Brennerzulauf:Worum es geht

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Zum ersten Mal haben sich Bahnvertreter und Anwohner über die geplanten Neubaustrecken im Landkreissüden ausgetauscht. Das Ergebnis ist ein durchaus ausbaufähiger Dialog.

Von Wieland Bögel

Großprojekte haben die Tendenz großen Ärger zu verursachen. Die geplante neue Bahnstrecke durch den südlichen Landkreis bildet da keine Ausnahme. Seit auch nur ansatzweise klar ist, dass Richtung Brenner-Basistunnel neue Gleise verlegt werden sollen, gibt es Protest dagegen. Dieser wird sich auch in den kommenden Jahren sicher nicht legen, allerdings kann man nach der Infoveranstaltung am Montag begründet hoffen, dass die Sache sachlich bleibt.

Bahnvertreter und viele Kritiker der geplanten Trasse tauschten - wenn auch nur online - Fragen und Argumente aus. Zu erwarten, dass nun der gesamte Landkreissüden zu glühenden Befürwortern der Neubaustrecke wird, wäre natürlich Unsinn - dennoch hat die Bahn bei der Veranstaltung einige Punkte gemacht. Dies zeigte sich in den Beiträgen im Chat zur Veranstaltung, diese waren - vielleicht abgesehen von der anfänglichen Verärgerung über ein technisches Problem - sehr sachlich und an echter Information interessiert. Umgekehrt bemühten sich die Vertreter der Bahn auch sichtlich, möglichst alle Fragen zu beantworten, soweit der Projektfortschritt dies ermöglichte und sicherten weitere Veranstaltungen zu, sobald mehr Informationen zur Verfügung stehen. Was der Bahn zum Ende der Veranstaltung auch einiges Lob aus dem Publikum einbrachte, am Besten fasst es wohl der Kommentar eines Nutzers zusammen: "Für den jetzigen Planungsstand schon OK."

Inwieweit das zugegeben einigermaßen sterile Format dazu beigetragen hat, dass größere Befindlichkeitswallungen ausgeblieben sind, lässt sich zwar nicht ermitteln - andererseits lässt sich auch und gerade in der Anonymität eines Online-Chat vortrefflich pöbeln. Abgesehen von einem eher unlustigen Scherzbold, der Sprüche nach Art der "Querdenker" und "Reichsbürger" auf Bahnbezug umformulierte, hat dies aber niemand im Publikum getan. Was einerseits natürlich für dieses selbst spricht, andererseits auch für die Veranstalter, die dazu wirklich keinen Anlass gegeben haben. Wer sich daran erinnert, wie noch vor wenigen Jahren bei der Eröffnung der Isental-Autobahn mit Kritikern dieses Projekts umgegangen worden ist - einige von ihnen erstatteten sogar Anzeige wegen Beleidigung -, kann hier einen wirklich angenehmen Dialog konstatieren.

Natürlich wird die Bahn keinem Kritiker insoweit entgegenkommen, zu sagen: Dann lassen wir es halt mit dem Neubau. Aber man kann erklären, warum man die Strecke so bauen muss - in diesem Fall stimmt der Imperativ, die Bahn hat schließlich einen Auftrag vom Bund. Und genau diese Erklärung hat es durchaus in sich. Auch wenn die Bahnvertreter es nicht explizit gesagt haben, wurde eines doch klar: Gebaut wird, was Berlin fordert - und bezahlt.

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