegen zwar am Kapellenweg, haben offiziell aber als Adresse den Haselbacher Weg - und können auch nur über diesen erreicht werden. Denn der westliche und der östliche Teil des Kapellenweges sind nur durch einen schmalen Fußweg verbunden, der zudem auch noch durch einen Poller abgesperrt ist.

Dies, so erläuterte Bauamtsleiter Christian Stöhr in der jüngsten Sitzung des Technischen Ausschusses des Stadtrates, führe oftmals zu Verwirrung bei Verkehrsteilnehmern. Besonders bei solchen, die sich per Navigationssystem zurechtfinden - oder dies versuchen. Denn da für die Fahrt zu den Anwesen im Haselbacher Weg eine Durchfahrt des Kapellenwegs in den Datensätzen hinterlegt ist, versucht die Maschine eben eine Route vom Kapellen- zum Haselbacher Weg zu finden - aber den gibt es nur für Fußgänger.

Bei einem Notfall könnte der Rettungswagen zu viel Zeit durch den Umweg verlieren

In der Folge stünden nicht selten Autos vor dem Poller im westlichen Kapellenweg, müssten dort umdrehen, den Kapellenweg zurückfahren bis zur Abt-Häfele-Straße, von da weiter in den Haselbacher Weg, von dort abbiegen auf den Kapellenweg Ost, um dann bei einem Haus mit Adresse Haselbacher Weg anzukommen. Was für den alltäglichen Verkehr etwas lästig bis vielleicht sogar ein bisschen lustig klingen mag, könne bei einem Notfall schlimme Folgen haben: wenn nämlich der Rettungswagen erst zum Poller am Kapellenweg West fahre, dann wieder zurück und so weiter. Darauf sei die Stadt auch vom Vermessungsamt hingewiesen worden, mit der Bitte, Abhilfe zu schaffen.

Die einzige Möglichkeit dazu ist nach Meinung der Verwaltung, die Zufahrtsstraße zu den Haselbacher-Weg-Grundstücken nun auch offiziell in Haselbacher Weg zu ändern. Was Gerd Otter (Pro Ebersberg) mit Bedauern zur Kenntnis nahm: "Ich finde das sehr schade, weil der historische Bezug zur Antoniuskapelle verloren geht." Er regte an, vielleicht den Straßennamen "Antioniweg" für das jetzt noch westliche Teilstück des Kapellenweges zu vergeben.

Was zu der oben zitierten Prognose des Bürgermeisters führte, der weiter erklärte, auch in der Verwaltung habe man über einen dritten Straßennamen nachgedacht, "aber das wäre immer eine Art Torso" der zudem wieder nicht mit der Adresse der Häuser übereinstimme. Alexander Gressierer (CSU) schlug vor, den Poller einfach auf die Ostseite des derzeitigen östlichen Kapellenweges zu versetzen. Auch dies sei nicht möglich, so Bauamtsleiter Stöhr, zum einen hätten die Anwohner einer solchen Lösung entschieden widersprochen, zum anderen sei auch die Verbindung zwischen Kapellenweg West und Kapellenweg Ost zu schmal für den Autoverkehr, zumal auch der Rettungswagen durchpassen soll.

Ohne Gegenstimmen wurde schließlich die Umbenennung des Kapellenweges beschlossen - und die Antoniuskapelle zieht nach mehr als 200 Jahren um, ohne sich vom Fleck zu bewegen.

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